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Baeuerin sucht Frau

Baeuerin sucht Frau

Titel: Baeuerin sucht Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Stein
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diese Veränderung rührt. Erik hat dafür gesorgt, dass sie es wissen. Dass ich jetzt ihr Geheimnis mit ihnen teile.
    »Freu dich doch. Du gehörst endlich zu ihnen.«
    »Ja, zumindest zu dem kriminellen Teil«, kann ich mir nicht verkneifen.
    »Jetzt übertreibst du aber.«
    »Findest du? Im Grunde ist diese neue Freundlichkeit doch nichts weiter als eine Art Knastbruderloyalität.« Bei mir will sich keine rechte Freude über die neugewonnene Akzeptanz einstellen. »Ich gehöre dazu, weil ich bewiesen habe, dass ich die  Leute nicht verpfeife.«
    »Ist doch ein Anfang.«
    »Ein sehr fragwürdiger.«
    »Du bist und bleibst eine Prinzipienreiterin«, hält Antje mir vor.
    »Wenn es nur so wäre. Dann hätte ich kein Problem«, seufze ich. »Ich habe Carmen nichts von alldem erzählt. Dabei sollte man meinen, das wäre selbstverständlich. Wir sind schließlich zusammen.«
    »Aber noch nicht sehr lange«, gibt Antje zu bedenken. »Und eigentlich geht es sie gar nichts an.«
    »Indirekt schon«, widerspreche ich. »Es ist eine Frage des Vertrauens.«
    »Okay, dann erzähl es ihr. Eine gute Gelegenheit herauszufinden, wie sie bei heiklen Themen reagiert.«
    »Wahrscheinlich lacht sie drüber«, vermute ich.
    »Und wenn nicht - man kann nicht früh genug herausfinden, wie in einer Partnerschaft Meinungsverschiedenheiten bewältigt werden«, meint Antje. »Ich muss sagen, ziemlich mutig von dir, eure frische Beziehung so einer Belastungsprobe auszusetzen.«
    Ich schlucke. Belastungsprobe? Ich will keine Belastungsprobe. Aber ich will auch keine Geheimnisse vor Carmen haben. Mir schlägt schon jetzt das schlechte Gewissen, weil ich diese Überlegungen anstelle. Ich sollte Carmen alles anvertrauen, ohne nachzudenken. So wie ich Antje alles anvertraue.
    Sonntagabend. Carmen ist zurück und ich bei ihr in ihrer Stadtwohnung. Unser beider angestauten Hormone sind erst mal zur Ruhe gekommen, wir sitzen ineinandergeschlungen auf dem Sofa.
    »Das ist ja der Hammer!« Carmen hat interessiert zugehört. »Und du sagst, die Pflanzen sind schon vernichtet?«
    »Ja, Gott sei Dank.«
    »Aber es gibt wahrscheinlich noch andere Plantagen.«
    »Davon will ich nichts wissen. Ich habe keine Ahnung.«
    »Das wäre mal ´ne Story! Drogendorf mitten in Deutschland! Die Geschichte käme in den ganz großen Tageszeitungen! Fotos Carmen Nowotny! Vielleicht gäbe es sogar eine Reportage im Abendmagazin.«
    Ich drehe mich entsetzt zu Carmen. »Ich bitte dich! Das wäre ein Alptraum. Plötzlich gäbe es mehr Polizisten in Pleßnitz als Einwohner. Alle wären verdächtig. Am Ende zieht man der Einfachheit halber einen Stacheldraht ums ganze Dorf.«
    »Das gäbe die nächste Schlagzeile.« Carmen grinst. »Wer hätte gedacht, dass dieses Pleßnitz so viel her gibt?« 
    »Und schon mal daran gedacht, dass ich hinter und du vor dem Stacheldraht bist?«, schmolle ich.
    Carmen zieht mich an sich, unsere Lippen berühren sich. »Das wäre ja schrecklich«, raunt sie neben meinem Ohr.
    So gefällt mir das schon besser.
    »Mhhh«, murmle ich auf Wolke sieben sitzend. »Ich muss noch Antje anrufen und hören ob zu Hause alles in Ordnung ist.«
    »Was soll da schon nicht in Ordnung sein? Sie und Nina werden wahrscheinlich den ganzen Abend Monopoly spielen.«
    »Arme Antje«, seufze ich mitleidig.
    »Sie wird’s überleben.«
    »Warum kannst du sie eigentlich nicht leiden? Ich meine, ich verstehe Antje, dass es sie nicht freut ihre beste Freundin plötzlich mit jemanden teilen zu müssen. Aber du hast doch eigentlich keinen Grund.«
    »Wie kommst du darauf, dass ich sie nicht leiden kann? Wie du richtig erkannt hast, mag Antje mich nicht besonders. Ihre Augen senden ständig diesen Ich-wünsche-dich-für-immer-auf-den-Nordpol-Blick aus. Da halte ich mich ihr gegenüber eben zurück. Es gibt doch nichts Peinlicheres als Leute, die sich anbiedern wollen. Das habe ich echt nicht nötig.«
    »Antje ist in letzter Zeit einfach nur ein bisschen schlecht drauf«, verteidige ich meine Freundin. »An mir hat sie das auch schon ausgelassen. Du solltest das also nicht persönlich nehmen. Sie ist eigentlich eine ganz liebe.«
    Carmens Augen blitzen. »So, so, eine ganz liebe. Und was bin ich?«
    »Du bist – meine Liebe.«
    Carmen lächelt. »Das hoffe ich.«
    Ich fühle wie Carmens Hände meinen Rücken streicheln. Ihre Finger wandern unter mein T-Shirt. Augenblicklich vergesse ich den Anruf nach Hause.

9

    Die Kuh Karla steht jetzt im Stall. Ich sehe jede Stunde

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