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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TJ Klune
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konnte ich nicht verstehen, warum. Ich starrte Otter an und er starrte zurück, und Creed lachte und lachte, und dann traf es mich: Ich sagte nichts, weil Otter nichts von dem abstritt, was Creed erzählt hatte. Er saß da, starrte mich dämlich an und versuchte nicht, etwas richtig zu stellen. Ich biss die Zähne aufeinander und genoss den Druck, den es auf meinen Kiefer hatte. Blitze waren in meinen Ohren und Meerwasser in meiner Nase. Ich fühlte mich, als würde ich ertrinken.
    „Nun, wie ich sehe, bist du so freimütig wie immer“, sagte Creed, als er auf seine Uhr blickte. „Ich muss langsam los um... um zu tun, was ich tun muss.“ Mir fiel auf, wie er zögerte, aber es wurde davon gespült, gefangen von den Gezeiten. Creed erhob sich, klopfte mir auf die Schulter und sagte mir, er würde mich später sehen. Er lachte leise, als er Otter im Vorbeigehen spielerisch gegen die Schulter schlug. Die Terrassentür schloss sich hinter ihm. Durch das Glas hörte ich das Klimpern der Schlüssel, dann öffnete und schloss sich die Vordertür. Ich hörte, wie das Auto startete. Ich hörte, wie das Auto davonfuhr. Das alles hörte ich über den Sturm, der in meinem Kopf und in meinem Herzen wütete.
    Otter seufzte, kam zu mir und ging vor mir in die Hocke. Normalerweise fand ich das liebenswert. Diesmal starrte ich ihn allerdings nur wütend an.
    „Bär“, sagte er, und streckte seine Hand aus, um nach meiner zu greifen.
    „Lass es“, knurrte ich ihn an und zog meine Hand weg, als wollte er sie verbrennen.
    Ich erhob mich, schob mich an ihm vorbei und war schon im Begriff zur Tür zu gehen (um hindurchzugehen? um fortzugehen?), doch bevor ich sie erreichen konnte, griff Otter nach meinem Arm. Ich zappelte vergeblich, um mich zu befreien. Seine riesige Pranke hielt mich fest im Griff, und schließlich drehte ich mich um und funkelte ihn wütend an.
    „Wo willst du hin?“, fragte er, einen scharfen Unterton in der Stimme. „Wolltest du gerade einfach gehen und nicht einmal darüber reden?“
    „Ich hätte gedacht“, sagte ich düster, „dass du mir bereits davon erzählt hättest, wenn du es gewollt hättest. Sag mir, Otter: Wie oft hast du doch gleich mit Jonah geredet?“
    Er ließ meinen Arm nicht los. Seine Augen hatten einen harten Ausdruck. „Bär, es ist nicht das, was du denkst“, erklärte er mir mit tonloser Stimme. „Was auch immer dir gerade durch den Kopf geht, du musst damit aufhören.“
    „Warum kannst du die Frage nicht beantworten?“, schrie ich ihn plötzlich an. Ich sah ihn zurückzucken, aber er ließ immer noch nicht los. „Wie oft? Warum verdammt nochmal, sprichst du mit ihm?“
    „Ich rede hin und wieder mit ihm“, antwortete Otter und ich merkte, dass er versuchte, es ruhig klingen zu lassen. „Es ist niemals über etwas Wichtiges, Bär. Ich hab's schon mal gesagt. Ich kann nicht einfach so, jemanden aus meinem Leben streichen. So bin ich nicht.“
    Ich starrte ihn weiterhin an, und dann waren da zwei Otters und dann vier Otters, und ich fühlte, wie bittere wütende Tränen meine Augen füllten. Er sah es, und seine Gesichtszüge wurden weicher, sein Griff auf meinem Arm entspannte sich. „Hast du ihm von mir erzählt?“, fragte ich, als ich versuchte, mir das Wasser in meinen Augen wegzuwünschen. Es klappte nicht. „Hast du ihm von uns erzählt?“
    Von all den Fragen, die ich ihm hätte stellen können, war dies die schmerzlichste. Bevor er sprach, wusste ich die Antwort bereits, und ich schüttelte seinen Arm ab. Ich drehte mich von ihm weg und legte meine Stirn gegen das kühle, harte Glas der Terrassentür. Eine der wütenden Tränen besiegte mich und stahl sich aus meinem Auge, um auf meiner Wange zu landen und sich von dort aus ihren Weg abwärts zu suchen.
    „Über was redest du mit ihm?“, fragte ich. „Was ist so gottverdammt wichtig, dass du mit ihm reden musst?“
    Ich hörte Otter hinter mir hörbar ausatmen. Es kam von dort, wo er schon vorher gestanden hatte, also versuchte er nicht, zu mir herüberzukommen. Gut.
    „Ich hab dir gesagt, Bär, ich kann nicht einfach jemanden –“
    „Das habe ich nicht gefragt! Über was redet ihr? “
    „Das spielt keine Rolle, Bär“, sagte er dumpf. „Offensichtlich würdest du mir ohnehin nicht glauben, da du dir ja dein Bild schon gemacht hast. Seit wann vertraust du mir nicht mehr...?“
    Ich wirbelte herum. „Seit wann hast du beschlossen, mir nichts von deinen geheimen Telefonaten mit deinem Ex-Freund zu

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