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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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Stärke gewesen … Was für einen Maßstab haben die da?« Ich hob den Arm und zeigte nach hinten; Arlo wich seitlich aus, als wär mein Finger die Spitze eines Speers, und so konnte ich an ihm vorbei. Ich ging weiter bis zur Eisenbahnanlage. »Ja, die könnten richtig sein …« Ein Zug näherte sich gerade der Brücke am Rand der Ortschaft; ich pflückte die Lok von den Gleisen und beförderte dadurch ein halbes Dutzend Waggons in ein tiefes Flusstal. »Ist das H0-Größe?«
    Arlos Backen schwollen wie Blasebälge auf und ab, und er hatte sich schon fast die Unterlippe abgebissen. »Tut mir leid«, sagte ich wieder. »Aber die hat die richtige Größe, da bin ich mir fast sicher … Haben Sie welche wie die?« Unfähig zu sprechen, deutete Arlo auf eine Vitrine – und bereute es sofort.
    Die Vitrine war abgeschlossen, aber ich brauchte nur ein bisschen an der Glas-Schiebetür zu rütteln, um ein paar der darin ausgestellten Waggons umzuschmeißen. Ich wandte mich zu Arlo : »Könnten Sie die hier vielleicht aufschlie –«
    »Nein.«
    »Ich wollte mir das nur an –«
    »Nein .«
    »Okay.« Ich zuckte die Achseln und zeigte auf eine x-beliebige Lok. »Wie heißt die hier?«
    »Burlington-Northern.«
    »Und die da?«
    »Union Pacific.«
    »Und die da?«
    »Illinois Central … Hören Sie, ich hab keine Zeit, Ihnen den Namen jeder einzelnen Lokomotive –«
    » Oooh ! Und was für eine ist die da?«
    »Die Southwest Chief.«
    »Also, die ist echt schick. Gibt’s die auch in anderen Farben?«
    »Nein, gibt’s nicht … Hören Sie, ich hab heute Morgen wirklich viel zu tun, also wenn Sie nicht wissen, was Sie eigentlich wollen –«
    »Wie steht’s mit Affen?«, sagte ich.
    »W-was?«
    »Affen.« Ich lächelte ihn an. »Es ist bescheuert, ich weiß, aber als wir klein waren, war mein Bruder ein totaler Fan von Coco dem neugierigen Affen, und er ist da nie richtig rausgewachsen . Hätten Sie vielleicht Züge mit Affen drauf?«
    »Nein. Ich habe nichts Derartiges. Ich hab noch nie von etwas Derartigem gehört.«
    »Wie steht’s mit einem Koffer?«
    Arlo biss sich wieder auf die Lippe.
    »Sie wissen schon«, fuhr ich fort, »so ein Handköfferchen? Durch dieses Hobby hat mein Bruder ein paar … interessante neue Leute kennengelernt. Deswegen dachte ich, er könnte sich über ein Köfferchen freuen, in dem er seine Züge transportieren kann, wenn er diese Freunde besucht. Hätten Sie was in der Art, sagen wir, ungefähr so groß? In einem hübschen Schwarz vielleicht?«
    Im Hinterzimmer des Ladens fing ein Telefon an zu klingeln. Arlo drehte sich nach dem Geräusch um. »Möchten Sie rangehen?«, fragte ich. Es war offensichtlich, dass er das wollte – zumindest wollte er so schnell wie möglich von mir weg –, aber ebenso offensichtlich war, dass er sich Sorgen machte, was seinen Spielsachen passieren könnte, wenn er mich mit ihnen allein ließ. »Ist schon okay«, beruhigte ich ihn. »Ich versprech Ihnen, ich fass nichts an, solang Sie weg sind.«
    Das machte ihn erst richtig nervös – bevor er im Hinterzimmer verschwand, warf er einen letzten Blick auf die Eisenbahnanlage, als wäre er sicher, dass ich sie, kaum hätte er den Raum verlassen, zu Klump schlagen würde.
    Was, bei näherer Überlegung, gar keine so schlechte Idee war …
    Als ich wieder auf die Anlage zuging, stieß mein Fuß gegen etwas. Es war die Zeitschrift, die Arlo gelesen hatte, als ich in den Laden gekommen war: Model Train Enthusiast’s Monthly oder was in der Art. Das Umschlagfoto zeigte eine schnittige Lokomotive, die auf einen Bahnübergang zuratterte , wo – das war seltsam – ein Zinnfigürchen, ein Junge mit einem Fußball, mit dem Rücken zur Lok auf den Gleisen stand.
    Auf der Flanke der Lok war ein Affe abgebildet. Nicht der neugierige Coco oder sonst ein freundlicher Comic-Primat – das war ein bösartiger Albtraum-Affe mit scharfen Reißzähnen, die aus einer blauroten Schnauze ragten, der pavian , schrie die Schlagzeile, heute im angebot !
    In einem Kasten in der rechten unteren Ecke des Umschlags war noch ein kleineres Foto zu sehen, das zwei Frauen in Zugschaffneruniform zeigte. Die Uniformen mussten nachträglich digital eingefügt worden sein, aber die Retusche war so gekonnt gemacht, dass es mir fast gar nicht auffiel: Die Frauen waren ich und Annie. Die Bildunterschrift lautete: »Sie haben’s auf dich abgesehen – Näheres S. 23.«
    Die Tür zum Hinterzimmer war abgeschlossen. Ich trat dagegen, bis sie’s nicht

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