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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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gewesen. Ich schloss die Tür ab und ging mit dem Koffer nach vorn in den Laden, um auf die Leute von Catering zu warten.
    Arlos Bahnanlage war noch immer in Betrieb. Ich schaute zu, wie der überlebende Personenzug sich durch die Stadt schlängelte, vorbei am Miniatur-Rathaus, am Kaufhaus, am Süßwarenladen, an der Kirche, an der Polizeiwache, der Schule …
    Die Schule. Sie war aus Holz, nicht aus Backstein, aber genau wie die echte Grundschule Ecke Orchard und Masonic hatte sie einen direkt angrenzenden Hof: ein eingezäuntes Gelände, auf dem sich winzige Figürchen tummelten.
    Ich griff wieder zum Headset: »True, vergessen Sie den Flughafen. Ich weiß, wo er hinwill … True? … True?«
    Ich rannte nach draußen, und als ich zum ersten Stock des Hotels hochsah, stand Annie nicht mehr am Fenster. Ich versuchte es immer wieder auf dem Headset und hörte es hauptsächlich knistern; aber zwischen den längeren Phasen von weißem Rauschen schnappte ich auch Fetzen von anderen Meldungen auf – genug, um mir auszurechnen, dass ich nicht die Einzige war, die Probleme mit der Verbindung hatte.
    Die Schule war nur sieben Blocks entfernt, und Arlo hatte so viel Vorsprung, dass er ohne weiteres schon da sein konnte. Meine einzige Hoffnung war, dass er sich – da er wusste, dass wir nach ihm suchten – eher für einen langsamen, verstohlenen Anmarsch entscheiden würde.
    Ich rannte los. Als ich, vier Blocks weiter, um die Ecke auf die Masonic einbog, sah ich ein Taxi mit eingeschaltetem BESETZT-Licht, das ein Stück weiter vorn vor einer roten Ampel stand. »Hey!«, schrie ich und rannte darauf zu.
    Die Welt wechselte die Farbe. Wie der Schuss einer NT-Waffe, war die Explosion der Pavian-Bombe geräuschlos: ein grelles lautloses Aufblitzen von Gelb und Orange mit einem durchscheinenden Taxi im Mittelpunkt. Ich spürte, wie etwas durch mich hindurchging – die Druckwelle vermutlich, obwohl es sich eher wie ein elektrischer Schlag anfühlte –, und dann lag ich flach auf dem Rücken.
    Ich setzte mich langsam wieder auf. Von meinen Armen stieg Dampf auf, und mein Gesicht fühlte sich heiß an. Ich stand auf – was mich wenigstens eine weitere Minute kostete – und ging mir das Taxi aus der Nähe ansehen.
    Das Fahrzeug selbst hatte bemerkenswert wenig abbekommen. Fenster und Spiegel waren zersplittert und rausgefallen, aber die Karosserie war wie unberührt, nicht einmal leicht angesengt. Beim Fahrer sah die Sache anders aus. Es war, als hätte er sich selbsttätig in Rauch aufgelöst: Ein Häufchen schwelende Klamotten war alles, was von ihm übriggeblieben war. Ich steckte den Kopf durchs Fenster, um Genaueres zu sehen, atmete einen widerwärtigen Geruch ein und zuckte würgend zurück. Da sah ich die Fußgänger: drei Paar Schuhe auf dem Fußgängerüberweg, direkt vor dem Taxi, jedes mit dazugehörigem Kleiderhaufen.
    Mir kam’s wieder hoch, und meine Knie knickten ein. War okay so: Ich hatte ja sowieso noch unters Taxi sehen wollen. Und tatsächlich sah ich zwischen den vier Rädern die Überreste eines geplatzten Fußballs.
    Ich stand wieder auf. In der Ferne hörte ich die Schulglocke läuten: große Pause. Ich versuchte zu rennen, aber mehr als ein betrunkenes Torkeln bekam ich nicht zustande.
    Als ich die Orchard Street erreichte, waren schon jede Menge Kids auf dem Schulhof. Arlo Dexter stand außen am Zaun und fischte gerade einen weiteren Fußball aus einer Segeltuchtasche. Ich zog meine Kanone und versuchte, ihn ins Visier zu kriegen, aber ich konnte den Arm nicht ruhig halten.
    Ich musste näher ran, um auf möglichst kurze Distanz zu gehen. Ich trat auf die Fahrbahn und sprang sofort wieder zurück, als ein Auto einen Schlenker machte, um mich nicht zu überfahren. Arlo hörte das empörte Gehupe und sah sich um. Wir starrten uns an. Er lächelte und streckte mir die Zunge raus, dann hob er den Ball über den Kopf und holte zum Einwurf aus.
    Eine Einkaufstasche voller Suppendosen traf ihn mitten ins Gesicht. Er knallte längelang hin und ließ den Ball fallen, der nur einmal aufprallte, bevor Annie ins Bild sprang und ihn sich schnappte. Sie vollführte eine saubere halbe Pirouette und spielte den Ball weiter zu einem anderen Taxifahrer, der ihn in einen offenen Gully zu seinen Füßen fallen ließ.
    »Alles in Ordnung, Miss?«, fragte jemand. Das war bloß ein Passant; er hatte die Show auf der anderen Straßenseite nicht mitgekriegt, aber ich war ihm aufgefallen. »Sie sollten mit dem Ding nicht so

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