Bad Monkeys
verärgert.
»Love will sie sehen.«
»Wer ist Love?«, fragte ich.
»Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, dass es keinerlei Einmischung dieser Art geben würde«, sagte True.
»Ich weiß nicht, worauf Sie sich geeinigt haben«, sagte Wise, »aber ich habe meine Befehle von ihm persönlich. Love ist nicht gerade entzückt darüber, wie die Ozymandias -Operation gelaufen ist. Bevor wir weitermachen, will er sich ihretwegen sicher sein.«
»Und er hätte sie nicht gestern sehen können? Oder vorgestern?«
»Er hat einen vollen Terminkalender. Zeit hat er jetzt.«
»Wer ist Love?«, wiederholte ich.
»Der Chef-Gaukler«, sagte True. »Der Anführer der Grusel-Clowns.« An Wise gerichtet: »Schön. Wir statten ihm einen Besuch ab.«
»Nicht ›wir‹. Love will mit ihr unter vier Augen reden. Sie dürfen gern im Kasino warten, aber zur Mudgett Suite fährt sie allein hoch.«
An dem Punkt wurde True stinkiger, als ich ihn je erlebt hatte. Er giftete Wise an, das wäre vollkommen inakzeptabel. Wise hörte ungerührt zu, als ob er wüsste, dass True sich der Form halber beschwerte, auch wenn es nichts an der Sache ändern würde.
Eine andere Kellnerin kam und räumte unsere Teller ab. Sobald wir die Rechnung bezahlt hatten, konnte es Wise nicht mehr erwarten loszufahren, aber als wir draußen waren, ließ ich ihn stehen und folgte True zu seinem Wagen. »Was ist diese Mudgett Suite?«, fragte ich. »Und was meinte Wise damit, Love wolle sich wegen mir sicher sein? Muss ich noch so einen Schibboleth -Test ablegen?«
»Ich weiß es nicht«, sagte True, noch immer stinksauer. »Wie Sie möglicherweise mitbekommen haben, bin ich in der Angelegenheit nicht konsultiert worden.«
»Na schön, dann setzen wir uns doch einfach ab. Fahren wir direkt zum Venetian .«
»Nein. Das geht nicht.«
»Jane!«, rief Wise. »Kommen Sie schon!«
»True …«
»Nein.« Er schüttelte mit Entschiedenheit den Kopf. »Fahren Sie mit ihm. Wir sehen uns anschließend.«
Ich merkte, dass eine Diskussion zu nichts geführt hätte, also ließ ich ihn widerwillig ziehen. Während ich mich wieder zum Geländewagen aufmachte, hörte ich True in sein Auto steigen, den Motor anlassen und losfahren. Das Geräusch des Motors war schon fast nicht mehr zu hören, als die Welt wieder die Farbe wechselte.
Diesmal war ich von der Explosion so weit entfernt, dass ich nicht stürzte, sondern nur taumelte. Als ich das Gleichgewicht wiedergefunden hatte und mich umdrehte, sah ich Trues Auto mitten auf der Straße ausrollen, ohne Scheiben in den Fenstern und ohne jemand am Lenkrad.
Ich rannte zum Geländewagen. Wise hatte sich durch die offene Tür gebeugt und tastete drinnen nach irgendwas. Als er sich aufrichtete, hielt er eine Feueraxt in der Hand. Dann ließ er sie fallen und brach zusammen.
»Wise?« Ich hockte mich hin, um zu sehen, was mit ihm war, blickte dann wieder hoch, als ich spürte, dass noch jemand da war. Aber der Parkplatz war menschenleer.
Aber plötzlich nicht mehr. Vielleicht fünf Meter zu meiner Linken schien die Luft zu flimmern, und eine Gestalt … materialisierte sich. Es war Jane, die Kellnerin. Sie hatte ihre Arbeitskleidung gegen schwarze Jeans und ein T-Shirt mit dem Fotodruck eines Pavians eingetauscht, und sie hielt eine orangefarbene Pistole in der Hand.
Ich sprang auf und hob meinerseits die NT-Waffe, aber die Luft flimmerte wieder, und plötzlich war sie nicht mehr fünf Meter weit entfernt – sie stand direkt vor mir. Sie fegte meine Pistole mit der flachen Hand beiseite. Sie verpasste mir zwei schnelle Fausthiebe in den Magen, die mich hilflos zusammenklappen ließen. Eine Hand fasste mir unters Kinn, und die Mündung einer Plastikpistole drückte gegen meine Stirn.
»Willkommen in Las Vegas, Jane«, sagte sie. »Brüderchen lässt schön grüßen.«
Sie drückte ab.
Die Welt war für eine Weile weg. Als sie zurückkehrte, lag ich mit aufgeplatztem Schädel in einem Leichenschauhaus. Das war jedenfalls meine erste Vermutung: Ich lag auf dem Rücken auf einer kalten, harten Oberfläche; ich war paralysiert, blind, und ich hatte Kopfschmerzen, die hundertmal übler waren als alles, was ich in der Hinsicht jemals erlebt hatte.
Ein paar Jahrhunderte vergingen, während ich darauf wartete, dass jemand käme, entweder um mir den Brustkorb aufzuschneiden oder um mich in einen Sarg zu kippen. Dann nahm der Schmerz um einen Strich ab, und ich konnte wieder sehen – nicht gut, aber doch gut genug, um zu
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