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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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bekommen.«
    »Dann wäre also alles restlos geklärt, ja?«
    »Nicht alles. Nach Ihren eigenen Angaben datiert Ihre Beziehung zur Organisation aus einer Zeit, die lange vor Ihrer ›Schoßjungchen‹-Phase lag. Und auch wenn das, was Owen Farley passiert ist, Ihnen tatsächlich erhebliche Schuldgefühle bereitet hat, bezweifle ich, dass dieses Ereignis für sich genommen ausgereicht hätte, um einen so elaborierten Bewältigungsmechanismus entstehen zu lassen. Es ist zu wenig, zu spät. So stellt sich für mich dieselbe Frage wie für Dixon: Gibt es noch etwas, was Sie gestehen möchten?«
    »Nein«, sagt sie bestimmt, dann noch einmal: »Nein.« Sie lehnt sich auf ihrem Stuhl zurück und wendet den Blick ab; ihre Lippen bewegen sich so, als wollten Sie ein drittes Mal das Wort »Nein« artikulieren.
    Aber was – nach einer langen Pause und fast unhörbar – tatsächlich herauskommt, ist: »Noch nicht.«
Grusel-Clowns, Schibboleths und die Wüste von Ozymandias
     
    Nach meinem Zusammensto ß mit Dixon dauerte es fast drei Monate, bis ich einen weiteren Auftrag bekam. Ich wusste aus Annies Traumunterricht, dass eine solche Auszeit nicht unbedingt außergewöhnlich war, aber in Anbetracht der Umstände konnte ich nicht umhin, mir Gedanken zu machen.
    Haben Sie befürchtet, man hätte Sie am Ende doch gefeuert?
    Nein, ich wusste, dass es nicht so war – ich konnte Catering weiterhin jederzeit anrufen, die hatten einfach nichts für mich. Und wenn ich dann fragte, ob ich True sprechen könnte, hieß es, er sei momentan nicht erreichbar, und so kam mir allmählich der Gedanke, er könnte verärgert sein.
    Weswegen? Wegen der Schoßjungchen?
    Eher wegen einer anderen Sache, die ich mir geleistet hatte. Auf diesem Büfettempfang auf der Dachterrasse hatte True mich zuletzt vor Eigenmächtigkeiten in Sachen Dr. Tyler gewarnt. »Ich weiß, dass Sie in Versuchung kommen werden – ganz besonders, sobald Sie die Überprüfung durch Malefiz vom Hals haben –, aber tun Sie es nicht. Julius Deeds war der erste Patzer; Annie Charles war der zweite; ich brauche Ihnen bestimmt nicht zu sagen, was nach dem dritten Patzer passiert.«
    Natürlich bedeutete es, dass ich im Pflegeheim kündigen musste. Vielleicht bin ich die größte Heuchlerin im Universum, aber ich traute mir einfach nicht zu, Nacht für Nacht mit diesem Perversen zu tun zu haben und nicht über kurz oder lang was zu unternehmen. Also hab ich gekündigt, aber dann bin ich während meiner letzten Schicht wieder in Tylers Büro eingebrochen und hab diesen Katalog für Schuluniformen, von dem True erzählt hatte, aus seinem Aktenschrank rausgeholt und hab ihn auf seinen Schreibtisch gelegt. Das war nichts, wodurch er in Schwierigkeiten geraten wäre, wenn jemand anders es gesehen hätte – aber er würde wissen, dass ihm jemand auf den Fersen war.
    Und was hofften Sie, dadurch zu erreichen?
    Herrje, wenn das keine Bob-True-Frage ist! Ich weiß nicht, was ich zu erreichen hoffte; ich hab’s einfach getan, okay? Aber durch Eyes Only wusste Panopticon, dass ich’s getan hatte, und ich bin sicher, sie haben’s True erzählt, und auch wenn’s nicht schlimm genug war, um als Patzer Nummer drei zu gelten, hatte ich mich immerhin einem direkten Befehl widersetzt. Also dachte ich mir, dass keine Aufträge kamen, wäre Trues Weise, mich zu bestrafen: inoffizielle Beurlaubung.
    Unterdessen ließ Dixon keine Gelegenheit aus, mich zart daran zu erinnern, dass er meine Akte keineswegs geschlossen hatte. Ich hatte einen neuen Job als Putze gefunden, diesmal in einem Bürohaus unten am Hafen. Da ging’s viel ruhiger zu als im Altenheim, nur ich und ein Wachmann, hätte also eigentlich ganz toll sein müssen: kein Boss, das ganze Haus praktisch zu meiner Verfügung, dazu der Getränkeautomat im obersten Stock, der so eine Privatmacke hatte, dass nämlich, wenn man die Tasten auf eine bestimmte Art drückte, zwei Dosen zum Preis von einer rauskamen. Aber mit der Zeit kriegte ich da das Gruseln. Die Firma, der das Haus gehörte, importierte Wackelkopf-Puppen aus Taiwan, und die Scheißdinger standen absolut überall herum und beobachteten mich nicht nur, sie nickten mir auch noch dauernd zu. Das ging schließlich so weit, dass ich es nicht länger als eine halbe Stunde aushielt, dann musste ich runter in den Wachraum , um meine Nerven zu beruhigen.
    Eines Nachts gehe ich da also rein, und der Wachmann sieht gerade fern. Es lief Die Reifeprüfung. Und auch nicht irgendeine

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