Baeuerin sucht Frau
ist es jedenfalls. Das weiß ich sicher!«
Nina blinzelt mich an. Sie scheint irritiert. Jetzt wandert ihr Blick zu Antje, dann wieder zu mir. Sie kratzt sich hinterm Ohr. Dass ihre Sensation für mich keine ist, sondern nur eine Entweder-Oder-Frage, bringt sie sichtlich aus dem Konzept. »Äh, na ja, ich denke das ist Antjes Sache. Wenn sie es dir nicht gesagt hat, wird sie einen Grund dafür haben.«
Antje schließt für einen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnet schimmert Erleichterung in ihnen. Antje nickt Nina zu. Danke, sagt ihr Blick.
Mir bleibt unverständlich, warum Antje so ein Geheimnis daraus macht, wer von den Wuttkes nun derjenige welche ist. Mit einem unzufriedenen Schnaufen zeige ich ihr das auch deutlich.
Meine Enttäuschung hält nicht lange an. Mir kommt eine Idee. Ein Geniestreich! Dazu brauche ich aber ein ungestörtes Gespräch mit Nina.
Zum ersten Mal seit ich Antje kenne, warte ich ungeduldig darauf, dass sie nach Hause geht. Nach dem Abendbrot täusche ich deshalb Kopfschmerzen vor. Für unser abendliches Zusammensein, dem entspannten Gespräch auf der Gartenbank, fehlt mir die Geduld. Ich fühle mich innerlich wie ein Zappelphillip. Kaum das Antje gegangen ist, stürme ich hinauf in Ninas Zimmer. Die schreckt regelrecht zusammen, als ich ohne Anklopfen die Tür aufreiße.
»Wer ist es?!«
Nina sieht mich verständnislos an. »Wer ist wer?«
»Den Namen!«, fordere ich ungeduldig. »Sag mir wer von den beiden es ist.«
Endlich scheint Nina zu begreifen, was ich meine. Sie schüttelt jedoch den Kopf. »Kann ich nicht sagen.«
Sie missversteht mich, hält meine Frage für pure Neugier. Ich kläre sie über ihren Irrtum auf, erzähle von meiner Idee.
»Morgen beim Dorffest wird es, wie jedes Jahr, das Single-Bingo geben. Ich melde Antje dazu an.«
»Single-Bingo?«
»Kennst du Bingo nicht?«
»Schon.«
»Dasselbe Prinzip. Aber jede Zahl gehört zu einem Single im Dorf. Die Teilnehmer am Spiel kaufen Karten mit Fünferreihen. Wer zuerst eine Senkrechte, Waagerechte oder Diagonale voll hat, gewinnt das Spiel. Aber das ist nicht das Spannende an der Sache. Sondern die anschließende Versteigerung der zu den Zahlen der Siegerreihe gehörenden Singles.«
»So ´ne Art Pleßnitzer Partnerbörse, oder was?«
»Genau! Und wenn du mir jetzt sagst, wer von den beiden Junior-Wuttkes Antjes Schwarm ist, gebe ich dem einen Wink und dann - Schicksal nimm deinen Lauf.«
»Toller Plan. Aber nur, wenn Antjes Zahl auch zur Siegerreihe gehört.«
»Erik und Klaus, der Wirt vom Dorfkrug, der die Losnummern zieht, sind alte Schulkumpels.«
Nina nickt. »Verstehe.« Sie fährt sich mit beiden Händen durchs Haar. Denkt offensichtlich nach. »Aber ich kann dir nicht sagen, was ich gesehen habe.«
»Wieso nicht? Ich dachte du und Antje, ihr versteht euch ganz gut. Warum willst du ihr da nicht helfen?«
»Das will ich schon.« Nina seufzt. »Aber es ist wirklich etwas kompliziert. Glaub mir.«
»Wieso?!« Was hat Antje Nina erzählt, dass die das Geheimnis bewahrt? Vor allem: Warum erzählt Antje es mir nicht? Ich bin ihre beste Freundin!
Ja gut, es heißt, manchmal sei es einfacher sich jemanden anzuvertrauen, der einem weniger nah ist. Aber ehrlich gesagt halte ich das für einen blöden Spruch.
Ich bin beleidigt, fühle mich ausgeschlossen.
»Was habe ich getan, dass ich für das große Geheimnis nicht vertrauenswürdig bin?«, rege ich mich auf. So Knall auf Fall wie ich in Ninas Zimmer stürmte verlasse ich es wieder, brubble missmutig vor mich hin, während ich die Treppe hinunter laufe. Ich will doch nur helfen! Warum versteht das niemand?
Samstag. Der Tag der Entscheidung. Entweder sehe ich heute Carmen wieder, oder... Ich will nicht an dieses »oder« denken. Sie wird schon kommen.
Bis es soweit ist gibt es jede Menge Hektik statt beschauliches Landleben. Eine hibbelige Nina nimmt mir den letzten Rest meiner Ruhe.
Wieder mal geht es zum Bahnhof. Nur Nina fährt mit. Antje ist daheim auf meinem Hof geblieben, denn wir können nur zu dritt im Lieferwagen sitzen. Den dritten Platz wird Ronnie besetzen.
Der Begrüßungsszene am Bahnhof schaue ich mit gemischten Gefühlen zu. Natürlich konnte ich mir denken, dass Nina und Ronnie bisher nicht nur Händchen gehalten haben. Dennoch. Als ich sehe wie der lange Lulatsch meine Nichte küsst, und Nina in seinen Armen dahinschmilzt, schlagen in mir die Alarmglocken. Rund-um-die-Uhr-Überwachung! Das schwöre ich mir. Antje und ich
Weitere Kostenlose Bücher