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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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hielt mir die Ausdrucke hin. »Hier sind noch ein paar Titel, zu denen ich liebend gern Ihre Stellungnahme hören würde.«
    Ich machte mich an die Arbeit. Es war irrsinnig: eine detaillierte Auflistung sämtlicher Porno- und Erotikbücher, die ich je in den Händen gehabt hatte. Und keineswegs bloß die Titel – es gab Vermerke über bestimmte Szenen, sogar über bestimmte Absätze, denen ich besondere Aufmerksamkeit gewidmet hatte. Und wissen Sie, es war völliger Bockmist, was er mir da unterstellte, aber wenn ich das alles so zusammen sah, auf einem Haufen, konnte ich mir schon irgendwie vorstellen, dass ein übermäßig argwöhnischer Mensch falsche Schlüsse daraus ziehen würde.
    Was stand sonst noch auf der Liste?
    Na ja, de Sade natürlich. Allerlei viktorianische Gentlemen – auf dem College muss ich das gesamte Programm der Grove Press rauf und runter gelesen haben, aber hey, wer zum Teufel hat das damals nicht getan? Dann Henry Miller. William Burroughs. Anne Rice.
    Anfangs wäre ich am liebsten im Boden versunken, wissen Sie? Aber wie ich weiterlas – es war eine lange Liste –, stieß ich immer häufiger auf Sachen, wo es mir schon schwerer fiel, mich zu schämen: Bücher und Geschichten, die wirklich nicht als Schweinkram bezeichnet werden konnten, auch wenn da durchaus Sexszenen drin vorkamen. Gegen Ende schien der Kompilator nach jedem Strohhalm gegriffen zu haben – es waren sogar ein paar Shakespeare-Stücke dabei. Und dann, auf der letzten Seite, hab ich den abwegigsten Eintrag überhaupt gefunden.
    »Die Bibel?«
    »13. November 1977«, sagte Dixon. »Eines der wenigen Male, wo Sie tatsächlich in der Kirche waren. Eyes Only hat Sie beobachtet, wie Sie bei einer Passage aus der Genesis verweilten – der, wo Lot den Männern von Sodom und Gomorrha seine jungfräulichen Töchter anbietet.«
    »Aha … Und weil ich bei dieser Bibelstelle verweilt habe, glauben Sie, dass ich den Wunsch verspüren könnte, einem realen Pöbel eine reale Jungfrau auszuliefern?«
    »Wenn Sie neunzehnmal dabei verweilt hätten, wäre ich in der Tat berechtigt, mich zu wundern. Das eine Mal können wir wahrscheinlich schlichtem pubertärem Interesse zuschreiben … Obwohl ich es schon bemerkenswert finde, dass Sie beim Lesen der Passage gelacht haben.«
    »Okay.« Ich schob ihm den Stapel Ausdrucke wieder zu. »Ich hab’s kapiert.«
    »Sie haben es kapiert?«
    »Ja. Sie können True sagen, dass er mich am Arsch lecken kann.«
    »Ach so … Sie glauben, Mr. True hat mich beauftragt, Sie mir wegen dieser Sache vorzunehmen.«
    »Ich hab seine Haltung in Bezug auf Tyler kritisiert, oder? Aber das hier ist nicht mal entfernt das Gleiche …«
    »Sie geben sich momentan wenigstens zwei falschen Vorstellungen hin«, sagte Dixon. »Erstens der Annahme, es würde mich auch nur im mindesten tangieren, ob Ihnen Mr. Trues Entscheidungen Bauchschmerzen bereiten. Glauben Sie mir, das leibliche wie das seelische Wohlergehen subalterner Agentinnen und Agenten gehört nicht zu den Dingen, die mir nachts den Schlaf rauben.«
    »Und was ist die zweite falsche Vorstellung?«
    »Dass ich bezüglich Dr. Tylers anderer Meinung wäre als Sie. Wenn es nach mir ginge, würde die Organisation weit aggressiver gegen ihn vorgehen – und gegen seinesgleichen. Leider muss ich mich, wie Sie, den Entscheidungen von Kosten-Nutzen beugen. Und selbst wenn ich zu entscheiden hätte, wäre meine Ideallösung nicht durchführbar.«
    »Warum nicht? Weil jeder abartige Phantasien hat?«
    »Nein. Das ist bloß etwas, was sich Leute mit abartigen Phantasien einreden, damit sie sich normal vorkommen. Aber es gibt in der Tat genug von ihresgleichen, um eine saubere Endlösung logistisch impraktikabel erscheinen zu lassen …« Er wartete einen Augenblick, ehe er fortfuhr: »Leute allerdings, die ihre abartigen Phantasien auch ausleben – die stellen eine weit überschaubarere Zielgruppe dar.«
    Und in dem Moment, einfach so, hab ich endlich kapiert, worum es bei der ganzen Geschichte ging: Er wusste über die Schoßjungchen Bescheid.
    »Ich weiß über die Schoßjungchen Bescheid«, sagte Dixon.
    Die Schoßjungchen?
    Ja, okay, wie soll ich das erklären … Erinnern Sie sich, wie ich Ihnen gesagt hab, in den Zwanzigern hätte ich gelegentlich ein bisschen zu viel Spaß gehabt? Das war so ein Fall.
    Es war ein paar Sommer nachdem ich aus Berkeley rausgeflogen war. Wochentags arbeitete ich in so einer von Kakerlaken wimmelnden Frittenbude im Tenderloin

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