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Baeuerin sucht Frau

Baeuerin sucht Frau

Titel: Baeuerin sucht Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Stein
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weiter wird bieten. Es fehlt nur noch das zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten – nun mach schon Rademacher! – dann knöpfe ich mir Nina vor.
    »Zwanzig Euro!« Die Stimme zu dem Gebot ist weiblich, tief und warm. Ich kenne sie. Habe den ganzen Nachmittag auf sie gewartet. Fast misstraue ich mir, ob sie wirklich echt ist.
    Jemand tritt vor die Bühne. Jemand mit zwei fluoreszierend blauen Augen.
    »Fünfundzwanzig!«, nehme ich Antjes Stimme vage von weiter hinten wahr. Ich sehe zu ihr. Unsere Blicke treffen sich. Schon gut Antje, du musst mich nicht mehr retten, sie ist es!, sage ich ihr mit den Augen. Wir kennen uns lange und gut genug, um den Blick der anderen deuten zu können.
    »Dreißig!«, bietet Carmen.
    »Fünfunddreißig!«, legt Antje nach. Offensichtlich hapert es heute mit der Blickverständigung zwischen uns. Wahrscheinlich, weil Nina immer noch auf Antje einredet. Ich könnte Nina zum Mond schießen! Sie verzapft eine Dummheit nach der anderen. Sie soll Antje endlich in Ruhe lassen damit die merkt was los ist.
    »Ho, ho, ein richtiges Duell«, freut sich Rademacher während dessen.
    Die »Fünfzig!« von Carmen bestätigen ihn prompt. Sie lächelt mir amüsiert zu.
    Antje sieht immer noch zu mir herüber. Ich drehe langsam den Kopf einmal nach links und dann nach rechts, gerade so als wolle ich eine Nackenversteifung lösen. Das kann Antje nicht entgehen! Und tatsächlich. Sie fährt Nina einmal energisch an – wird auch Zeit – und nickt. Du musst ja wissen, was du willst, sagt ihr Blick.
    Carmen erhält den Zuschlag, bezahlt und ich kann endlich von dieser Bühne runter. Mein Vorhaben, Nina die Leviten zu lesen, verschiebe ich auf später. Jetzt wo Carmen endlich da ist, habe ich Besseres zu tun.
    »War das eine Ex-Freundin von dir? Die war ja ganz schön hartnäckig«, begrüßt Carmen mich.
    Mir wird klar, Rademachers blöder Spruch, von wegen »Bäuerin sucht Frau«, hat mir einiges abgenommen. Carmen muss damit  klar sein, auf welcher Seite des Ufers ich stehe. Wenn ich ihren Einsatz bei der Versteigerung als Antwort betrachte, ist die eindeutig. Und sehr verheißungsvoll. Mein Ärger auf Nina löst sich schlagartig in Luft auf. Ohne sie hätten sich die Dinge kaum so schnell gefügt.
    »Ach was, Antje wollte mir nur helfen. Sie ist meine beste Freundin. Wollen wir mal zu ihr rüber gehen? Dann lernst du auch meine Nichte kennen, die mich mit ihrem Streich auf die Bühne gebracht hat.«
    »Eigentlich bin ich gekommen, um dich zu sehen. Keine Freundinnen, Nichten oder was du sonst so zu bieten hast.« Carmens Direktheit, begleitet von dem bezauberndsten Lächeln der Welt, entschädigt mich auf der Stelle für die lange Woche des Wartens und der Ungewissheit.
    »Und warum hat es dann so lange gedauert?«
    »Ich hatte einen Termin. Eine Hochzeit. Zehn Uhr Standesamt. Bilder vom Brautpaar, den Geschenken, die Tafel. Gruppenbilder in allen Variationen. Freunde, Familie. Erst nach dem Anschneiden der Hochzeitstorte war mein Job erledigt.«
    »Verstehe.«
    »Hattest du Angst ich würde nicht kommen?«
    »Äh, na ja, also«, druckse ich und fühle meine Ohren brennen. »Angst ist vielleicht das falsche Wort.«
    »Welches ist das richtige?«, will Carmen schmunzelnd wissen.
    Plötzlich erklingt Musik aus den Lautsprechern. Die Band spielt wieder. Erschrocken fahre ich zusammen, werde durch den Lärm aber wenigstens einer Antwort erhoben.
    »Wollen wir rausgehen?«, schlage ich Carmen mit lauter Stimme vor. »Hier drinnen versteht man jetzt sein eigenes Wort nicht mehr.«
    »Gute Idee«, schreit sie zurück.
    Draußen vor dem Zelt ist die Luft nur geringfügig kühler als drinnen. Es ist schwül, riecht nach Regen. Ein Gewitter hängt in der Luft.
    »Und nun?« Carmen sieht mich erwartungsvoll an.
    »Tja und nun. Die Stände sind abgeräumt, alle Aktivitäten vorbei, außer dem abendlichen Besäufnis und der unausweichlichen Schlägerei gibt es auf diesem Fest nichts mehr.«
    Dass ich Nina und Ronnie bei dem zu erwartenden Szenario einfach so Antje überlasse, verschafft mir kurzzeitig ein schlechtes Gewissen. Dann beruhige ich mich mit dem Gedanken, dass Antje erfahren genug ist, was Dorffeste angeht. Sie erkennt, wann die Stimmung umschlägt, bläst rechtzeitig zum Aufbruch.
    »Also? Was bekomme ich nun für meine fünfzig Euro?«, Carmen zwinkert mir zu.
    Wir schlendern den Weg von der Festwiese zum Dorf entlang.
    »Morgen ist großer Flohmarkt im Nachbardorf. Da könnten wir hinfahren und

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