Bad Monkeys
Hand drückte. Er zeigte auf ein weiteres Schild: bei waffenübergabe gratis- limo . Dann deutete er mit dem Kopf nach hinten und sagte: »Er erwartet Sie.«
Ich machte mich auf den Weg nach hinten. Die Cola-Dose fror mir die Hand ab, also riss ich sie auf, um sie etwas aufzuwärmen, und nahm einen großen Schluck. Es war ein Gefühl, als würde man flüssigen Stickstoff trinken; mein ganzer Mund wurde taub, und als das Coke meine Kehle erreichte, kriegte ich solche Kopfschmerzen, dass mir das Wasser in die Augen schoss.
Die Spielhalle schien kilometerlang zu sein. Jedes Mal, wenn eine Reihe von Videogeräten endete, fing gleich die nächste an, und je weiter ich kam, desto seltsamer wurde das Ganze. Jetzt saßen keine Kids mehr an den Joysticks, sondern Gnomen, blonde Gnomen in Ledermänteln, mit Flaschenbödenbrillen auf der Nase. Auch die Videogeräte wurden absonderlicher: An die Stelle von Virtual Fighter 3 und Dance Dance Revolution traten jetzt Sachen aus der Sparte »Die sieben Todsünden«. Und was sich da so auf den Bildschirmen abspielte … Sagen wir einfach, der Verein Besorgter Eltern hätte das nicht gerade toll gefunden.
Schließlich gelangte ich an eine Tür mit der Aufschrift mitarbeiter-gespräche . Ich trank noch einen Schluck Coke, klopfte an und trat ein.
Dixons Büro wurde von einer einzigen Deckenlampe erhellt, eigentlich einer Art Suchscheinwerfer – die Birne dürfte so an die tausend Watt gehabt haben, und wenn sie statt senkrecht nach unten auf die Tür geleuchtet hätte, wäre ich augenblicklich blind geworden. Im Lichtkegel der Lampe stand ein langer Klapptisch. Die linke Seite war mit Papier vollgestapelt, größtenteils altmodische Endlos-Computerausdrucke. Die rechte Seite war einem schnittigen Laptop vorbehalten, auf dessen Display eine Kaskade von grünen Zahlen flimmerte.
Dixon saß mit dem Rücken zur Tür; er blätterte einen Stoß von Ausdrucken durch und tat so, als hätte er mich nicht reinkommen hören. Ich fasste das als eine Standard-Vernehmungstaktik auf: Er wollte, dass ich zuerst redete, damit auch ja klar wurde, dass er das Sagen hatte. Ich tat ihm nicht den Gefallen, sondern nahm noch ein paar laut glucksende Schlucke Coke. Der abschließende Rülpser schien ihn dann endlich aus seiner Versenkung zu reißen.
»Es ist acht Uhr neun«, sagte er. »Ich hatte gesagt, Sie sollten um acht hier sein.«
»Ja, tja, Sie hatten mir aber nicht gesagt, wie weit es noch von der Straße zu laufen ist. Wie lang ist das Gebäude überhaupt?«
Er drehte sich um. An seiner Brille war so ’ne komische Apparatur montiert: Vom oberen Rand des rechten Glases reckte sich ein waagerechtes Armchen , von dem in knapp einem Zentimeter Abstand vom Brillenglas ein durchsichtiges Plastikrechteck herunterhing. Das Rechteck flackerte grün im Takt mit dem Flackern des Laptops auf dem Tisch. Es sah total schwachsinnig aus, aber auch irgendwie hypnotisierend.
»Wissen Sie, warum Sie hier sind?«, fragte Dixon.
Noch so ’ne Vernehmungstaktik: Fordert mich auf zu erraten, was ich angestellt habe, und vielleicht liefere ich ihm dabei etwas, wovon er gar keine Ahnung hatte. Ich zuckte die Achseln und stellte mich dumm. »True meinte, es könnte was mit meinem Background-Check zu tun haben. Was ist, haben Sie ein paar unbezahlte Knöllchen ausgegraben?«
»Der schlechte Affe hasst seinen eigenen Geruch.«
»Wie bitte?«
»Das ist ein deutscher Spruch bei uns in › Malefiz ‹. Nicht so tiefschürfend wie › Omnes mundum facimus ‹, aber für unsere Zwecke reicht er.«
»Spannen Sie mich nicht auf die Folter. Was bedeutet er?«
»Es ist eine Beobachtung über die menschliche Natur«, sagte Dixon. »Ein Problem bei diesen Background-Checks ist, dass wir dank der Effektivität unserer Überwachungstechnik über kurz oder lang in Daten ertrinken. Natürlich verfügen wir auch über die nötige Technologie, um diese Daten relativ rasch zu sichten, aber auch Computer haben ihre Grenzen, und eine Brachialsuche durch ein ganzes Leben – besonders ein nicht so hundertprozentig astreines Leben – verschlingt eine gewaltige Menge Rechenzeit. Also versuchen wir, Hinweise zu finden, die uns helfen, die Suche einzugrenzen … Etwas frei übersetzt bedeutet unser Spruch ›Der schlechte Affe hasst seinen eigenen Geruch‹, dass Leute sich am meisten über solche moralischen Mängel empören, die ihre eigenen widerspiegeln. Der Geistliche, der sonntags lautstark gegen die Unzucht wettert: der ist
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