Bad Monkeys
mich mit einem Meer von Hakenkreuzen. Links neben meinem Feldbett stand ein Bücherregal mit der Aufschrift arische literatur , vollgestellt mit Büchern mit Titeln wie Die Auschwitz-Lüge und Protokolle der Weisen von Zion. Ich stand auf, rieb mir den Schlaf aus den Augen und checkte die übrigen Regale ab, die die Wände bedeckten, jedes zu einem bestimmten Thema: Weiße Vorherrschaft; Schwarze Vorherrschaft; Religion; Schusswaffen und Schalldämpfer; Messerkampf und asiatische Kampfkünste; Bombenherstellung; Biologische Kriegführung; Foltertechniken; Nepp & Bauernfängerei; Fälschen von Ausweisen und Identitätsdiebstahl; Computer-Hacken; Geldwäsche und Steuerhinterziehung; Stalking; Rache.
Ich war zum Bombenbastelregal gegangen und blätterte gerade im Kochbuch des Patrioten: Wie Sie am heimischen Herd Sprengstoffe und chemische Kampfstoffe leicht herstellen können, als Wise ins Zimmer trat. Er war frisch geduscht und rasiert und in weit umgänglicherer Laune als vergangene Nacht. »Etwas nach Ihrem Geschmack gefunden?«
» Lawful Good Press«, sagte ich. »Soll das ein Witz sein?«
»Ich weiß nicht. Lachen Sie?«
Ich hielt Das Kochbuch des Patrioten hoch. »Ist das ein Witz?«
»Es ist kein Ersatz für ein abgeschlossenes Chemiestudium, falls Sie das meinen.«
»Die Rezepte funktionieren also nicht?«
Wise wedelte mit der Hand. »Die Qualität der Informationen variiert. Die Rauch- und Stinkbombenrezepte sind recht brauchbar; die für TNT und Plastiksprengstoff weniger.«
»Was ist damit?« Ich zeigte auf eine Zeile im Inhaltsverzeichnis: »Sarin-Gas.«
»Schauen Sie sich die Materialliste an.«
Ich tat es. »Was ist ein Gallinago -Kolben?«
»Ein höchst ausgeklügeltes Laborgefäß – so ausgeklügelt, dass es das gar nicht gibt. Aber wenn Sie in einem Geschäft für Chemiebedarf danach fragen, läutet bei Panopticon sofort die Alarmglocke.«
»Sind die Bücher denn auch verwanzt?«
»Ein paar. Eyes Only auf ausgewählten Exemplaren, zusätzlich Leihbuchbindung bei manchen Hasstiteln. Und natürlich führen wir eine Mailing-List.« Er zog eine Fernbedienung aus der Tasche und richtete sie auf das Bild des Reichstags, das über dem »arischen« Regal hing; das Bild glitt seitlich weg und gab eine computerisierte Karte der Vereinigten Staaten frei, die mit blinkenden Lichtpunkten übersät war. »Die grünen Punkte sind Kunden, die wir für harmlos halten – Leute, für die es witzig ist, ein Exemplar von Wie ich meine Exfrau finde als Klolektüre zu haben. Rote Punkte sind Kunden, die Schaden anrichten wollen. Gelbe Punkte – wir sind uns noch nicht sicher.«
»Ganz schön viele rote Punkte rund um Vegas im Augenblick«, bemerkte ich.
»Ja, ist uns auch aufgefallen. Aber hier, sehen Sie sich das an …« Er drückte auf einen anderen Knopf der Fernbedienung, und alle Punkte erloschen, mit Ausnahme von einem in Südkalifornien. Am unteren Rand des Bildschirms erschienen ein Bild und ein Name. »Erkennen Sie ihn?«
»Der Tankwart.«
»Er hatte ein paar unerfreuliche Einfälle, die sich auf Milzbrandbakterien und die US-Post bezogen.«
»Wenn er ein schlechter Affe war, hätte ich mich dann nicht um ihn kümmern sollen?«
»Tja, wenn Sie sich die Mühe gemacht hätten, den Laderaum Ihres Wagens nach blinden Passagieren abzusuchen, dann hätten wir Zeit gehabt, die Frage auszudiskutieren. Wie die Sache lag, erschien’s mir einfacher, das selbst in die Hand zu nehmen. Außerdem war ich ziemlich genervt. Hunger?«
Außer der Druckerei und der Binderei beherbergte das Gebäude eine voll eingerichtete Großküche. Ich setzte mich an einen Stahltresen und machte Konversation, während Wise mir mein Frühstück zubereitete.
»Wie sind Sie eigentlich Clown geworden?«, fragte ich ihn. »Ich meine, Axt beiseite, wirken Sie eigentlich wie ein ganz normaler Typ.«
»Lassen Sie sich nicht von meinem Haarschnitt täuschen«, sagte Wise. »Ursprünglich war ich bei den Nachrichtlern, aber als ich hierherkam, um den Verlag aufzubauen, hat mir der Chef der Grusel-Clowns ein Angebot gemacht.«
»Von Panopticon zu den Clowns scheint eine beliebte Laufbahn darzustellen. Kannten Sie –«
»Gacy?« Wise schüttelte den Kopf. »War vor meiner Zeit.«
»Wie steht’s mit einem gewissen Dixon? Hatten Sie mit dem je was zu tun?«
»Kann man so sagen, ja. Ich war sein Bewährungs-Officer.«
»Sie haben Dixon ausgebildet? … Heißt das, Sie waren bei Malefiz ?«
»Nein, allgemein Panopticon. Dixon war
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