Bären im Kaviar
verbrennen. Dann machten wir uns
mit abgeblendeten Lichtern auf den Weg zur afghanischen Grenze.
Die Straße artete bald schon in eine
bloße Ansammlung von Radspuren aus, bis auch diese verschwanden und als einzige
Orientierungszeichen nur noch in unregelmäßigen Abständen kleine Steinhaufen zu
sehen waren. Fast eine Stunde lang rumpelten wir im ersten Gang über die
steinige Wüste. Gelegentlich glaubten wir in der Einsamkeit um uns Rufe zu
hören, und ein-, zweimal schienen in der Ferne Lichter aufzuflackern. Yang
kniete vor einem offenen Fenster, den Lauf seiner Büchse in die Dunkelheit
gerichtet. Hin und wieder flüsterte er aufgeregt:
»Da — Master, dlaußen, gucken! Flemde
Männer kommen, Mölder, Läuber!«
Doch zeigte sich, als wir die
Grenzlinie zwischen Persien und Afghanistan erreichten, nichts Besonderes. Wir
hielten nur, um schnell die Inschrift auf dem großen Markierungsfelsbrocken zu
lesen, und fuhren weiter. Bis zum ersten afghanischen Posten hatten wir
immerhin noch sieben, acht Kilometer vor uns. Knapp die Hälfte hatten wir nach
unseren Berechnungen zurückgelegt, als plötzlich ein gellendes Gebrüll ertönte,
ein heulendes Gepfeife, und aus der Dunkelheit ein wilder Reitertrupp auf uns
zupreschte. Im schwachen Licht unserer Autolampen erkannten wir wilde, bärtige
Gesichter, aus denen unter eng geschlungenen, tief herabgezogenen Turbanen
schwarze Augen uns anblitzten. Reichbestickte Schabracken flatterten vom Rücken
der vorüberrasenden Ponys. Die kurzen Läufe unter die Arme gepreßter Gewehre
starrten uns drohend entgegen. Yang zupfte mich nervös am Ärmel und sah
begierig hoch: »Schießen, Master? Sollen Yang schießen?«
Doch irgend etwas an dem Trupp machte
mich irre. Ihre Umhänge, Turbane und häßlichen Karabiner glichen sich alle
etwas zu sehr, um einer zusammengewürfelten Horde wilder Marodeure zu gehören.
Ich fragte Allen, was sie uns zubrüllten.
»Sie wollen, daß wir halten«, sagte
er. Das half mir auch nicht viel weiter.
Ich beschloß, es darauf ankommen zu
lassen und zu verhandeln, und bat Allen, den Fahrer in Gottes Namen anhalten zu
lassen. Aber der Fahrer wollte nichts davon wissen. Er erinnerte sich an meinen
Befehl, ihn umzulegen, wenn er anhielte, und für ihn hatte dieser Befehl
offensichtlich noch volle Gültigkeit. Außerdem teilte er mein Vertrauen in die
Verhandlungsbereitschaft der attackierenden Bande nicht. Einer der Reiter
galoppierte neben mich ans Fenster. Sein Karabiner schob sich durch die Öffnung
und stieß direkt gegen meine Rippen.
Mit äußerster Stimmstärke brüllte ich
Allen zu, um Himmels willen den Bus zu stoppen. Nach einigen vergeblichen Versuchen
schob er den Fahrer vom Sitz und zog endlich selber die Bremsen.
Als wir standen, forderten wir einen
der Reiter auf, zu uns an die Omnibustür zu kommen. Yangs Büchse, Aliens
Revolver und meine Flinte schützten die Tür, als einer der Banditen sich vom
Pferde schwang und auf uns zukam. Er kletterte zu uns hinein und hielt eine
kurze, wohltönende Ansprache. Allen übersetzte:
»Er sagte: >Willkommen in
Afghanistan!< Er ist der Rittmeister der Ehrenkompanie, die der
Garnisonskommandeur Ihnen entgegengeschickt hat.«
Zwei Minuten später saßen wir mit
unseren neuen Freunden im Kreis um ein loderndes Freudenfeuer. Eine
Wasserpfeife kam zum Vorschein und machte die Runde. Es war mein erster und
letzter Versuch mit der Wasserpfeife, aber wie durch ein Wunder überlebte ich
ihn. Dann kletterten wir in den Bus zurück. Die Reiter formierten sich wieder
und trabten feierlich vor uns her, bis wir den Hof der Festung erreichten.
Enders erwartete uns in der Wohnung
des Kommandanten. Er erzählte uns vergnügt, daß er bereits seit mehreren
Stunden hier sei und die Garnison von unserem Kommen unterrichtet habe,
woraufhin dann spontan die Ehrenkompanie auf die Reise geschickt worden wäre.
In jener Nacht entfernte ich
verstohlen aus Yangs Büchse die Kugel für den Fall, daß noch weitere
Ehrenkompanien unerwartet aus dem Dunkel der Nächte auf tauchen sollten. Yang
machte es weiter nichts aus. Für den Rest der Reise kniete er wachsam und
unermüdlich an seinem Fenster und richtete den leeren Lauf auf die Wüste. Sooft
sich zwischen Felsbrocken und Sandbergen etwas bewegte, schrie er begeistert:
»Gucken, Master, Diebe! Läuber!«
Zu schießen versuchte er
glücklicherweise nie.
Der erste Fluß, den wir erreichten,
war der Farahrud. Im Gegensatz zu allen Berichten stand die Brücke,
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