Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff

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es?«
    Sie wirft dem lächelnden Politiker an der Wand einen Blick zu. »Eyes Only «, sagt sie.
    »Das müssen Sie mir schon erklären, Jane.«
    »Ich hab Ihnen doch von Panopticon erzählt, oder?«
    »Die ›Abteilung für ubiquitäre intermittierende Observierung‹.«
    »Genau. Eyes Only ist eines ihrer Überwachungssysteme. Es verwendet Miniatursensoren, die ein bisschen wie Kontaktlinsen aussehen, bloß kleiner und dünner – so klein und dünn, dass sie ohne Spezialgerät nicht auffindbar sind. Jetzt kann man diese Dinger theoretisch überall anbringen, aber in der Praxis platziert Panopticon sie immer nur auf Augen. Darstellungen von Augen, meine ich: auf Fotos, Gemälden, Zeichnungen, Plastiken …Jedes Mal, wenn Sie ein Auge sehen, das nicht im Kopf eines realen Menschen steckt, besteht die Möglichkeit, dass es Sie überwacht.«
    »Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit?«
    »Das weiß außer Panopticon keiner so genau. Wenn man die Typen fragt, sagen die einem: ›Kleiner als hundert Prozent, aber größer als null.‹ Das ist ein Witz, verstehen Sie? ›Ubiquitäre intermittierende Observierung‹ bedeutet, dass die nicht ständig zuschauen, aber dass sie jederzeit zuschauen könnten.«
    »Glauben Sie, dass sie uns jetzt gerade beobachten?«
    »Ich glaube, die Chancen liegen näher an hundert Prozent als an null.«
    Der Arzt will das Foto abhängen, aber es rührt sich nicht von der Stelle. »Na ja«, sagt er, »ich könnte mir wohl ein Handtuch oder einen Waschlappen bringen lassen und damit das Bild verhängen.«
    »Sparen Sie sich die Mühe. Mir ist es ziemlich egal, ob die zuschauen. Außerdem sind das da nicht die einzigen Augen im Raum.« Sie zeigt auf die Ausweiskarte an der Brusttasche seines Laborkittels. »Und in Ihrer Brieftasche haben Sie doch noch weitere Fotoausweise, oder? Und vielleicht ein paar Schnappschüsse von Frau und Kindern?«
    »Die können aus meiner Brieftasche heraus sehen?«
    »Sehen nicht, aber hören.«
    »Die Augen haben Ohren?«
    »Keine besonders passende Metapher. Die Leute von Panopticon sind IT-Freaks, keine Dichter.«
    Der Arzt holt seine Brieftasche hervor und überprüft rasch deren Inhalt. Er späht ins Geldscheinfach und fragt: »Bringen sie diese Sensoren auch auf Banknoten an?«
    »Aber klar. ›Smart Money‹ nennen die das. Sie benutzen solche Scheine, um Bargeldgeschäfte zu überwachen.«
    »Interessant«, sagt der Arzt. »Und beunruhigend.«
    »Wenn’s funktioniert, ist es regelrecht beängstigend. Aber das ist die zweite Hälfte des Witzes: Die Augen werden oft blind, und sie übersehen alles Mögliche – ganze Lieferwagen manchmal.«
    »Wer hat Ihnen von Eyes Only erzählt? Annie?«
    »Wir haben es im Traumunterricht behandelt. Aber man kann wohl sagen, dass mein eigentlicher Lehrer auf dem Gebiet Dixon war.«
    »Arbeitete Mr. Dixon für Panopticon?«
    »Eine Unterabteilung von Panopticon«, sagt sie. »Eine, von der man wirklich nicht überwacht werden möchte …«
Malefiz

    Ich bestand die Bewährung. Ich hatte nicht damit gerechnet; zulassen, dass der eigene Bewährungs-Officer umgebracht wird, müsste einem eine Sechs garantieren – könnte man jedenfalls annehmen. Aber das Aufräumteam, das Annies Habseligkeiten einsammelte, fand einen halbfertigen Beurteilungsbericht, in dem es hieß, ich würde »echtes Potential« zeigen, und das reichte offenbar, um mich auf eine Vier minus hochzukatapultieren .
    Einen Monat später habe ich meinen ersten Auftrag als richtige Bad-Monkeys-Agentin bekommen, in einem Altenheim in Russian Hill. Ein Arzt in der Intensivstation spielte Gott-in-Weiß. Er tat in die Infusionen irgendwelches Zeug, das bei den Senioren einen Herzstillstand auslöste, dann trommelte er das Notfallteam zusammen und reanimierte sie. Manchmal »rettete« er denselben Patienten zwei- oder dreimal, bevor dessen Organismus nicht mehr mitspielte.
    Er trieb das schon so lange, dass die Schwestern auf der Station allmählich argwöhnisch wurden, und wahrscheinlich wären die Bullen irgendwann auch auf ihn aufmerksam geworden, aber die Organisation bekam früher davon Wind. Panopticon führte einen Background-Check durch und stellte fest, dass er vorher schon in drei anderen Altenheimen gearbeitet hatte. Als die Leute von Kosten-Nutzen davon erfuhren, entschieden sie, dass es jetzt reichte.
    Ich bekam einen Job als Putze in der Nachtschicht. Schon in der ersten Nacht habe ich Dr. Gott allein im Aufenthaltsraum erwischt und ihm eine Kostprobe von