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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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seiner Äußerungen verdiente besondere Aufmerksamkeit. Ich hätte
Kayles alle seine Pläne verraten, hatte er behauptet. Und zwar nicht im
unmittelbaren Gespräch. Kayles hätte meine Unterhaltung mit Sam Ford
belauscht.
    In Gedanken versetzte ich mich in jene Nacht an Bord des
Segelbootes ›My Fair Lady‹ zurück. Es war schon möglich, daß Kayles
Zeuge meiner Unterhaltung mit Sam geworden war. Allerdings hatten wir
nicht über irgendwelche geheimnisvollen Pläne von Robinson gesprochen,
den ich damals noch gar nicht kannte. Es war nur darum gegangen, wie
wir Kayles am besten nach Duncan Town schaffen konnten. Wie konnte
Kayles daraus die Behauptung schmieden, ich hätte mich über die Pläne
seines Auftraggebers verbreitet? Je länger ich über die Sache
nachdachte, desto unwahrscheinlicher kam mir diese Version vor.
Überhaupt blieb es fraglich, ob Kayles überhaupt gehört hatte, wie ich
mit Sam Ford sprach. Er lag unter Deck und mußte zu diesem Zeitpunkt
damit beschäftigt gewesen sein, seine Fesseln zu lösen und seine Waffe
aus dem Versteck zu holen. Meine Gedanken wanderten zurück zu jenen
Minuten, wo Sam und ich uns mit Kayles unten in der Kajüte befunden
hatten. Kayles hatte gefesselt auf der Pritsche gelegen. Er war zu
diesem Zeitpunkt noch bewußtlos, zumindest glaubten wir das. Ich hatte
mich mit Sam unterhalten und Mutmaßungen über Kayles angestellt.
Denkbar, daß uns Kayles zugehört hatte. Jetzt erinnerte ich mich daran,
daß er recht unvermittelt aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht war. Ich
hatte schon damals den Verdacht gehabt, er hätte die Ohnmacht nur
vorgetäuscht. Aber es gab bei den turbulenten Ereignissen in jener
Nacht keine Zeit, diesem Verdacht weiter nachzugehen.
    Ich stieg tiefer hinab in mein Gedächtnis. Worüber hatte ich
mit Sam gesprochen, während Kayles regungslos auf der Pritsche lag? Wie
ein Wetterleuchten kam mir die Erinnerung, daß ich wegen irgend etwas
wütend geworden war. Aber es wollte mir nicht gelingen, das fehlende
Stück ins Mosaik der Vergangenheit einzufügen. Vielleicht wußte Sam
Ford noch, worüber wir gesprochen hatten. Ich beschloß, ihn anzurufen,
um ihn danach zu fragen.
    Ich drückte auf die Taste des Gegensprechgerätes. »Jessie,
verbinden Sie mich bitte mit Sam Ford. Ich weiß nicht, wo er steckt, er
wird in einem der Jachthäfen sein.«
    »Wissen Sie denn nicht …« Sie zögerte.
    »Was soll ich wissen?«
    »Er hat einen Unfall erlitten.«
    »Was sagen Sie da?«
    »Man hat ihn nach Nassau ins Krankenhaus gebracht. Er ist
unter ein Boot geraten.«
    »Kommen Sie bitte rein und sagen Sie mir Näheres.«
    Wie ich erfuhr, war es beim Aufdocken eines
Bootes zu einem Unglück gekommen. Als das Boot erst halb draußen war,
hakte das Stahlseil des Hebekrans aus. Sam war von dem niedersausenden
Bootskörper getroffen und schwer verletzt worden. »Er befindet sich auf
der Intensivstation im ›Princess Margaret Hospital‹«, berichtete
Jessie. »Als ich das letzte Mal anrief, befand er sich noch in tiefer
Bewußtlosigkeit.«
    »Wann ist der Unfall passiert?«
    »Vor einer Woche.«
    Kalte Wut bemächtigte sich meiner. Die Handschrift des Täters
war unverkennbar. Wenn Robinson versucht hatte, mich aus dem Weg zu
räumen, weil er meine Mitwisserschaft fürchtete, so würde er sicher
nicht zögern, auch Sam Ford unschädlich zu machen. Dies war kein
Unfall, genausowenig wie der Absturz von Bill Pinder.
    »Bitten Sie Mr. Walker zu mir«, sagte ich.
    »Was ist eigentlich mit diesem Mann?« erkundigte sie sich. »Er
sitzt da und liest Zeitschriften. Dann hat er mich auch gebeten, ich
soll ihm ein Zeichen geben, wenn irgendein Unbekannter den Raum
betritt.«
    »Tun Sie, was er sagt. Und sprechen Sie zu niemandem über
Ihren neuen Kollegen.«
    Sie ging hinaus. Aus ihrem Blick sprach die Angst.
    »Es gibt Arbeit«, sagte ich, als Walker hereinkam. Ich
erzählte ihm, was mit Sam passiert war. »Sie begeben sich sofort ins
›Princess Margaret Hospital‹. Niemand darf zu Sam vorgelassen werden,
außer dem ärztlichen Personal und Ihnen, sorgen Sie dafür.«
    »Das wird nicht einfach sein. Dazu brauchen wir die
Unterstützung des Hospitals.«
    »Ich werde dort anrufen«, versprach ich. »Sorgen Sie
inzwischen dafür, daß Ihre Männer sich marschbereit machen, fertig für
den Abflug nach Nassau.«
    Er nickte und verließ den Raum. Ich war gerade dabei, Jessie
um eine Telefonverbindung nach Nassau zu bitten, als der Summer
ertönte. Jessie meldete

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