Baedeker Reisefuehrer Toskana
Handarbeit
Vielen Kennern gilt das toskanische Olivenöl als das beste überhaupt. Ausschlaggebend sind neben Klima und Bodenqualität das dichte Netz der Ölmühlen , die ein sofortiges Pressen nach der Ernte gewährleisten, sowie Zeitpunkt und Art der Olivenlese. Seine Güte hängt entscheidend vom Reifezustand der Oliven bei der Ernte ab, die in den toskanischen Hügeln meist in den ersten Novembertagen beginnt und sich mindestens bis Weihnachten hinzieht. Zu diesem Zeitpunkt sind die Oliven noch unreif und auf dem Höhepunkt ihres Geschmacks. Die Schwierigkeit ist, dass die noch grünen, rotgrünen oder schwarzroten Oliven von Hand gelesen werden müssen, weil sie noch an den Ästchen haften und sich nur ungern in die aufgespannten Netze befördern lassen. Das Herunterschlagen würde sie verletzen und das ölhaltige Fruchtfleisch würde sich durch Oxidation und Fermentierungsprozesse negativ verändern.
Keine Zeit verlieren
Am verheerendsten für die Ölqualität wirkt sich das Liegenlassen am Boden oder in Netzen aus. Im Idealfall gelangen die Früchte innerhalb von 48 bis 72 Stunden vom Baum in die Ölmühle, denn je kürzer ihr Aufenthalt in Jutesäcken, Erntekistchen oder ausgebreitet in dünner Schicht auf einem Holz- oder Terrakottaboden, desto weniger steigt der qualitätsmindernde Gehalt an freien Fettsäuren und desto mehr bleibt von ihrem fruchtigen Geschmack erhalten. In dem Frantoio werden die Oliven von den Blättern befreit und gewaschen, danach gemahlen und gepresst. Während die einen auf alte, schwere Mühlsteine und die diskontinuierliche Pressung schwören, bestehen die anderen auf der Überlegenheit moderner mechanischer Mühlen und kontinuierlicher Zentrifugalpressen. Mit beiden Methoden lassen sich hochwertige Öle erzeugen – Voraussetzung dafür ist, dass bei der traditionellen Pressung sauber gearbeitet wird und beim modernen Verfahren nicht etwa der Ausbeute zuliebe die Temperaturen zu hoch eingestellt werden.
Bei der Ernte werden die Oliven in großen Netzen gesammelt.
Strenge Gesetze
Attribute wie »kaltgepresst« und »erste Pressung« klingen zwar bekömmlich, sind aber lediglich verkaufsfördernde Scheininformationen, die über die Qualität des Olivenöls nicht das Geringste aussagen. Laut EU-Bestimmung muss ein Olio d‘ Oliva Extravergine (auch »Natives Olivenöl Extra« höchste Qualitätsstufe) mittels kalter Pressung frischer Oliven gewonnen werden und darf einen Gehalt an freien Fettsäuren von 1% nicht übersteigen. Das Gleiche gilt für Olio d‘ Oliva Vergine (»Natives Olivenöl«), jedoch mit einem Höchstgehalt an freien Fettsäuren von 2 %. Olio d‘ Oliva (Olivenöl) hingegen ist eine Mischung aus raffiniertem und Nativem Olivenöl (max. 1,5 % freie Fettsäuren). Olivenöl erfreut sich steigender Beliebtheit, wobei seine gesundheitlichen Vorzüge die geschmacklichen fast noch übersteigen. Abgesehen von seiner leichten Verdaulichkeit und dem hohen Gehalt an Vitamin E , vermindert es auch das Herzinfarktrisiko. Während nämlich mehrfach ungesättigte Fettsäuren wie im Sonnenblumen-, Maiskeim- oder Sojaöl im Blut den Gehalt von LDL- und HDL-Cholesterin gleichermaßen verringern, senken einfach ungesättigte Fettsäuren wie die Säure des Olivenöls nur das schädliche LDL-Cholesterin. Also kann man beim Genuss von Olivenöl auch noch etwas für seine Gesundheit tun …
Feiertage · Feste · Events
Altes Plakat vom Karneval in Viareggio, seit Langem eines der populärsten Feste in der nördlichen Toskana
Ein Reigen an Festen
Ein Toskana-Urlaub ohne Teilnahme an einer Festivität scheint nahezu ausgeschlossen. Zwischen Arno und Monte Amiata überwiegen nach wie vor religiöse Feste, der Festtagskalender ist gut gefüllt und außerordentlich attraktiv.
Feste im Jahreslauf
Neben den Weihnachts-, Oster- und Pfingstfeierlichkeiten haben Feste für die Nationalheiligen Franz von Assisi und Caterina von Siena große Bedeutung, zudem in jedem Dorf die Patronatsfeste für die Ortsheiligen . Angelehnt an den religiösen Kalender ist auch der Karneval in Viareggio, der beliebteste Karneval in der Toskana.
Die nationalen Feiertage wie der Tag der Republikgründung (2.6.) sollen ab 2012 grundsätzlich auf Sonntage fallen – im Zuge von Sparmaßnahmen, um mehr Arbeitstage zu schaffen.
Die meisten Dorffeste finden im Herbst statt: in Form von Erntedankfesten (sagre) und meist mit Präsentationen lokaler Spezialitäten, wie etwa Trüffel oder Kastanien. Immer einen
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