Baeuerin sucht Frau
Ahnung was das bedeutet!«
»Ob du es glaubst oder nicht, ich habe mittlerweile eine ungefähre Vorstellung«, gebe ich spitz zurück. Die Mohrrüben sind geschält. Antje hilft mir beim Schneiden. Ich freue mich auf ein leckeres Mischgemüse zu den Kartoffeln. Es gibt noch mal Schnitzel dazu. Extra für Nina. Die wahrscheinlich statt Mischgemüse wieder den Inhalt einer Flasche Ketchup über ihr Fleisch gießen wird.
»Wir kennen diesen Ronnie doch gar nicht. Wen holen wir uns da ins Haus? Vielleicht ist er ein Flegel oder, noch schlimmer, ein Macho. Dann haben wir den Salat. Keine ruhige Minute bleibt uns dann.«
Antje sieht mich an, kneift die Augen zusammen. »Sag mal, kann es sein, dass du Ronnie nicht hier haben willst, weil das deine eigenen Pläne durchkreuzt? Du müsstest ein wachsames Auge auf Nina haben statt ungestört mit dieser Plumpsklotussi rumzuflirten.«
»Nenn sie bitte nicht Plumpsklotussi. Sie heißt Carmen. Und nein, das ist nicht der Grund.«
»Ach, mach mir doch nichts vor.«
»Wieso hast du denn so ein Problem damit, dass ich Carmen eingeladen habe?«
»Hab ich doch gar nicht.«
Nun bin ich es, die sagt: »Ach mach mir doch nichts vor.«
Wir kennen uns beide eben zu gut. Und wenn ich ehrlich bin, hat Antje ein wenig recht. Natürlich würde ich lieber mit Carmen zusammen sein, als auf einen – ach nein, dank Antje ja auf zwei – Teenager aufzupassen.
Falls Carmen zum Dorffest kommt.
Und genauso wie Antje mit ihrer Vermutung ein Stück Wahrheit trifft, bin ich mir sicher, dass Antje stinkig ist, weil ich Carmen eingeladen habe. In meiner lieben Freundin steckt halt doch viel Dörflerin. Sie ist vollgespickt mit Vorurteilen gegen Städterinnen mit kolorierten Kontaktlinsen. Ja, wenn ich so darüber nachdenke, ich bin mir ziemlich sicher. Antje hat den Vorschlag mit Ronnie absichtlich gemacht. Damit ich für Carmen keine Zeit habe! Das kommt wahrscheinlich daher, dass sie selbst sauer ist, weil sie mit ihrem Wuttke nicht zu Potte kommt. Sie ist mies drauf. Also tue ich ihr den Gefallen. Gebe nach.
»Na schön, ich rufe Ronnies Eltern an. Erkläre ihnen die Situation. Wenn sie zustimmen, kann der Junge kommen. Zufrieden?«
Das gewaschene Gemüse landet im Topf, ich gieße Wasser drauf bis es abgedeckt ist, schalte die Kochfläche ein.
»Was spielt es für eine Rolle, ob ich zufrieden bin?«, brummelt Antje.
Die Frage erinnert mich an Ninas »Wen interessiert schon, was ich mache oder wie es mir geht?« Na wenigstens schluchzt Antje nicht.
Ich seufze. Alle in meiner Umgebung scheinen in Krisenstimmung. Erst Nina, nun Antje. Und alle lassen es mich spüren. Dabei kann ich doch nun wirklich nichts dazu!
5
Nina ist wie ausgewechselt seit feststeht, dass Ronnie sie am Wochenende besuchen wird. Was bei Nina für Euphorie sorgt, bereitet mir eher Kopfschmerzen. Aber nicht nur deshalb werde ich mit jedem Tag, der sich dem Wochenende nähert, ruheloser. Eine Frage schiebt sich immer öfter in meine Gedanken: Wird Carmen kommen?
Angerufen hat sie nicht. Auch wenn ich bei jedem Klingeln meines Telefons das Display förmlich hypnotisiere, als würde dadurch Carmens Nummer erscheinen. Die habe ich mir mittlerweile eingeprägt. Kein Wunder so oft wie ich den Zettel, den sie mir in der Küche gab, schon in der Hand hielt, letztlich die Nummer aber nie bis zu Ende wählte. Verflixte Feigheit!
Dafür rief Ramona gestern an, um sich zu erkundigen wie es mit Nina läuft. Ich habe ihr nichts von Ronnies Besuch erzählt. Sie hätte sicher verlangt, dass ich die Sache rückgängig mache. Dazu hat sie aber kein Recht. Schließlich muss ich mit Nina klar kommen. Darüber wie ich den Hausfrieden herstelle werde ich nicht mit ihr diskutieren.
»Wie kontrollieren Sie eigentlich, dass Ihre Eier salmonellenfrei sind?« Die Kundin nimmt eine Zwölferpackung aus dem Kühlschrank, packt sie zu Spargel, Tomaten und Gurken in ihrem Korb, stellt alles vor mir auf den Tisch.
»Die Eier werden regelmäßig getestet. Von einem Labor. Das ist vorgeschrieben«, erkläre ich bereitwillig.
»Gab es schon mal positive Testergebnisse?«
»Nein.«
»Und wenn, würden Sie es nicht sagen, oder?« Die Frau schmunzelt, sagt mir so, die Frage ist nicht ernst gemeint.
Ich lächele entspannt zurück. Wenn die Kundin echte Zweifel hätte, würde sie kaum regelmäßig bei mir kaufen. Der Hof liegt auf ihrem Arbeitsweg, wie sie mir bei einem ihrer ersten Besuche erzählte. »Das macht elf Euro fünfzig.«
Sie reicht
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