Bad Monkeys
Abschied die Bude angesteckt?
Aber noch bevor ich aus dem Bett springen konnte, kam Miles rein, in den Händen ein Schneidebrett, als wär’s ein Tablett, beladen mit lauter leckeren Sachen: einem Omelett , Zimttoast, Kaffee, Saft und sogar einem Miniträubchen Trauben. Ich, total platt: »Was ist das? «, und er: »Zimmerservice.« Er baute mir ein Nest von Kissen, so dass ich wie die Königin von Saba thronte, und legte mir dann das Schneidebrett auf den Schoß.
Ich war echt hin und weg. Mir hatte noch nie jemand Frühstück ans Bett gebracht, und ganz ehrlich, in dem Moment hätte das Essen wie Scheiße schmecken können, es war mir egal gewesen. Aber als ich vom Omelett probierte, war es auch noch richtig gut.
Also aß ich, und inzwischen ging Miles an meine Kommode und machte die Schachtel auf, wo ich meine Drogen bunkerte. Ich sah ihm zu, wie er sich einen Joint drehte, und die Sonne schien dabei durchs Fenster rein, und plötzlich hat’s klick gemacht, und ich hab gemerkt, dass er so bei Tageslicht noch mehr wie ein kleiner Junge aussah, als ich gestern gedacht hatte. Also leg ich die Gabel hin und sag: »Wie alt bist du wirklich, Miles? Neunzehn?« Und er hat nichts gesagt, nicht mal zu mir rübergeguckt , hat nur weiter an diesem Joint gebastelt, aber er lächelte auf eine Weise, dass ich wusste, die Antwort war nein. Und ich: »Achtzehn?« Immer noch nein. Also sag ich mir: Mannomann … »Siebzehn?« Immer noch nein. »Sechzehn?« Endlich änderte sich sein Lächeln ein bisschen. »Echt toll«, sagte ich. »Die Bullen werden begeistert sein.« Und Miles griff wieder in die Drogenschachtel und zog eine große Tüte Pillen raus und sagte: »Man sieht ja, was für einen Schiss du vor den Bullen hast.«
Und, was haben Sie gemacht, wo Sie jetzt wussten, dass er erst sechzehn war?
Was glauben Sie wohl, was ich gemacht habe? Ich hab ihn behalten.
Ihn behalten?
Logo, Frühstück ans Bett, klar hab ich ihn behalten! Hab ihm einen Schlüssel gegeben und ihm gesagt, er könnte so lange bleiben, wie er wollte. Wir machten einen Deal: Er würde die Bude in Ordnung halten, für mich kochen, wenn ich da war, und, Sie wissen schon …
Und wie lange hat dieses Arrangement gehalten?
Ein paar Wochen. Bis er eines Morgens wirklich die Flatter gemacht hat, zusammen mit meiner Stereoanlage und der Hälfte meines Dopes. Ich hätte eigentlich stinkig sein müssen, aber irgendwie hab ich’s nicht richtig geschafft; er hatte sich das Zeug redlich verdient, und an seiner Stelle hätt ich’s wahrscheinlich auch nicht anders gemacht.
Und nachdem er gegangen war, gab es andere?
Schon, aber ich möchte nicht, dass Sie jetzt denken, ich wäre dabei total nuttenmäßig vorgegangen. Ich hab durchaus eine Weile gewartet, ob er vielleicht zurückkommt. Aber dann, ja. Das hab ich dann regelmäßig gemacht, diesen ganzen Sommer und Herbst. Streunende Welpen aufgelesen.
Waren sie alle minderjährig?
Sie waren alle alt genug. Was ihr kalendarisches Alter anging, hab ich nach Miles gar nicht mehr gefragt.
Aber Sie haben sie vorhin als »Schoßjungchen« bezeichnet.
Ich hab nicht damit angefangen, das war Phil. Eines Morgens ist er ohne Vorwarnung aufgekreuzt, und bevor ich ihn wieder loswerden konnte, kommt mein aktueller Hausgast mit nacktem Oberkörper aus der Küche reinspaziert . Also meint Phil: »Das Kätzchen hat dir wohl nicht gereicht? Hältst du dir neuerdings auch Schoßjungchen ?«
Er war damit nicht einverstanden.
Tja, na ja, hat mich nicht direkt gewundert. Phil war schon immer ein ziemlicher Puritaner … Und hören Sie, ich versuch das nicht zu beschönigen, okay? Ich weiß, dass es falsch war, aber Sie müssen bedenken, das war eine andere Zeit. Es war nicht wie heutzutage, wo man nur die Nachrichten einzuschalten braucht, und da wird wieder mal ein Highschool-Lehrer in Handschellen abgeführt. Teenager im Park aufgabeln war 1990 in San Francisco kein so fürchterliches Delikt – es war bloß … dekadent.
Aber natürlich ist es eine Sache, selbst keine Probleme damit zu haben, und eine ganz andere, das einem Bullen oder einem Richter verständlich zu machen – und erst recht so einem bebrillten Kontroll-Freak, der seine Tage damit zubringt, über anderer Leute Sünden Buch zu führen. Als Dixon also sagte: »Ich weiß über die Schoßjungchen Bescheid«, war mein erster Gedanke: Jane, jetzt sind ein paar Erklärungen fällig.
Hatte ich eine Ahnung … Ich hatte noch immer nicht richtig kapiert, was es
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