Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bären im Kaviar

Bären im Kaviar

Titel: Bären im Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles W. Thayer
Vom Netzwerk:
gern haben möchte, ist ein chinesischer Diener wie du, der sich in
Berlin um mich kümmert.«
    »Wünsche
Chinaboy? Oh, gutt, Fu besolg.«
    Als
Fu mich am nächsten Morgen weckte, hatte ich unsere Unterhaltung völlig
vergessen.
    »Viel
spät, Mista«, kritisierte er und fügte hinzu: »Fu besolg Chinaboy.«
    »Was
für ‘n Chinaboy willst du mir besorgen, Fu?«
    »Gesta nach Sie sagen, Sie wünschen
Chinaboy. Heut molgen ich schicken Telegramm Harbin und sagen mein Fleund Yang,
er kommen Belin.«
    Sobald
ich angezogen war, hielt ich großen Kriegsrat mit den Wileys.
    »Was
jetzt?« jammerte ich. »Was soll ich armer Vizekonsul mit einem chinesischen
Diener anfangen?«
    Aber
die Wileys schilderten mir in verlockenden Farben, wie erstklassig chinesische
Dienstboten seien und wie praktisch es sein würde, einen ständigen Diener zu
haben, anstatt auf jedem neuen Posten einen anderen anzulernen. »Und außerdem —
einen kompletten Haushalt haben Sie mit diesem Geheimpolizeihund sowieso. Bei
dem Haufen macht ein einzelner Chinese nicht mehr viel aus.«
    So ließ ich den Dingen ihren Lauf und
wartete, was passieren würde. Von Zeit zu Zeit erhielt ich kurze Nachrichten
aus Wien, die mich über Yangs Reise durch die Mandschurei auf dem laufenden
hielten und unweigerlich schlossen: »My best to you, from C. C. Fu!«
     
    So
war die Überraschung doch nicht so groß, als Yang mit einem Male ins Zimmer fiel.
    »Vielleicht ich sehen Masters Haus?«
schlug er vor, nachdem er sich glücklich aus all seinen Körben und Körbchen
gepellt hatte.
    Ich führte ihn durch meine
Vierzimmerwohnung. Die Tour endete in der Küche, wo sich Yang mit der Frage an
mich wandte: »Wie viele Kuli Master haben?«
    »Kulis?
Ich habe überhaupt keine Kulis. Fu hat mir gesagt, du würdest alles allein
machen.«
    »Mich?«
stotterte er ungläubig. »Fu sagen, mich tun alles? Yang Koch — nix Kuli.«
    Eine längere Unterhaltung schloß sich
an. Ich versuchte vergebens, Yangs Pidgin-Englisch zu folgen, und er verstand
offensichtlich wenig oder nichts von dem, was ich ihm auseinandersetzte.
Schließlich ging ich zum Telefon und verlangte Wien. Wiley war selber am
Apparat.
    »Yang ist angekommen«, teilte ich ihm
mit, »aber es scheint ein ziemlich grundlegendes Mißverständnis über die Arbeit
zu bestehen, die er hier erledigen soll.« »Fu soll mit ihm reden«, bestimmte
Wiley vertrauensvoll, »der wird ihm schon die Leviten lesen.«
    Ich reichte Yang den Hörer, und die
nächste halbe Stunde War von fröhlichem Geplapper erfüllt. Fu und Yang hatten
sich zehn fahre nicht mehr gesehen, und ich verstand durchaus, daß sie sich
eine Menge zu erzählen hatten; doch als die Unterhaltung überhaupt nicht mehr
aufhörte, kamen mir gelinde Bedenken, ob Yang wohl begriff, wie weit er von
Wien entfernt war und was ein Ferngespräch von dieser Dauer kostete.
    Schließlich stoppte er und reichte mir
den Hörer zurück. Ich sprach mit Wiley.
    »Fu sagt, Sie möchten ihm genug
Zigaretten geben.«
    »Zigaretten? Sie meinen, das sei
alles, was ihn stört?«
    »Scheint so«, antwortete Wiley, »Yang
hat unterwegs im Transsibirien-Expreß Zigaretten für Goldrubel zu kaufen
versucht und sie ein bißchen reichlich teuer gefunden. Jetzt hat er Angst, daß
sein Lohn nicht für die Zigarettenrechnung reicht.«
    Ein schneller Überschlag über die
Kosten unseres Telefongesprächs im Vergleich mit den augenblicklichen
Tabakspreisen veranlaßte mich zu sofortigem Einverständnis. Jawohl, ich würde
Yang mit soviel Zigaretten versorgen, wie er nur rauchen könnte! Ich hatte
sowieso nie einen dienstbaren Geist gehabt, der sich nicht großzügigst meiner
Zigaretten bediente. Yang war über das Verhandlungsergebnis entzückt, Fu erlöst
und John Wiley und ich mehr als zufrieden.
    Trotz meiner sehr unvollkommenen
Kenntnisse des Pidgin begann ich Yangs Geschnatter bald zu verstehen, und er
selber schnappte — wenngleich nicht ohne erhebliche Schwierigkeiten — auf die
Dauer sogar ein paar deutsche Ausdrücke auf.
    Einige Wochen nach Yangs Eintreffen
war ich zu einer Hochzeit nach London eingeladen. Die Gelegenheit schien mir
günstig, Yang zu seinem alten Freunde Fu nach Wien zu schicken. Ich schrieb ihm
auf eine Papptafel Namen und Reiseziel, brachte ihn zum Bahnhof und steckte ihn
in den Expreß nach Wien.
    »Der
Zug ist um acht Uhr in Wien, und dann fragst du dich zu Mr. Wiley, dem
Generalkonsul, durch«, schärfte ich ihm ein. Yang versicherte mir, er habe
perfekt

Weitere Kostenlose Bücher