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Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Bär, Otter und der Junge (German Edition)

Titel: Bär, Otter und der Junge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: TJ Klune
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den betrunkenen Telefonanrufen? Ist es dafür nicht noch ein bisschen früh? Ich hab nicht vor ein Uhr mit dir gerechnet.“
    „Bär?“ Creeds Stimme war angespannt. Im Hintergrund konnte ich jemanden etwas murmeln hören. Abgesehen davon - laute Musik. „Bär, kannst du mich hören?“
    „Wie viel hattest du schon?“, lachte ich.
    „Halt die Klappe und hör zu!“, rief er. Bei der Panik in seiner Stimme saß ich kerzengerade.
    „Was ist los, Creed? Ist alles okay?“
    „Nein, ist es nicht. Er geht weg. “
    „Was? Wer?“
    „Otter! Er packt seinen Krempel zusammen und geht fort!“
    „Was?“, flüsterte ich. „Wohin?“
    „Wohin, zum Henker, denkst du? Zurück nach Kalifornien. Bär, du musst das jetzt klarstellen! Du kannst ihn nicht gehen lassen! “
    „Aber –“
    „ Kein aber !“, brüllte Creed. „ Jetzt !“
    „Creed?“
    „Bär?“
    „Es ist stark. Ich bring das in Ordnung.“
    Er holte tief Luft. „Ich weiß. Kommst du jetzt?“
    „Lass mich den Jungen bei Mrs. Paquinn abliefern, und ich komm vorbei. Lass ihn nicht gehen.“
    „Beeil dich“, sagte Creed, und dann hatte er aufgelegt.

    W IE BEREITS erwähnt, heizte ich wie ein Irrer durch die Straßen Seafares. Wie bereits erwähnt, bretterte ich auf den Bürgersteig und ließ den Motor laufen. Wie bereits erwähnt, rannte ich die Treppe hinauf und platzte in Otters Zimmer. Du weißt, was dort auf mich wartet. Was du nicht weißt ist, dass ich, als ich durch ein Stoppschild gerauscht bin (und damit unzweifelhaft Mrs. Paquinn stolz gemacht hätte ), gespürt habe, wie die Erschütterungen tief in mir angefangen haben. Sie kündigten den Beginn eines Erdbebens an und meine Zähne begannen zu klappern. Ich wusste allerdings irgendwie, dass dieses Beben anders sein würde. Die letzten Reste, an die ich mich klammerte, schienen Risse und Sprünge zu bekommen, je näher ich dem Epizentrum kam. Die Hintergrundgeräusche, das Rauschen der Wellen, die Dunkelheit des Ozeans; all das wurde in den Abgrund gezogen, der sich in mir aufgetan hatte. Ich wusste, dass war er, der finale Augenblick, der Moment, in dem ich nur noch vorwärts oder rückwärts gehen konnte. Ich trat stärker aufs Gaspedal, wissend, was auf mich warten würde, und dass ich niemals zurückgehen würde. Ich wusste, dass es ohne ihn kein Ich geben würde. Naiv, ich weiß. Definitiv töricht. Aber es spielte keine Rolle. Ich hatte meine Sehr Wertvolle Lektion gelernt. Ich war der Held dieser verfluchten Geschichte. Ich würde mein gottverdammtes Happy End bekommen.
    Oh Gott, es hätte mir doch klar sein sollen....

    K EIN P ARKPLATZ . Scheiße. Wie viele verfluchte Leute kennt Creed? Wo? Rauf auf den Bordstein. Geräusche aus dem Telefon. Anrufbeantworter. Ich sehe später nach. Dem Jungen geht’s gut, bin ja gerade erst weg. Einfach nur zu Otter. Handbremse anziehen. Hab die Schlüssel vergessen! Eingangstür. Laute Musik. Aus dem Weg! Tschuldigung, tschuldigung, tschuldigung, darf ich mal eben, darf ich mal eben. BEWEGT EUCH! Wo verdammt sind Creed und Anna? Treppe. Flur. Tür. OTTERS ZIMMER . Erst anklopfen? Nein, gehe Teufel nochmal rein. Vielleicht wird er – zu spät. Die Tür knallt auf. Otter an seinem Schreibtisch. Was denkt er? Seine Augen sind riesig. Gold und Grün. Gott, er ist so schön. Gott, wie ich ihn vermisst habe. Gott, wie sehr ich einfach – wer zum Henker ist dieser Typ? Warum lächelt er mich an? Warum geht er auf mich zu? Warum schüttle ich seine Hand?
    „Du musst Bär sein. Ich bin Jonah, Olivers fester Freund.“

    W ILLKOMMEN zurück in der Gegenwart. Wahrscheinlich wünschst Du Dir, Du wärst nicht hier.
    Ich halte Jonahs Hand und höre, dass Otter irgendetwas zischt, kann es jedoch nicht ausmachen, da das Blut in meinen Ohren so laut rauscht. Ich will Otter ansehen, um eine gottverdammte Erklärung für das Alles zu bekommen, aber ich kann nicht aufhören, Jonahs verfluchte Hand zu schütteln. Sein Griff ist fest, meiner fester. Ich will seine Finger brechen. Ich will ihm den Arm abreißen. Ich will ihn dann Otter über den Kopf ziehen. Offensichtlich braucht er mich nicht. Er geht mit ihm zurück nach Kalifornien. Ich lasse Jonahs Hand fallen und höre noch, wie Otter hinter mich herruft, als ich aus dem Zimmer wirble. Ich will rechts abbiegen, wende mich jedoch nach links. Ich will Creed finden und ihm dafür, dass er Jonah ins Haus gelassen hat, das Gesicht zu Brei schlagen. Dafür, dass er mir das Leben zur Hölle macht. Ich hasse ihn.

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