Bad Monkeys
ihn derzeit. Sollte es sich als erforderlich erweisen, werden die Guten Samariter dafür sorgen, dass er sich einer Beratung unterzieht.«
»Das ist alles? Sie veranlassen ihn möglicherweise, einen Klapsdoktor aufzusuchen?«
»Ich hatte eher eine ethische Beratung gemeint«, sagte True. »Wenn sein Gewissen nicht ausreicht, um seine Triebe im Zaum zu halten, dürfte ein Psychiater wohl auch nicht viel nützen … Was erwarten Sie von uns, Jane? Dass wir jemand liquidieren, bloß weil er Fotos aus Zeitschriften ausschneidet?«
»Okay, wenn Sie mich nicht losschicken, könnten Sie wenigstens dafür sorgen, dass alle erfahren, was das für einer ist.«
»Und was würden wir dadurch erreichen – außer den Ruf eines völlig unbescholtenen Bürgers zu ruinieren?«
»Herrgott, True, soll ich es Ihnen wirklich vorbuchstabieren?«
»Ich habe durchaus Verständnis für Ihre diesbezüglichen Empfindungen …«
»Sie haben Verständnis –«
»Sie sind eine proaktive Persönlichkeit«, sagte True. »Wenn Sie eine mögliche Gefahr wahrnehmen, wollen Sie sie gleich ausmerzen. Das ist für einen Jäger ein nützlicher Instinkt, und das ist einer der Gründe, warum Sie bei Bad Monkeys sind. Meine Wünsche gehen allerdings in eine etwas andere Richtung. Ich will, wie Sie, das Böse bekämpfen, aber ich will es effektiv bekämpfen. Insbesondere will ich sichergehen, dass, wenn die Organisation aktiv wird, dies aus einer gerechtfertigten Erwartung positiver Resultate heraus geschieht, und nicht lediglich aus blindem Aktionismus. Deswegen bin ich ja bei Kosten-Nutzen. Und deswegen nehmen Sie von mir Befehle entgegen.«
Ich hielt es für ratsam, darauf nicht zu antworten, also deutete ich stattdessen mit dem Daumen auf Mr. Flaschenböden. »Und was will der?«
»Das ist Mr. Dixon. Er arbeitet für Malefiz .«
Malefiz ist eine Unterabteilung von Panopticon, die Agenten überprüft; sie ist die Entsprechung der Abteilung für Interne Ermittlungen bei der Polizei. »Hab ich irgendwas ausgefressen?«
Dixon sah von seinem Tee auf. »Meiner Erfahrung nach«, sagte er, »lautet die richtige Frage nicht ›Habe ich?‹, sondern ›Wie viel wissen die?‹. Andererseits gibt’s für alles ein erstes Mal. Ich habe mir schon immer gewünscht, einen wirklich unschuldigen Menschen kennenzulernen; vielleicht werden Sie das sein.« Er fischte eine Visitenkarte aus einer versteckten Tasche im Ärmel seines Mantels. »Das ist meine gegenwärtige Dienstadresse. Kommen Sie heute Abend um acht vorbei. Wir werden ein bisschen plaudern.«
»Äh, meine Schicht beginnt um halb zehn. Wird die Zeit reichen?«
»Acht Uhr«, wiederholte Dixon. »Seien Sie pünktlich.«
Ich wartete, bis er gegangen war, und wandte mich dann an True: »Was zum Teufel soll das?«
»Ich weiß es nicht. Dixon hat mich gestern Abend angerufen, direkt nach Ihnen, und meinte, er wolle Sie kennenlernen. Ich nehme an, es hat etwas mit Ihrem Background-Check zu tun.«
»Ich dachte, ich hätte die Bewährung bestanden. Warum sollte Malefiz jetzt noch einen Background-Check durchführen?«
»Den führen sie immer durch.«
»Und Sie haben keine Ahnung, was die ausgegraben haben könnten?«
»Dixon hat nichts gesagt.«
»Na gut, gibt’s irgendeine Möglichkeit, wie ich es rauskriegen könnte, bevor ich zu ihm gehe?«
»Versuchen Sie es doch damit, sich das selbst zu fragen«, schlug True vor.
»Mich was zu fragen?«
»Ob Sie je etwas Böses getan haben.«
Die Adresse auf der Karte gehörte zu einer Videospielhalle im Mission District . Es wunderte mich, dass sie um diese Uhrzeit noch geöffnet war. Ich stand im Eingang, checkte die Spieler ab – sie waren größtenteils zu jung, um etwas anderes als Normalbürger zu sein – und fragte mich schon, ob ich da richtig war, als so ein Typ mit einer Kleingeld-Bauchtasche von der Seite ankam und mir auf die Schulter tippte. Er zeigte auf ein Schild an der Wand: alle spielzeugwaffen sind vor betreten abzugeben .
Ich sah den Typ an. Er zupfte sich am Ohrläppchen, an dem ein goldener Monogramm-Ohrring mit den Buchstaben OMF hing. Ich gab ihm meine NT-Waffe. Er steckte sie in seine Bauchtasche und zog dafür ein gelbes Elastikband hervor, das er mir über die Hand streifte. Das Band saß stramm um das Handgelenk und war an der Innenseite mit irgendwelchen Metallkontakten bestückt, und sofort fing meine Haut an zu kribbeln. Ich war noch dabei, mich daran zu gewöhnen, als mir der Typ eine eiskalte Dose Coke in die andere
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