Bad Fucking
die Cheerleader das Hotel. Die Mädchen waren verschwitzt und machten einen völlig niedergeschlagenen Eindruck. Als sie die Blutspur am Boden sahen, blieben sie abrupt stehen.
»Ach, du Scheiße, was ist denn hier los?«, fragte Nadja und zeigte auf die Frau im schwarzen Kleid.
Sonja begann zu weinen. »Ich halte das alles nicht mehr aus, ich möchte sofort nach Hause.«
Camilla legte das Telefonbuch zur Seite und ging zu den Mädchen.
»Entschuldigen Sie, die Frau braucht dringend ärztliche Hilfe. Wissen Sie, wo ich hier einen Arzt finde?«
»Bam, Oida, das wird mir bald zu steil«, sagte Dodo. »Was ist denn mit der Frau überhaupt passiert? Und wer sind Sie? Wir brauchen dringend Hilfe. Jetzt ist Greg nämlich auch noch verschwunden.«
»Moment, Moment, alles der Reihe nach. Wer ist Greg? Und was heißt, ›er ist verschwunden‹? Und wo sind eigentlich die Leute, die hier im Hotel arbeiten?«
»Das würden wir auch gerne wissen«, antwortete Hannah und fummelte an ihrem Nasenring herum. »Wir brauchen jemanden, der sich im Wald auskennt. Das kann ja nicht sein, dass gleich zwei Leute spurlos verschwinden.«
»Welche zwei Leute sind verschwunden?«
Nadja hob schlaff ihre Hände. »Na, Sandra und Greg. Sandra ist seit gestern wie vom Erdboden verschluckt,und heute war auch Greg plötzlich weg, wie wir nach ihr gesucht haben. Sandra ist unsere Trainerin und Greg ist ihr Freund, der heute extra aus Wien angereist ist, um uns zu helfen.«
Camilla verstand noch immer nicht, was hier vor sich ging. »Trainerin wofür? Und was ist mit der Polizei? Warum hat das nicht längst die Polizei übernommen?«
»Die Polizei?« Dodo wurde wütend. »Die verdammte Polizei hat gesagt, dass Sandra schon wieder auftauchen wird und wir uns keine Sorgen machen sollen. So schaut’s aus. Und der Typ vom Hotel, der uns heute Früh noch geholfen hat, hat sich anscheinend in Luft aufgelöst.«
»Ch brch Wsr. Chwr Hlf Schprr Mr Schprr.« Wie auf ein Kommando hin schauten alle zur Frau, die unverständliches Zeug murmelte.
»Was ist denn mit dieser Frau passiert? Und wer sind Sie überhaupt?«, fragte Katja.
»Mein Name ist Glyck, ich habe hier dienstlich zu tun, und ich habe diese Frau auf der Straße gefunden. Was mit ihr genau passiert ist, weiß ich nicht. Aber klar ist, dass sie dringend einen Arzt braucht.«
»O. K., aber was machen wir jetzt? Wenn nicht schnellstens etwas unternommen wird, kann es sein, dass Sandra und Greg da draußen –.« Katja begann zu schluchzen.
Trotz der laufenden Klimaanlage hatte Camilla das Gefühl, dass die Hitze langsam ihr Gehirn austrocknete. Irgendwie fiel es ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Eigentlich war sie nach Bad Fucking gekommen, um etwas über die verschwundene Innenministerin Maria Sperr herauszufinden, stattdessen tappte sie von einer absurden Situation in die nächste. Wenn sie sich vor ihrem Chef nicht total blamieren wollte, musste siesich schleunigst etwas einfallen lassen. Die Frage war nur, was? In der einen Ecke stand eine Gruppe schwitzender und erschöpfter Mädchen, die nach einem verschwundenen Pärchen suchte, in der anderen saß eine verletzte Tschetschenin, die einer terroristischen Vereinigung nahe stand und aus Österreich abgeschoben werden sollte. Wenn sie dann noch in Betracht zog, was sie auf dem Gendarmerieposten gesehen hatte, konnte sie ruhigen Gewissens sagen, dass Bad Fucking ein durchaus bizarrer Ort war, der seinem Namen voll gerecht wurde.
Während Camilla krampfhaft überlegte, wie sie Ordnung in ihr Gedankenchaos bringen könnte, betrat Jagoda Dragičević das Hotel. Sie ging an den Mädchen und Camilla vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Bevor Jagoda im Gang verschwand, an dessen Ende ihre kleine Dienstwohnung lag, rief ihr Katja nach: »Entschuldigen Sie, Sie sind doch die Putzfrau hier. Haben Sie eine Ahnung, wo der Herr von der Rezeption ist? Wir brauchen jemanden, der uns bei der Suche nach unserer Trainerin und ihrem Freund hilft. Und diese Frau da –«, sie deutete auf die kauernde Gestalt im Fauteuil, » – braucht dringend einen Arzt.«
Jagoda blieb stehen und drehte sich um. »Es tut mir leid, aber ich arbeite nicht mehr in diesem Hotel.« Dann verschwand sie im Gang.
Camilla lief ihr nach. »Aber können Sie uns wenigstens sagen, wo wir hier einen Arzt finden?«
Jagoda sah Camilla an und schüttelte bedauernd den Kopf. »Doktor Bodingbauer ist auf Urlaub und der Zahnarzt ist tot.«
Camilla brummte der
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