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Bad Moon Rising

Bad Moon Rising

Titel: Bad Moon Rising Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Duncan
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in der Nähe, und es brach ihr das Herz, weil sie gescheitert war, weil ihr zukünftiges Ich – also ich – sich als kaltherzige Schlampe herausstellte, die ihre Kinder nicht liebte. Mutter und Kind aus der Windelwerbung durchbrachen ihre Trance der Liebe und starrten mich an. Abgeklärte Verachtung. Zwischen den beiden und den Müttern aus dem Sozialbau herrschte eine vibrierende Rechtschaffenheit, die all ihre gesellschaftlichen Unterschiede fortwischte. Du hast kein Recht. Du hast kein Recht, Kinder zu haben, wenn du nicht für sie töten würdest.
    Cloquet klopfte an die offene Schlafzimmertür.
    »Ich weiß, wo wir anfangen können zu suchen«, erklärte er.
    »Was?«
    »Es gibt da einen Typen in London, Vincent Merryn. Antiquitäten. Er wickelt für Housani Mubarak die Geschäfte in Europa ab. Jacqueline hat ihn auch schon eingesetzt. Er kennt Vampire. Er ist so etwas wie ein Mittelsmann. Vielleicht weiß er, wohin sie ihn gebracht haben.«
    Housani Mubarak? Ich hatte den Namen schon mal gesehen … in Jakes Tagebuch. Ägypter, handelt mit gestohlenen Antiquitäten. Nicht zu verwechseln mit Hosni Mubarak, auch wenn er vielleicht ebenso großen Einfluss hatte  … Jemand war in sein Lagerhaus eingebrochen und hatte eine Kiste voller Krempel gestohlen. Dabei war es kein Krempel, sondern Quinns Buch. Die Männer, die zu Werwölfen wurden . Die Entstehung der Art. Angeblich. Von Vincent Merryn hatte ich noch nie gehört. ›Jacqueline hat ihn auch schon eingesetzt.‹ Harley hatte Jake berichtet, dass es sich bei dem Einbruch um einen Insiderjob gehandelt hatte.
    »Kennst du ihn?«
    »Ich bin ihm ein paarmal begegnet. Ich weiß, wo er wohnt. Weiß jedenfalls, wo sein Londoner Haus ist.« Er spürte, wie dünn das alles war, und senkte den Kopf. »Mist«, sagte er. »Das ist nicht viel.«
    Zu viel drängte sich auf: Bilder aus London von meinem letzten Aufenthalt dort, der Mord, kurz bevor ich Jake traf; der Vampirhubschrauber, der die Meilen ausdehnte; der heiße Sack, der sich über dem kleinen Kopf schloss; er hatte sie oral befriedigt; die sofort anstehenden praktischen Fragen – Pässe, falsche Identitäten, Fluglinien, Tickets; und ganz unwillkürlich ein leichter Adrenalinschub bei dem Gedanken an Quinns Buch, Die Männer, die zu Werwölfen wurden , beim Gedanken an mögliche Antworten. »Versuch gar nicht erst, nach einem Sinn zu suchen«, hatte Jake zu mir gesagt. »Es gibt keinen.«
    »Hast du eine Telefonnummer von Merryn?«, fragte ich.
    »Oui.«
    »Und warum sollte er uns irgendetwas verraten?«
    »Weil wir ihn dazu zwingen. Du musst ihn anrufen. Meine Stimme erkennt er vielleicht wieder.«
    »Und was soll ich ihm sagen?«
    »Wir werden uns etwas ausdenken. Du hast etwas zu verkaufen.«
    Schwach. Das wussten wir beide. Meine Haut war ein Schwarm Fliegen. Das Loch im Gefüge von allem war hier im Zimmer, das Fenster in das blanke Nichts, durch das ich nicht zu schauen wagte. Es würde von nun an in jedem Zimmer auftauchen, bis ich meinen Sohn zurückhatte. (»Du?«, sagte Tante Theresas Stimme in mir. »Ihn zurückholen? Ein dreckiges, verdorbenes kleines Mädchen wie du, das einfach daliegt, einfach daliegt und ihn sich wegnehmen lässt? Aber wir wissen ja wieso, oder? Ja, wir –«)
    »Ich gehe und packe«, erklärte Cloquet.
    »Ich mach das schon. Du bist noch zu wacklig. Leg dich hin.«
    Er nickte, ging zur Treppe – und war ein paar Augenblick später schon wieder zurück. Kaum hatte ich sein Gesicht gesehen, wusste ich, was ihm aufgegangen war: Wir hatten Kaitlyn vergessen.
    »Sie ist weg«, sagte er.
    »Wie?«
    »Das Rohr war locker. Der Boden steht unter Wasser. Es ist meine Schuld.«
    Kaitlyn hatte uns beide gesehen.
    »Ich suche nach ihr«, sagte Cloquet. »Vielleicht hat sie es nicht bis zum Highway geschafft.«
    Ich steckte das letzte Tagebuch in die Tasche und machte den Reißverschluss zu. Es hatte aufgehört zu schneien. »Vergiss es«, erwiderte ich. »Dafür haben wir keine Zeit.« Nicht, weil ich glaubte, dass sie es bis zum Highway geschafft hatte, sondern weil wir sie hätten töten müssen, wenn wir sie gefunden hätten, und dem konnte ich mich nicht stellen, ganz gleich, was auch daraus wurde. Es ging einfach nicht. Ich hätte mir niemals ihr verwildertes Zimmer und die traurige Hinnahme der lausigen Ansprüche vorstellen dürfen, die die Männer an sie stellten. »Leg dich kurz hin«, erklärte ich. »Ich muss erst noch das Baby füttern, bevor wir

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