Baeuerin sucht Frau
schmökern«, schlage ich vor.
»Was Romantischeres hast du nicht auf Lager?«
»Wir fahren mit dem Fahrrad hin. Genießen die Natur. Anschließend lade ich dich auf einen Eisbecher ein.«
»Hm. Klingt nett. Und nach gesunder Bewegung. Genug für zwanzig Euro, meinetwegen fünfundzwanzig, aber nicht für fünfzig. Streng dich mehr an«, fordert sie keck.
Macht sie sich über mich lustig oder meint sie es ernst?
»Ein Picknick«, biete ich an. »Ich lade dich zu einem Picknick ein. Pferde statt Fahrräder. Ein Ausflug um den See und wo es uns gefällt lassen wir uns einfach ins Gras plumpsen.« Ich sehe Carmen von der Seite an. »Romantisch genug?«, gehe ich auf ihren Ton ein.
Carmen bleibt stehen, lächelt. »Vielversprechend.«
»Dann sei diesmal pünktlich. Sagen wir zehn Uhr? Ich mache die Pferde klar.«
Der erste große Regentropfen trifft mein Gesicht. Es werden schnell mehr.
»Wir sollten zusehen, dass wir ins Trockene kommen.« Ich sehe mich suchend um. Weit und breit nichts was vor einem Regen schützen könnte.
6
»Kannst du Ronnie zum Bahnhof fahren?«, bitte ich Antje.
»Häh?«, fragt sie verschlafen. Okay, ich hätte sie nicht morgens um sieben anrufen sollen, aber ich bin so aufgekratzt.
»Sein Zug geht um eins«, sage ich.
»Was hast du denn Wichtiges vor?«
»Ich bin verabredet. Kann sich hinziehen.« Hoffe ich.
Schweigen am anderen Ende des Telefons. »Mit der Plumpsklotussi? War sie das gestern?«, fragt Antje schließlich.
»Bitte. Du sollst sie nicht so nennen.«
»Okay. Carmen.« Antje spricht den Namen aus wie den eines ekligen Getiers.
Es ist mir egal. »Antje, ich bin verknallt!«, gestehe ich meiner Freundin, merke wie ich dabei über beide Backen grinse.
Antjes Reaktion lässt auf sich warten. Sie ist morgens nicht die Schnellste. Endlich ein trockenes »Herzlichen Glückwunsch.« Ihr Ton straft sie allerdings Lügen. Antje klingt wenig begeistert.
»Warum gönnst du mir das denn nicht?«, beschwere ich mich.
»Tu ich doch«, erwidert sie wenig überzeugend.
»Tust du nicht!«
»Sylvia! Es ist sieben Uhr morgens. Ich habe einen Kater. Was willst du!?«
»Ich will, dass du dich mit mir freust!«
»Dann ruf mich in zwei Stunden wieder an.«
Antje legt auf.
Ich gehe fröhlich pfeifend in den Kaninchenstall. Dort erhält meine Freude einen Dämpfer. Mir fällt auf, dass eine der Zippen Schmerzen beim Säugen hat. Sie beißt die Jungen von den Zitzen ab, was auf eine Entzündung der Brustwarzen deutet. Vorsichtig nehme ich die Jungen vom Muttertier zurück.
Die Nummer von Lars Henning, dem Tierarzt, ist in meinem Handy gespeichert. Ich rufe ihn an.
»Hast du ein anderes Muttertier, dass Junge verloren hat?«, fragt er.
»Ja. Sogar zwei. Ich werde versuchen, die Jungen an ihnen saugen zu lassen.«
»Gut. Ich komme in einer halben Stunde.«
Das Handy gleitet zurück in meine Hosentasche. Ich steige in die Box des kranken Tieres, sammle die Jungen ein. Anschließend lege ich die armen Würmer vorsichtig zu gesunden Muttertieren. Was wird passieren? Ich warte.
Die Kleinen tasten sich instinktiv an die Zitzen der Muttertiere heran. Erleichtert beobachte ich, dass sie angenommen werden.
Als ich einen Wagen auf den Hof fahren höre, gehe ich hinaus.
»Tut mir leid wegen der sonntäglichen Störung«, entschuldige ich mich.
Lars winkt ab. »Ist ja nicht deine Schuld. Krankheiten kommen nun mal ohne nach dem Tag und der Uhrzeit zu fragen.«
Wir gehen in den Stall, ich zeige ihm das kranke Tier, er untersucht es, bestätigt meine Vermutung und spritzt der Kaninchen-Mutter Antibiotika.
»Keine große Sache. In zwei, drei Tagen kann sie wieder säugen. Und sollte sie auch. Fang aber vorsichtig an. Erst mal mit zwei der Kleinen, damit sie sich langsam dran gewöhnen kann.«
Ich nicke. »In Ordnung.«
»Wenn ich schon mal hier bin, schaue ich gleich noch mal nach der doppelt Schwangeren.« Er spricht von Karla, einer meiner Kühe, die in ein paar Wochen kalben wird. Zwillinge. Noch steht Karla auf der Weide bei ihren Artgenossen. Aber der separate Platz im Stall für die Geburt ist schon vorbereitet. Dort kann sie ungestört von den anderen Tieren ihre Kälbchen zur Welt bringen. Karla wird auch so nervös genug sein. Ich bin es auch. Denn was Karla im Höchstfall ahnt, hat mir der Arzt genau erklärt. Eine Zwillingsträchtigkeit bedeutet für die Kuh eine starke Überbelastung. Zudem ein erhöhtes Risiko bei der Geburt. Bis jetzt gibt es glücklicherweise keine
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