Bad Monkeys
Leben.«
»Woher wissen Sie das?«
»Herrgott!«, sagt sie. »Was glauben Sie wohl, warum ich Ihnen diese ganze Story erzähle?«
»Sie haben Ihren Bruder gefunden?«
»Ja.«
»In Las Vegas.«
»Ja … Bloß habe ich ihn nicht im wörtlichen Sinn ›gefunden‹, ich meine, ich habe ihn nicht gesehen, aber ich weiß, dass er da ist. Und ich weiß, was wirklich mit ihm passiert ist.«
»Und was ist wirklich mit ihm passiert?«
»Na ja, Doyle hat ihn mitgenommen. Der Teil stimmt schon. Und es stimmt wahrscheinlich auch, dass Doyle Phil töten wollte, so wie er diese anderen Kids getötet hatte. Aber er hat es nicht geschafft.«
»Wer hat ihn daran gehindert?«
»Die anderen schlechten Affen natürlich.«
»Die anderen schlechten Affen.«
»Die, die ihn dazu angestiftet haben«, sagt sie. »Die Anti-Organisation. Die Bande.«
Schlechte Affen AG
True erwartete uns in einem Diner an der Einfallstraße nach Vegas, direkt vor der Stadtgrenze. Eine Kellnerin mit dem Namensschildchen hallihallo ! ich bin jane ! führte uns zu Trues Nische und wartete dann am Tisch, bis Wise sich entschieden hatte, ob er zu seinen Pfannkuchen lieber Blaubeeren oder Schokostreusel haben wollte. Ich saß derweil auf glühenden Kohlen und konnte es nicht erwarten, die Frage zu stellen, die in den letzten drei Tagen an mir genagt hatte.
Aber als die Kellnerin uns endlich allein ließ, kam mir True zuvor. »Es ist an der Zeit, dass wir uns über Ihren Bruder unterhalten«, sagte er.
»Schön. Unterhalten wir uns. Fangen wir mit der Tatsache an, dass Sie offensichtlich von ihm wissen. Sie haben es von Anfang an gewusst, stimmt’s?«
»Natürlich.«
»Und Sie haben es nie für nötig gehalten, das zu erwähnen? Etwa, als Sie mich rekrutiert haben? ›Apropos, einer der Gründe, warum wir glauben, dass Sie Dreckskerle gut zur Strecke bringen können, ist, dass einer von der Sorte sich Ihren Bruder gegriffen hat.‹«
»Das ist in der Tat einer der Gründe, warum wir annahmen, dass Sie für diese Aufgabe geeignet sein könnten.«
»Warum haben Sie dann nichts gesagt?«
»Wenn ich Ihnen gesagt hätte, dass wir von der Entführung Ihres Bruders wissen, dann hätten Sie erfahren wollen, was wir sonst noch wissen. Dann hätte ich lügen müssen, was ich nicht gern tue, oder Sie irgendwie hinhalten, was für uns alle recht unerfreulich gewesen wäre. Es ist schon schwierig genug, mit Ihnen umzugehen, wenn Sie Ihre Wünsche erfüllt bekommen …«
»Warum hätten Sie mich anlügen müssen?«
»Um die Operation nicht zu gefährden.«
»Sie meinen, diese Operation? Sie hat etwas mit Phil zu tun?«
»Ja.«
»Dann ist Phil also … am Leben? Es geht ihm gut?«
»Er ist am Leben.«
Hier muss ich einen kurzen Aussetzer gehabt haben, denn plötzlich war die Kellnerin mit unserer Bestellung da. Als sie anfing, Wise über verschiedene Sirupsorten zu informieren, hab ich sie mit dem Killerblick bedacht und gesagt: »Verpiss dich. Jetzt.« Sie tat’s, und ich wandte mich wieder an True: »Erzählen Sie mir alles.«
True stocherte an einem Spiegelei auf seinem Teller herum, dellte hier und da den Dotter ein. » Omnes mundum facimus « , sagte er. »Wir alle machen die Welt … und wir, die Organisation, versuchen, sie ein bisschen besser zu machen. Haben Sie sich schon mal gefragt, ob es nicht auch eine Organisation geben könnte, die das entgegengesetzte Ziel verfolgt?«
»Was, eine Horde von Leuten, die versuchen, die Welt schlechter zu machen? Nein. Das ergäbe doch gar keinen Sinn.«
Die Dotterhaut riss, und das Gelb lief langsam auf Trues Teller aus. »Wieso nicht?«
»Was hätten die davon? Ich meine, okay, es kann ganz lustig sein, Ärger zu machen, und es gibt durchaus Leute, die sich am Zerstören im großen Stil aufgeilen, aber damit lässt sich doch keine Organisation aufbauen. Wenn schlechte Menschen als Team zusammenarbeiten, dann geht es ihnen dabei um Geld oder Macht.«
»Damit sagen Sie, das Böse ist ein Mittel zum Zweck, nie Selbstzweck. Aber was, wenn das Böse mehr wäre als ein Etikett für gesellschaftsschädigende Verhaltensweisen? Was, wenn das Böse eine reale Kraft wäre, die in der Welt wirkt und die Fähigkeit besitzt, sich Menschen dienstbar zu machen?«
»Ich hab’s Ihnen schon gesagt, ich glaube nicht an Gott.« Aber weil ich möglichst schnell wieder zum Thema kommen wollte, sagte ich dann: »Aber was weiß ich schon, stimmt’s? Sie sagen also, so eine Organisation gibt es tatsächlich?«
»Es gibt
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