Bahama-Krise
Perigord bekannt.
»Mr. Walker«, sagte Perigord, »wir freuen uns, wenn
amerikanische Gäste auf die Bahamas kommen. Wir leben davon, daß sie
uns besuchen. Was wir weniger schätzen, sind Schußwaffen, die bei
solchen Besuchen eingeschleust werden. Sind Sie bewaffnet?«
Walker schaute mich hilfesuchend an. Ich nickte.
»Ja«, gab er zu.
Perigord streckte die Hand aus, ohne ein Wort zu sagen, und
Walker griff in den Halfter unter seiner Jacke und zog eine Pistole
hervor. Perigord nahm die Waffe entgegen und barg sie in der
Seitentasche seiner Uniform. Dann ergriff er den Offiziersstock, der
noch auf meinem Schreibtisch lag.
»Sie können bleiben, Mr. Walker«, sagte er, »und Ihre Freunde
auch. Ich gewähre Ihnen diese Vergünstigung, obwohl ich die Befugnis
hätte, Sie alle sechs auszuweisen. Aber die Fortdauer Ihres
Aufenthaltes hängt von einer Bedingung ab. Bis heute mittag zwölf Uhr
werden Sie alle Schußwaffen in meiner Dienststelle abliefern.« Er hob
den Stock zum Gruß. »Guten Morgen, Mr. Mangan.«
»Mit Schlagstock«, sagte Walker, als Perigord draußen war.
»Ein Polizist wie im Bilderbuch.«
»Sie sollten ihn nicht unterschätzen«, sagte ich. »Er hat Sie
alle sechs unter Beobachtung, seit Sie den Fuß aus dem Flugzeug gesetzt
haben. Er kennt Ihre Namen und weiß, daß Sie zur Cunningham Corporation
gehören.«
»Was machen wir mit den Waffen?«
»So wie er's gesagt hat. Sie geben die Waffen in seiner
Dienststelle ab. Was haben Sie alles? Jeder eine Pistole?«
»Und ein paar Gewehre.«
»Das fehlt ja noch, ein ganzes Waffenlager! Geben Sie alles
bei Perigord ab, Sie kriegen die Waffen wieder, wenn Sie wieder nach
Houston zurückfliegen.«
Traurig stapfte er hinaus. Ohne Waffen mußten sich die sechs
wohl nackt vorkommen.
Obwohl ich mich in den folgenden Tagen viel
um Debbie kümmerte, gelang es mir, das Theta-Konsortium nach und nach
wieder auf Vordermann zu bringen. Große Pannen hatte es in meiner
Abwesenheit nicht gegeben, denn ich verfügte über einen guten Stab von
Mitarbeitern. Aber eine Reihe von Entscheidungen war aufgeschoben
worden, bis ich zurückkehrte.
Unter anderem hatte es ein kleines Durcheinander im ›Sea
Gardens Hotel‹ auf New Providence gegeben. Der Manager dort hatte sich
den Arm gebrochen, und Philips, der zweite Mann, verfügte über wenig
Erfahrung. Ich entschied, daß Jack Fletcher vom ›Royal Palm Hotel‹ nach
New Providence wechselte, bis der Manager dort wieder voll einsatzfähig
war.
Ich flog mit, um Fletcher einzuweisen. Es war nur eine
Stippvisite, denn ich wollte Debbie unter keinen Umständen länger als
unbedingt nötig allein lassen. Zwar weilten ihre beiden Freundinnen
Cora und Addy auf Grand Bahama, wo sie eine neue Gruppe von
amerikanischen Ferienkindern betreuten. Trotzdem plante ich, wenige
Stunden später zurückzufliegen.
Es war Bobby Bowen, der uns nach Nassau flog. Steve Walker,
mein Leibwächter, war mit an Bord. Wir hatten vereinbart, daß Walker
nie mehr als drei Meter von mir entfernt sein sollte, und er hielt sich
an diese Anweisung. Wenn Jack Fletcher bemerkt hatte, daß ich
beschattet wurde, so vermied er jede Anspielung darauf.
Nachdem ich Fletcher in seinem neuen Wirkungskreis
herumgeführt hatte, begaben wir uns ins Büro des Managers, um noch
einige Details durchzusprechen. Auf der Insel New Providence waren
einige Dinge zu beachten, die Fletcher von Grand Bahama her nicht
kannte. Und auch die Hotels, das ›Royal Palm‹ und das ›Sea Gardens‹,
waren recht unterschiedlich, schon was die Zusammensetzung der Gäste
anging. Das Büro des Managers im Hotel ›Sea Gardens‹ befindet sich im
hinteren Bereich der Rezeption. Es ist zu den Gästen hin mit einer
Glaswand versehen.
Es ist eine Glaswand mit gewissen Besonderheiten. Der Gast,
der an der Theke der Rezeption lehnt, schaut in einen großen Spiegel.
Wie denn überhaupt Spiegel ein wichtiges Element bei der Ausstattung
von Hotels sind. Sie geben das Gefühl von Raum und Leichtigkeit. Der
Spiegel nun, der die Wand zum Büro des Managers bildete, war nur auf
einer Seite ein Spiegel. Der Manager konnte hindurchsehen wie durch
gewöhnliches Glas. Er konnte die Rezeption beobachten, ohne selbst
gesehen zu werden.
Während ich mich mit Fletcher unterhielt, betrachtete ich die
Leute, die draußen eincheckten oder ihre Schlüssel abgaben. Es war das
übliche Getriebe, das in Hotels herrscht. Ein paar eilige Gäste, ein
paar Angeber, junge Pärchen in den Flitterwochen, ältere
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