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Bad Monkeys

Bad Monkeys

Titel: Bad Monkeys Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matt Ruff
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wissen, dass ich noch Augen hatte. Jetzt kehrte das Gefühl in meinen Armen zurück, und ich tastete die Oberfläche ab, auf der ich lag. Es war kein Metalltisch. Es war irgendwie knollig und mit einer Art steifer Tierhaut bezogen: ein Ledersofa. Ich griff mir vorsichtig an die Schädeldecke. Sie tat weh, aber sie war noch da.
    Jetzt, wo ich wusste, dass mein Gehirn nicht rausfallen würde, drehte ich den Kopf versuchsweise hierhin und dorthin. Und da hab ich den Clown gesehen. Er war nicht ganz drei Meter groß. Ein kegelförmiger Hut saß ihm schief auf dem Kopf, und dazu trug er ein bauschiges Seidenkostüm mit Rüschen an Kragen und Manschetten. Sein Gesicht war weiß geschminkt; unter seinem linken Auge war eine schwarze Träne aufgemalt, um seinen Mund ein böses Grinsen. Er stand direkt am Kopfende des Sofas, hinter und über mir, leicht vornübergebeugt, als wollte er gleich zustoßen und mir ein Stück aus dem Gesicht beißen.
    Sein Anblick machte mich vollends wach. Eine kurze verschwommene Schliere von Bewegung und Schmerz, und dann stand ich am entgegengesetzten Ende des Sofas und kreischte mir die Lungen aus dem Hals. Die Schreie trieben mir Nadeln ins Gehirn, aber der Clown zeigte keinerlei Regung, grinste mich bloß weiter dreckig an, und als meine Stimme kurz davor war, den Geist aufzugeben, erkannte ich, dass er eine Schaufensterpuppe auf einem Holzpodest war.
    Ich sah mich langsam um, auf weitere Überraschungen gefasst. Das Zimmer wurde von altmodischen Gaslampen erhellt, deren Flammen aber so klein gedreht waren, dass sie gerade eben einen schwachen Schatten warfen. Die Lampen waren nicht das einzige unzeitgemäße Requisit: Die Tapeten, die Teppiche und der größte Teil des Mobiliars sahen so aus, als kämen sie geradewegs aus einem viktorianischen Einrichtungsgeschäft. Eine Ausnahme bildete ein Fernseher, der diskret in einer Ecke aufgestellt war, unter einem verblichenen Plakat, das die » World’s Columbian Exposition« (was immer das sein mochte) ankündigte.
    Es gab keine Fenster. Der einzige Ausgang, den ich sehen konnte, war eine zweiflüglige Tür. Ich wollte hinlaufen, aber dazu hätte ich an der Clownpuppe vorbeigemusst.
    Die Glotze ging an und zeigte einen blauen Bildschirm. Er gab mehr Licht als alle Gaslampen, und in seinem Schimmer sah ich in der schattigen Höhlung eines Ohrensessels eine Gestalt sitzen. Irgendetwas sagte mir, dass das keine Puppe war.
    »Phil?«, flüsterte ich.
    Die Gestalt beugte sich vor. Flaschenböden blitzten im blauen Licht auf. »Sie dürfen noch einmal raten.«
    »Dixon … Sie arbeiten für die Bande?«
    Die Brillengläser kippten seitlich weg, als er den Kopf schief legte. »Was für eine interessante Frage. Die wollte ich Ihnen gerade stellen.«
    »Wollen Sie damit sagen, Sie sind hier auch gefangen?«
    »Gefangen?«
    »Ja. Ist das nicht …? Wo sind wir hier?«
    »In der Mudgett Suite.«
    »Die Clowns-Zentrale? Im Harrah’s ?«
    »Für diese Woche.«
    »Dann hat die Bande mich also nicht geschnappt? Was ist aber dann passiert? Warum tut mir der Kopf so weh?«
    »Sie sind von einer NT-Waffe getroffen worden.«
    »Ja, weiß ich, aber es heißt doch, Narkolepsie würde nicht weh tun.«
    »Tut sie auch nicht. Sie sind von Ihrem eigenen endokrinen System vergiftet worden. Die Auswirkungen ähneln oberflächlich einer Überdosis Drogen.«
    »Was ist mit Wise?«
    »Am Tatort gestorben. Er erlitt eine Aortaruptur und verblutete innerlich.«
    »NT-Waffen haben keine Einstellung dafür.«
    »Die NT-Waffen der Organisation nicht«, sagte Dixon. »Und Agenten der Organisation pflegen normalerweise auch keine Pavianbomben in Autos zu legen oder unseren eigenen Security-Männern mit Strychnin versetzten Apfelkuchen zu servieren. Was uns wieder zur Frage nach Ihrer Zugehörigkeit führt.«
    »Sie glauben, ich hätte das getan?«
    »Sie sind die einzige Überlebende eines kleineren Massakers. Nennen Sie mich meinetwegen argwöhnisch.«
    »Dann habe ich mich also selbst angeschossen? Womit?«
    »Als wir Sie fanden, hielten Sie eine NT-Waffe vom Typ, wie die Bande ihn benutzt, in der Hand. Ihr Finger lag noch am Abzug.«
    »Nein. Unmöglich. Das war nicht meine.«
    »Natürlich nicht … Verraten Sie mir eins: Stimmt mit Ihrer Waffe etwas nicht, dass Sie immer die anderer Leute benutzen?«
    »Sie muss sie mir in die Hand gelegt haben, nachdem sie mich angeschossen hat …«
    »Sie?«
    »Jane. Die schlechte Jane, meine ich.«
    »Die schlechte Jane … Lassen Sie

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