Bad Fucking
Veronika Sandleitner, Sandra Redmont und die schwarz gekleidete Frau wurden in eigene Zimmer gebracht, und die Cheerleader kümmerten sich, unterstützt von Greg Sutherland und Jagoda Dragičević, um die drei Patientinnen. Philipps Leiche ließ man in seiner Wohnung liegen.
Camilla hatte mehrmals bei der Gendarmerie angerufen, aber weder Wellisch noch seinen Stellvertreter erreicht. Auch am Gemeindeamt meldete sich niemand. So wie es aussah, waren alle im Ort auf Tauchstation gegangen. Camilla war ratlos.
Die Cheerleader, die sich in der Zwischenzeit ein wenig beruhigt hatten, erklärten Camilla, dass sie die Nacht keinesfalls mit einer Leiche im Hotel verbringen würden.Wäre es nach den Mädchen gegangen, wären sie ohnehin am liebsten sofort nach Wien zurückgefahren. Aber so, wie die Dinge standen, würde sie der Bus frühestens am nächsten Tag von Bad Fucking abholen.
Angesichts der chaotischen Zustände blieb Camilla gar nichts anderes übrig, als ihren Chef anzurufen und ihm reinen Wein einzuschenken. Morgen war ja schließlich auch noch ein Tag, an dem sie ihre Nachforschungen anstellen konnte. Zumindest redete sie sich das ein, auch wenn es ihr schwer fiel, es zu glauben.
Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, dass die verletzten Frauen noch lebten, sank Camilla in der Lobby erschöpft in einen Fauteuil und schlief ein. Sie träumte wirres Zeug von einem Hund in einem riesigen Dachboden, als sie jemand sanft am Arm rüttelte.
»Hey, man«, hörte sie und erschrak, als sie Gregs schwarzes Gesicht vor sich sah. ›Oh Gott‹, dachte Camilla verwirrt, ›gehöre ich jetzt auch schon zu denen, die sich vor Schwarzen fürchten?‹
»Was ist denn los?«, fragte Camilla und drehte den Kopf zur Seite, weil sie einen unangenehmen Geschmack im Mund hatte. Wenn sie jetzt Greg angehaucht hätte, wäre er womöglich auch noch umgefallen und sie hätte einen weiteren Patienten zu betreuen gehabt.
»Ludmilla und Adalbert sind gefahren weg, und ich weiß nicht, ob sie bei der Polizei haben gemeldet, dass wir in der Hohle gefunden haben eine verletzte Mann.«
Camilla sah Greg mit großen Augen an. Träumte sie oder erzählte ihr der Schwarze gerade eine weitere Schauergeschichte? Hatte sie an diesem Tag nicht schon genug erlebt?
»Ich verstehe kein Wort. Welcher Mann liegt verletzt in welcher Höhle? Und wer sind Ludmilla und Adalbert?«Sie erinnerte sich zwar, einen Mann und eine Frau gesehen zu haben, dachte aber, dass es sich dabei um Hotelgäste handelte.
»Ludmilla und Adalbert uns haben geholfen bei Befreiung aus der Hohle. Aber ein Mann liegen noch verletzt dort.«
»Moment, Moment.« Camilla versuchte, sich zu konzentrieren. »Wenn diese Ludmilla und dieser Adalbert nicht mehr hier sind, werden sie wahrscheinlich zu dem verletzten Mann in die Höhle gefahren sein.«
Greg zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, ich hoffe, dass sie nicht sind gefahren schon nach Wien.« Er stand auf. »Ich gehe zu Sandra und schaue, wie es ihr geht. Thank’s, man.«
Camilla hatte ihre Reisetasche und den Laptop in Philipp Hintersteiners Wohnung eingesperrt. Der Gedanke, sich neben der Leiche die Zähne putzen zu müssen, behagte ihr gar nicht. Lieber wollte sie sich von einem der Mädchen einen Kaugummi ausborgen.
Camilla fühlte sich, als wäre sie in ein Zeitloch gefallen. Oder war es ein Wurmloch? Alles war irgendwie unwirklich, dabei war der Tag noch gar nicht zu Ende. Sie blickte auf die Uhr. Es war kurz vor sechs. ›O. K., es hilft nichts, ich muss das Telefonat hinter mich bringen.‹
Merkwürdigerweise war Dr. Klopf nicht zu erreichen. Seine Sekretärin sagte lediglich, dass bei ihnen gerade alles drunter und drüber gehe und der Chef sich nach der Besprechung sofort bei ihr melden werde. Leider dürfe sie keine Informationen weitergeben. Nicht einmal an Dr. Klopfs engste Mitarbeiter.
Camilla konnte sich nicht erinnern, jemals so weit neben sich gestanden zu sein. Neben dem Telefonapparat lag der Zettel, auf den die verletzte Frau mit ungelenkerSchrift MARIA SPERR geschrieben hatte. Sie betrachtete den Schriftzug. ›Merkwürdig, dass der Frau als Erstes ausgerechnet der Name der Innenministerin einfiel.‹
Camilla ging in das Zimmer, in dem die Frau lag. Sie hatte den Kopf zur Seite gedreht, damit sie leichter atmen konnte. Ihr Polster war blutverschmiert. Sie sah Camilla an und griff nach ihrer Hand. »Ch bn Mra Schprr.« Camilla glaubte erstmals verstanden zu haben, was die Frau sagte, und
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