Bad Monkeys

sie«, sagte True. »Wir glauben, dass es sie, in der einen oder anderen Form, schon immer gegeben hat. In ihrer jüngsten Inkarnation bezeichnet sie sich selbst als ›die Bande‹.«
    »Die Bande? Wie in ›Affenbande‹?« Ich wollte schon loslachen, aber dann erinnerte ich mich: » Arlo Dexters Heft.«
    »Ja. Bis wir den Aktenkoffer in unseren Besitz gebracht hatten, konnten wir nicht sicher sein, dass es nicht lediglich ein Zufall war, aber jetzt ist klar: Die Bande hat Dexter rekrutiert.«
    »Okay … aber was hat das alles mit meinem Bruder zu tun?«
    »Nicht jeder, der sich der Bande anschließt, tut es aus freien Stücken«, sagte True. »Die einfachen Soldaten und das sonstige Fußvolk sind Freiwillige, aber in jedem einzelnen Fall, in dem wir einen Bandenführer eindeutig identifizieren konnten, stellte sich heraus, dass die Person als Kind entführt worden war.«
    »Moment mal …«
    »In der Bibel steht: ›Wie man einen Knaben gewöhnt, so lässt er nicht davon, wenn er alt wird.‹ Kann sein, dass die Bande dieser Lehre anhängt und seine künftigen Führer von früh auf formt, um sich später ihrer Loyalität sicher sein zu können. Wir aber glauben, dass sie, wenn sie Kinder stehlen und in Ungeheuer verwandeln, dies aus einem einzigen Grund tun: weil es eine besonders grausige Untat ist.«
    »Sie wollen mir einreden, dass mein Bruder ein schlechter Affe ist? Bockmist! Phil war ein gutes Kind.«
    »Natürlich war er das. Ein schlechtes Kind zu verderben wäre ja keine annähernd so böse Leistung … Ihr Bruder ist ein hochrangiges Mitglied der Bande und arbeitet bei deren Entsprechung von Kosten-Nutzen.«
    »Also, erstens glaub ich Ihnen nicht«, sagte ich. »Und zweitens hab ich meine Tätigkeitsbeschreibung nicht vergessen. Sollten Sie sich einbilden, dass ich meinen eigenen Bruder umbringe …«
    »Wir wollen nicht, dass Sie ihn umbringen. Wir wollen, dass Sie uns helfen, ihn zu finden.«
    »Klar, damit ihn dann jemand anders umbringen kann, ja? Sorry, ohne mich.«
    »Ihr Bruder ist zu einem sehr gefährlichen Menschen geworden, Jane. Die Ozymandias -Operation – die Ermordung der Klienten, die Zerstörung der Einrichtung –, das war sein Werk.«
    »War’s nicht! Das war Ihr Mann, Carlton.«
    »Jacob Carlton wurde von der Bande verführt«, sagte True, »und vielleicht trifft uns in der Tat eine gewisse Mitschuld, da wir es nicht verhindert haben. Aber seine Befehle nahm er letztlich von Ihrem Bruder entgegen.«
    »Klar. Aber Sie wollen Phil dafür natürlich nicht töten, Sie wollen ihn bloß –«
    »Wir wollen ihm das Handwerk legen. Ihr Bruder ist einer der erfolgreichsten Strategen der Bande. Sie seiner Dienste zu berauben wäre durchaus ein ansehnlicher Erfolg. Aber wir möchten – ich möchte noch etwas mehr erreichen. Ich würde gern versuchen, ihn zu retten.«
    »Ihn zu retten … Sie meinen, ihn irgendwie zu deprogrammieren ?«
    True nickte. »Ich muss Ihnen gleich sagen, dass die Erfolgsaussichten gering sind. Nach dem wenigen, das wir wissen, sind die Indoktrinierungsmethoden der Bande sehr effektiv und sehr schwer rückgängig zu machen. Ihr Bruder könnte den Tod durchaus der Rettung vorziehen. Aber da er den Weg, auf dem er sich befindet, nicht selbst gewählt hat, liegt die Rettung noch im Bereich des Möglichen. Ich würde ihm gern die Chance dazu geben.«
    »Aber was, wenn er nicht darauf eingeht? Nehmen wir mal an, ich bringe ihn Ihnen lebend, und er sagt Ihnen, Sie können sich Ihre Rettung sonst wohin stecken. Was dann? Lassen Sie ihn laufen?«
    »Nein. Wenn er wirklich nicht mehr zu retten ist, können wir ihn natürlich nicht freilassen. Wir brauchen ihn aber auch nicht zu liquidieren. Wir können einfach dafür sorgen, dass er nie wieder Schaden anrichtet.«
    »Sie meinen, ihn irgendwo wegschließen? Ich dachte, das wäre nicht –«
    »Es ist nicht unsere übliche Vorgehensweise bei nicht zu Rettenden. Es bindet Ressourcen und schafft ein Sicherheitsrisiko. Aber wenn die Umstände es rechtfertigen, können wir es tun. Also, was sagen Sie, Jane? Werden Sie uns helfen, Phil zu retten?«
    Natürlich wollte ich ja sagen. Ich musste bloß meinem Gehirn eine Minute Zeit lassen, damit es mitkommen, alles verarbeiten konnte, was ich gehört hatte.
    True deutete mein Zögern aber wohl als Unsicherheit. »Es gibt noch einen weiteren Faktor, den Sie vielleicht berücksichtigen sollten«, sagte er. »Wir haben Sie deswegen für diese Operation ausgewählt, weil wir glauben, dass