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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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Damen mit
violett gefärbtem Haar. Etwas von der Theke entfernt standen Gruppen
von Touristen und schwatzten. Die Bellboys brachten ganze Kofferberge
herein. Wie Philips, der zweite Manager, erklärte, handelte es sich um
eine Reisegruppe aus Italien. Am Schalter des Kassierers hatte sich
eine Schlange gebildet, Gäste, die vor der Abreise ihre Rechnung
begleichen wollten. Ich lächelte. Diese Gäste taten das, wofür der
ganze Zirkus überhaupt veranstaltet wurde.
    Der dritte Mann, der in der Schlange stand, fiel mir auf.
Irgendwo hatte ich diesen Mann schon einmal gesehen, auch wenn mir
nicht gleich aufging, wo das gewesen war. Er war großgewachsen, bereits
leicht ergraut und trug einen kurzgetrimmten Schnurrbart sowie einen
Backenbart. Ich stand auf und trat an die Spiegelscheibe, um mir den
Fremden näher anzusehen. Er tat, was viele Männer tun, wenn sie vor
einem Spiegel stehen. Er betrachtete wohlgefällig sein Spiegelbild und
zupfte an seiner Krawatte. Den Bruchteil einer Sekunde lang sah er mir
direkt in die Augen. Er hatte grüne Augen. Die Iris war gelb
gesprenkelt. Plötzlich wußte ich, wo ich ihn zum erstenmal gesehen
hatte! Diese Augen hatten mich betrachtet, als ich hilflos in der
Eingangshalle des Cunningham-Gebäudes lag.
    Ich fuhr herum. »Jack, siehst du den Mann dort? Tu irgend
etwas, um ihn aufzuhalten. Finde irgendeinen Vorwand. Ich brauche Zeit,
um herauszufinden, wer er ist.«
    Fletcher sah mich an. »Wie soll ich das denn schaffen?«
    »Du verdoppelst seine Rechnung. Dann sagst du, daß der
Computer die Rechnung falsch ausgeschrieben hat. Sorge dafür, daß es
ziemlich lange dauert, bis die neue Rechnung ausgestellt ist.«
    Fletcher eilte hinaus. Ich wandte mich an Philips. »Besorg mir
den Namen dieses Gastes. Ich muß die Zimmernummer wissen, die
Heimatadresse, wo er hinreist und wo er herkommt, alles, was auf der
Gästekarte steht. Aber sei vorsichtig, daß er nichts merkt.«
    Walker war zu mir an die Spiegelscheibe getreten. »Worum
geht's?« erkundigte er sich.
    »Das ist einer von Robinsons Leuten«, sagte ich grimmig. »Das
erste Mal, als ich ihn traf, trug er keinen Bart. Aber ich habe ihn
wiedererkannt, an seinen Augen und an seiner Nase. Ich möchte, daß Sie
ihn beschatten. Lassen Sie ihn keinen Moment aus den Augen.« Ich dachte
nach. »Wieviel Geld haben Sie bei sich?«
    »Ich weiß nicht genau. Ein paar hundert Dollar, glaube ich.«
    »Das wird nicht reichen. Je nachdem, wo er hinreist, brauchen
Sie mehr.«
    Ich nahm eine Zahlungsanweisung vom Schreibtisch, trug eine
Summe ein und unterschrieb. »Gehen Sie damit zur Kasse, und lassen Sie
sich die Summe auszahlen.«
    Walker betrachtete den Zettel und stieß einen Pfiff aus.
»Fünftausend Dollar!«
    »Wenn dieser Mann auf dem Flugplatz nach Europa eincheckt,
werden Sie das brauchen.«
    »Wenn ich ihn beschatten soll, stelle ich mich besser nicht in
die Schlange«, sagte er.
    »Ganz recht. Bleiben Sie hier, bis Philips zurückkommt. Er
kann das Geld für Sie holen.«
    Wir betrachteten das Schauspiel, das nun draußen abrollte.
Mein Freund, der falsche Arzt, trat an den Schalter und wies mit
freundlichem Lächeln seinen Zimmerschlüssel vor. Ich sah, wie seine
Lippen sich bewegten. Wenig später wurde die Rechnung über die
Marmorplatte geschoben. Er betrachtete die Rechnung, runzelte die
Stirn, deutete mit dem Zeigefinger auf die Summe und schob das Formular
über den Schalter zurück. Man sah, wie sich der Kassierer zur Seite
neigte und ein Telefongespräch führte. Schließlich kam Jack Fletcher in
Sicht.
    »Wenn er mit Kreditkarte zahlt, kriegen wir eine Spur«, sagte
Walker.
    Ich nickte. Draußen war Fletcher dabei, den Gast mit
wortreichen Erklärungen zu besänftigen. Nach einer Weile verneigte er
sich und verschwand aus unserem Blickwinkel. Zwei Minuten später kam er
ins Büro. Philips folgte ihm.
    »Der Mann heißt Carrasco«, sagte er. »Dr. Luis Carrasco.«
    »Also wirklich ein Arzt«, bemerkte ich. »Nationalität?«
    »Venezolanisch.«
    »Hat er irgendwas gesagt, wohin er fliegt?«
    »Nein«, gab Fletcher zur Auskunft. »Ich konnte mich nur kurz
mit ihm unterhalten, um keinen Verdacht zu erregen. Er sagte nur, er
müßte einen Flug erreichen, wir sollten uns mit der Rechnung beeilen.«
    »Ich weiß, wohin er fliegt«, ließ sich Philips vernehmen. »Er
hat sich des Buchungssystems unseres Hotels bedient. Ich habe mir seine
Buchung angesehen. Er fliegt nach Freeport, wo er eine Woche im ›Royal
Palm‹ reserviert

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