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Baeuerin sucht Frau

Baeuerin sucht Frau

Titel: Baeuerin sucht Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Stein
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gestanden. Warum muss Antje das alles ins Lächerliche ziehen?!
    »Du bist neidisch, weil du immer noch solo bist, während ich ...« Ich beiße mir auf die Zunge. Das wollte ich nicht sagen. Wirklich nicht. Es ist gemein. Antje sieht das offenbar auch so, denn sie steht abrupt auf.
    »Früher wärest du nicht so gemein gewesen, so was zu sagen.« Die Enttäuschung in Antjes Stimme tut mir weh. Aber wer mit dem Austeilen angefangen? Sie! Trotzdem fühle ich mich schlecht als Antje jetzt geht.
    Ich sitze unglücklich auf meiner Gartenbank. Schließlich stehe ich seufzend auf, bringe die Gläser in die Küche, mache überall das Licht aus, gehe ins Bett. 
    Die Nacht verbringe ich in unruhigem Schlaf. Diesem Wachfühlzustand mit ständigen Kurzträumen. Ein Schlaf, durch den sich keine Erholung einstellt.
    Gegen Morgen gesellen sich in einen Kurztraum unpassende Geräusche. Durch frühere unpassende Nachtgeräusche alarmiert, bin ich plötzlich hellwach. Nina wird doch nicht wieder ...?! Ich dachte das Stadium läge hinter uns! Ich schlage meine Bettdecke zurück, gehe in den Flur und knipse das Licht an.
    Nina steht tatsächlich am Fußende der Treppe, hält sich am Geländer fest.
    »Nina«, stöhne ich. »Das hatten wir doch schon.«
    Seufzend nähere ich mich meiner Nichte. Ich bin bis auf zwei Meter bei ihr, als sie in sich zusammensackt. Erschrocken mache ich einen Satz auf sie zu, fange sie auf. Jetzt realisiere ich auch, dass Nina im Schlafanzug ist und so wohl kaum eine neue Flucht unternehmen würde.
    »Nina! Was ist los?«
    »Mir ist schlecht«, murmelt sie undeutlich.
    Tatsächlich ist Nina weiß wie eine Kalkwand. Hätte ich mal vorher besser hingesehen, wünsche ich mir Sekunden später, vielleicht hätte ich Nina noch ins Bad gebracht, bevor sie mir vor die Füße ...
    »Scheiße«, fluche ich, bugsiere Nina ins Bad zum Waschbecken, stelle hektisch das kalte Wasser an, träufle ihr möglichst viel davon ins Gesicht. Nina atmet schwer, wäscht sich mit lahmen Bewegungen das Gesicht.
    »Besser?«, frage ich hoffnungsvoll.
    Nina setzt sich auf die Toilette, schnauft.
    »Wir fahren sofort ins Krankenhaus. Ich hole deine Sachen. Bleib hier sitzen.«
    Mit einigem Umstand schaffe ich es, Nina anzukleiden. Wenig später braust mein Auto durch den frühen Morgen.
    »Kopfschmerzen, Müdigkeit, Durchfall, aber kein Fieber«, nimmt der Arzt die Anamnese auf. »Noch was?«
    »Komisches Kribbeln auf der Haut, so´ne Art Taubheit«, sagt Nina schwach.
    »Seit wann hast du das, Nina?«, will ich wissen.
    »Kopfschmerzen seit dem Rauchen, Durchfall erst seit gestern.«
    »Seit dem Rauchen?«, fragt der Arzt.
    Nina geht es so übel, dass sie alles vergisst. Auch, wie ihr folgender Satz beim Arzt ankommen muss. »Gras, vor ein paar Tagen.«
    Zwei bedenklich dreinschauende Augen richten sich auf mich. 
    Ich winke ab. »Fragen Sie nicht. Wenigstens ist sie nach dem hier geheilt von dem Zeug.«
    »Mach mal bitte den Mund auf, Nina.« Mit einem kleinen Holzspatel drückt der Arzt Ninas Zunge nach unten. »Deutlich vermehrte Schleimbildung in Mundhöhle und Rachen«, stellt er fest. »Vom Grasrauchen kommt das ganz sicher nicht.«
    »Ein Hitzschlag vielleicht?«, biete ich ihm eine Diagnose an. »Es war ja so warm die letzten Tage. Die Sonne prasselte gnadenlos als wir die Kartoffelkäfer absammelten.« Ich beschreibe in kurzen Zügen, warum ich auf diese Nachkriegsmethode zurückgreifen musste. Dann fällt mir ein was Antje erzählte. »An der Schule grassiert die Magen-Darmgrippe. Kann es das nicht sein? Oder beides?«
    Der Arzt wiegt den Kopf hin und her. Dass er derart laienhafter Rateversuche überdrüssig ist, lässt er sich nicht anmerken. »Dann wäre der Körper stärker dehydriert. Die Taubheit der Haut stimmt mich bedenklich. Ich nehme dir mal Blut ab, Nina. Okay?« Er geht an eine Schublade, holt die entsprechenden Utensilien hervor. »Das Ergebnis bekommen wir morgen. Bis dahin legst du dich ins Bett. Ich gebe dir ein Rezept mit. Etwas gegen die Kopfschmerzen und den Durchfall.« 

    Der Anruf des Arztes kommt schon am Nachmittag. Meine Freude über das unerwartet schnelle Ergebnis dauert nur kurz.
    »Die Blutprobe enthält verschiedene Phosphate, wie sie in synthetischen Insektiziden vorkommen. Es sieht nach einer Vergiftung durch Parathion, auch E605 genannt, aus«, höre ich den Arzt sagen.
    »Was?!« Ich schüttele heftig mit dem Kopf. Da ich telefoniere kann mein Gesprächspartner das natürlich nicht sehen.

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