Bad Monkeys
beliebige Szene – wie ich reinkomme, ist das Erste, was ich sehe, wie sich Anne Bancroft für Dustin Hoffman die Strümpfe anzieht. Also sag ich: »Darf ich umschalten?«, und der Wachmann hat bloß die Achseln gezuckt und gesagt, ihm wär’s egal, also hab ich gezappt und zack! wieder eine Schlafzimmerszene: Bud Cort im Bett mit Ruth Gordon – Harold und Maude. Also hab ich wieder weitergezappt , und es war ein Werbespot, und ich atme auf, aber dann sagt der Sprecher: »Demnächst auf A&E : Mary Kay Letourneau – Eine verbotene Liebe …«
Und Sie glaubten, damit wollte Dixon Sie verhöhnen?
Wenn es bloß das eine Mal gewesen wäre, hätte ich es vielleicht als Zufall abgetan. Aber es ging so weiter – wann immer ich in die Nähe eines Fernsehers kam … Ich meine, ich weiß, dass die Kabelsender von Wiederholungen leben, aber wie oft hintereinander können sie dieselben paar Filme durchlaufen lassen?
Und es war auch nicht bloß die Glotze. Im Radio fielen mir bald auch so kleine Sticheleien auf. Ich stand unter der Dusche, hörte KKOG und sang die Lieder mit, und plötzlich merk ich, Scheiße, The Kids Are All Right , oder? Und wenn’s nicht der Song an sich war, dann war’s die Band … Die Pet Shop Boys, fast wörtlich »Schoßjungchen«, nicht? Erinnern Sie sich an die Pet Shop Boys? Die sind – wie lange aus den Charts raus, zehn Jahre? Aber plötzlich waren die wieder voll im Trend.
Michael Jackson ebenfalls, könnte ich mir vorstellen.
Kommen Sie mir bloß nicht mit Michael Jackson! Wenn ich noch einmal in meinem Leben Billy Jean höre …
Was haben Sie also wegen dieser … Belästigungen unternommen?
Anfangs habe ich versucht, sie zu ignorieren; als das nicht funktionierte, hab ich wieder angefangen, Valium zu schlucken. Das half eine Zeitlang, aber dann hat Dixon mit einer richtig miesen Tour angefangen. Eines Tages stand ich im Laden an der Kasse an, und da merk ich, dass ich die Butter vergessen habe, und wie ich zum Regal zurücklaufe, hat jemand sämtliche Milchtüten rumgedreht, so dass die Fotos von den vermissten Kids nach vorn ausgerichtet waren. Alles Jungen, und alle starrten mich mit so einem enttäuschten Ausdruck an.
Das war einfach zu viel. Ich meine, Harold und Maude, okay, das war ja noch irgendwie witzig, auf eine makabre Weise, aber das hier war für mich kein Spaß mehr.
Also kam mir die Idee, dass ich wieder aus der Stadt verschwinden sollte. Das war eigentlich Blödsinn, denn Dixons Befugnis war nicht lokal begrenzt wie etwa die von der Polizei von S. F. – Malefiz ist überall. Aber in dem Moment fiel mir einfach nichts anderes ein.
Was veranlasste Sie, Las Vegas als Ziel zu wählen?
Hab ich ja gar nicht. Ich wollte in den pazifischen Nordwesten – nach Seattle oder vielleicht auch nach Portland. Ich dachte, das wäre eine nette Luftveränderung – außerdem ist diese Ecke des Landes das Mekka der Serienmörder, und so wusste ich, dass ich jede Menge zu tun hätte, sobald True mich wieder von der Leine lassen würde. Aber wie sich rausstellte, hatte True andere Pläne mit mir.
Ich bin zu einem Reisebüro, das darauf spezialisiert war, Leuten bei der Planung von Umzügen zu helfen, und hab nach Info-Material über Washington und Oregon gefragt. Die Frau hinterm Tresen hat mich angeguckt, als hätte ich einen Sprung. »Zur Zeit sieht es da oben wirtschaftlich ganz schlecht aus. Haben Sie schon mal an Nevada gedacht?«
»Nevada?«
»Las Vegas boomt. Es ist eine der ganz wenigen Städte, die von der Rezession verschont geblieben sind. Da werden jeden Monat tausend neue Wohnungen gebaut.«
»Tut mir leid, kein Interesse.«
»Nein, ernsthaft, Sie sollten sich das durch den Kopf gehen lassen. Warten Sie einen Moment, Jane, ich hole Ihnen ein paar neue Broschüren …« Sie ging in ein Hinterzimmer, und ich sah zu, dass ich verschwand. Ich hatte ihr meinen Namen gar nicht gesagt.
Wieder in meiner Wohnung, warf ich drei Valium ein und setzte mich vor die Glotze. Ich hatte den Kasten so programmiert, dass er Sender, die Spielfilme oder Prozesse gegen Sexualtäter zeigten, übersprang, wodurch nicht so furchtbar viel übrigblieb. Jetzt raten Sie mal, was an dem Abend auf dem Travel Channel lief.
Las Vegas?
Gleich drei Beiträge hintereinander. Man hätte glatt meinen können, die Handelskammer von L.V. sponserte den Sender. Und als ich auf ESPN umschaltete, lief ein Pokerturnier in Binion’s Kasino – wieder Las Vegas.
Ich machte den Fernseher aus und griff zum
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