Bad Monkeys

ist nicht in Ordnung.« Sein ganzer Körper zuckte jetzt heftig nach einer Seite.
    »Okay, dann geben Sie sie mir zurück. Ich zahle cash.«
    »Ich darf sie Ihnen nicht zurückgeben. Sie müssen mit mir reinkommen.«
    »Aber klar.«
    »Miss –«
    »Wenn Sie die Karte behalten wollen, bitte, von mir aus. Aber mit Ihnen gehe ich nirgendwohin.«
    »Miss, bitte …«
    Ich stand haarscharf davor, ihn zu erschießen. Aber als er sich vorbeugte und mich anflehte, bekam ich endlich sein Gesicht zu sehen, und da war klar, dass er sich wirklich vor Angst in die Hose machte. Und da fiel mir ein – wahrscheinlich, weil ich sowieso in Horrorfilmstimmung war –, dass ich diese Geschichte schon mal irgendwo gehört hatte.
    »Sagen Sie mir eins«, sagte ich. »Führen Sie sich deswegen so komisch auf, weil auf meinem Rücksitz ein Typ mit einer Axt hockt?«
    Der Tankwart blinzelte. »Sie kennen ihn?«
    »Tja, vorgestellt worden sind wir uns zwar noch nicht, aber ich könnte wetten, dass er Bob heißt.«
    »Ah«, sagte der Tankwart. »Okay. Dann zieh ich eben Ihre Karte durch …«
    Er ging wieder in sein Kabuff; ich sah in den Rückspiegel. »Robert Wise, nehme ich an.«
    »Wenn ich’s nicht wäre«, sagte Wise, »wären Sie jetzt tot. Oder würden sich wünschen, es zu sein.« Er richtete sich auf, und trotz der markigen Sprüche und der Doppelaxt in seinen Händen war er gar nicht so gruselig. Er sah nicht wie ein Axtmörder aus; er sah wie ein Army Ranger aus, der sich auf dem Weg zum Feuerholzholen verlaufen hatte.
    »Wie lange sind Sie schon dahinten?«, fragte ich ihn. »Seit Bakersfield?«
    »Spielt das irgendeine Rolle?«
    »Ich wüsste bloß gern, wie mies drauf Sie sind. Wenn Sie seit S. F. auf dem Boden gesessen haben, dürfte Ihr Hintern mittlerweile ziemlich wund sein.«
    »Sie sind witzig«, sagte Wise. »True erwähnte, Sie wären witzig.« Dann sagte er: »Warten Sie hier« und stieg aus.
    Ich sah ihm nach, wie er, die Axt an seiner Seite schwingend, zum Bürohäuschen ging. Als Wise durch die Tür trat, sah der Tankwart von dem Kreditkartenleser auf und hob langsam die Hände. Dann ging das Licht aus.
    Zwei Minuten vergingen. Wise kam abzüglich seiner Axt wieder heraus. Er kam auf den Geländewagen zugetrottet und stieg vorne ein. »Hier«, sagte er und reichte mir die Kreditkarte.
    »Äh … Was haben Sie eben getan?«
    »Machen Sie sich keine Gedanken darüber.«
    »Was haben Sie getan, Wise?«
    »Ich erzähl’s Ihnen später. Jetzt sollten wir zusehen, dass wir hier verschwinden.« Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »So im Laufe der nächsten zweiundvierzig Sekunden wäre nicht schlecht.«
    Der Blick auf die Armbanduhr ließ mich von weiteren Widerworten absehen. Ich legte den Gang ein und fuhr los; dabei zählte ich leise: »Einundzwanzig, zweiundzwanzig …« Als ich bei »vierundsechzig« angelangt war, flammte im Rückspiegel ein grelles Licht auf.
    Ich nahm eine Hand vom Lenkrad und griff nach meiner NT-Waffe. Die Papiertüte war leer.
    »Schon gut, Jane«, sagte Wise. »Ich bewahre die Waffe solange auf. Sie konzentrieren sich bloß aufs Fahren. Und machen Sie sich keine Gedanken über diesen Typ – der war längst fällig, glauben Sie mir.«
    »Was zum Teufel – «
    »Fahren Sie einfach.«
    Ich fuhr. Wise sagte kein Wort mehr, bis wir in Nevada waren. Ein paar Kilometer hinter der Staatsgrenze forderte er mich auf, vom Highway runter auf eine unbefestigte Straße zu fahren, die sich Richtung Norden in die Wüste schlängelte.
    »Fahren wir heut Nacht nicht nach Vegas?«
    »Nein. Zu mir.«
    Die Straße endete an einem eingezäunten Grundstück, dessen Tor sich automatisch öffnete. Wise dirigierte mich weiter, bis zu einem langgestreckten, niedrigen, lagerhallenähnlichen Gebäude mit einem Schild, auf dem lawful good press stand. Sobald ich geparkt hatte, nahm er die Wagenschlüssel an sich.
    »Schon okay«, sagte ich zu ihm. »Ich fahr nirgendwohin. Ich bin viel zu müde.«
    »Klar, aber auf die Art brauche ich mir keine Sorgen zu machen, dass Sie im Schlaf wegfahren.«
    »Was, wenn ich im Schlaf weglaufe? «
    »Es gibt hier Kojoten«, sagte Wise. »Also tun Sie’s nicht!«
    Ich folgte ihm in die Lagerhalle und weiter in ein muffiges Zimmer, in dem schon ein Feldbett für mich aufgebaut worden war. »Wenn Sie aufs Klo müssen, ganz hinten durch«, sagte er. »Wenn Sie ansonsten den Drang verspüren sollten herumzuschnüffeln –«
    »Ich weiß. Kojoten.«
    Der nächste Morgen begrüßte