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Baeuerin sucht Frau

Baeuerin sucht Frau

Titel: Baeuerin sucht Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Stein
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schlechte Gewissen überkommt mich, dass ich diesen Augenblick genieße. Wo Antje doch augenscheinlich leidet. Ich streichle automatisch ihren Arm. Dass meine Lippen Antjes Nacken berühren, ist mir zunächst gar nicht bewusst. Ich halte sofort inne als ich es realisiere. Antje hat nichts von dem bemerkt. Wahrscheinlich hielt sie den Hauch in ihrem Nacken für die Berührung meiner Haare.
    Für eine Sekunde bin ich irritiert von mir selbst. Immer noch halte ich Antje und muss mich ermahnen, sie nicht fester an mich zu ziehen.
    Das Letzte was sie jetzt braucht ist eine lesbische Freundin, deren Anteilnahme mit ihr durchgeht. Also halt dich zurück, Sylvia! Aber das ist schwer, wenn es im Herz sticht, weil die Freundin unglücklich ist.
    »Wir machen uns heute einen richtig schönen Abend beim Fest. Was hältst du davon?«, schlage ich enthusiastisch vor. »Und wer weiß, vielleicht taucht ja ein neuer Traumprinz auf.«
    »Wir beide?«, fragt Antje skeptisch.
    »Na klar!«
    »Und was ist mit Carmen?«
    Ups. Die habe ich ganz vergessen.
    »Na ja, dann eben zu dritt.«
    »Du meinst zu fünft. Du vergisst Nina und Ronnie.«
    Ich seufze. So hatte ich mir die Sache nicht vorgestellt.

    Meine Augen wandern suchend durch die Menschenmenge im Festzelt. Die Band macht gerade eine Pause. Stimmengemurmel erfüllt die Luft, teilt sie sich mit Bier- und Essensgeruch. An den Tischen ist kaum ein freier Platz zu finden.
    Auch hier kann ich Carmen nicht ausmachen. Wie schon den ganzen Nachmittag nicht. Weder beim Kuhbiathlon, noch an den zahlreichen Ständen oder beim Riesenrad. Meine letzte Hoffnung schwindet dahin.
    Ich werde auf eine winkende Gestalt aufmerksam. Erik. »Hierher«, ruft er. Zumindest vermute ich, dass er es ruft. Verstehen kann ich es nicht.
    Ich tippe Antje an, deute zu Erik. Die nickt, dirigiert Nina und Ronnie vor sich her durch die Leute. Ich bilde das Ende  unseres Vierergespanns.
    »Ich habe euch was frei gehalten«, begrüßt Erik uns als wir bei ihm ankommen.
    Prima. Wir gleich neben Eriks Skatfreunden, die alle schon mächtig einen im Tee haben. Was soll Carmen von mir denken, wenn sie mich in solcher Gesellschaft vorfindet? Falls sie überhaupt noch kommt.
    »Oookayyy Leute, es ist mal wieder soweit!« Mit diesen Worten und viel Schwung in der Stimme sucht Klaus Rademacher, Vorsitzender des Festausschusses, von der Bühne her die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich zu lenken. Das Mikrofon in seiner Hand fiept. »Single-Bingo!«, kündigt Rademacher das nächste Ereignis des Abends an. »Für die, die es noch nicht wissen, Coupons gibt es am Eingang. Der Preis für die Bingoreihe ist ein Luxuspräsentkorb, gestiftet von unserem lieben Bürgermeister, der scheinbar wiedergewählt werden möchte. Also los, Leute, beeilt euch, denn in fünf Minuten legen wir los! Und vergesst nicht: anschließend findet die Versteigerung statt! Der Erlös kommt der örtlichen Feuerwehr zugute.«
    »Post-Else hat sich bestimmt wieder einen ganzen Nummernblock erschlichen«, grunzt Otto zu Erik. Die Skatrunde lacht.
    Else, fünfundfünfzig, zum dritten Mal geschieden, gelang es im letzten Jahr, sich mehrere Startnummern für die Lotterie zu beschaffen. Wie, wurde nicht geklärt. Das Warum war jedoch allen klar. Sie wollte ihre Chancen auf Ehemann Nummer vier erhöhen. Als ihr Schwindel aufflog, weil gleich zwei von Elses Startnummern in der siegreichen Bingoreihe vorkamen, war ihr das nicht mal peinlich. Sie wurde disqualifiziert. Aber ganz gewiss hält diese kleine Blamage Else nicht davon ab, dieses Jahr wieder teilzunehmen.
    Wenig später dreht sich die Lostrommel. Rademacher nimmt eine Nummer nach der anderen heraus, liest sie vor. Ich schaue mäßig konzentriert auf meine Zahlenkarte, kreuze an, sobald eine der genannten Nummern darauf zu finden ist. Waagerecht habe ich schon drei von fünf. Noch bevor es vier werden ertönt der Schrei aus dem Publikum: »Bingo!«
    Ein Raunen geht durch die Reihen. Erwartungsvolle Gesichter fallen zusammen. Eine Frau von außerhalb steht auf, wedelt freudig mit ihrem Schein in der Luft. Rademacher winkt sie zu sich, kontrolliert die Reihe, nickt.
    »Wir haben eine Gewinnerin. Herzlichen Glückwunsch! Ihr Preis steht am Eingang des Zeltes für Sie zur Abholung bereit gute Frau!« Kurze Pause. »Und nun zur Versteigerung. Folgende Nummern bitte auf die Bühne...«
    Ich höre nicht weiter hin, ein weiteres Mal scannen meine Augen auf der Suche nach Carmen die Menschenmenge ab. Plötzlich,

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