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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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Schlange
von Gästen stand vor der Theke, um auszuchecken. Aus der Entfernung
klang es wie ein Bienenschwarm.
    Die Ratten verlassen das sinkende Schiff, ging es mir durch
den Kopf. Und ich war froh, daß meine Gäste diese Gedanken nicht lesen
konnten.
    Ich bat Philips, hinter der Kasse hervorzukommen. »Jemand
anderer kann aushelfen«, sagte ich. »Du bist jetzt an anderer Stelle
wichtiger! Du übernimmst die Leitung des Hotels. Wo ist Dr. Bosworth?«
    Philips deutete zur Decke. »Oben. Er macht seine Runde.«
    »Allein?«
    »Nein. Ein Dutzend Ärzte aus Nassau helfen ihm. Ein paar
Krankenschwestern sind auch da.«
    »Such ihn und sag ihm, ich möchte ihn in Fletchers Büro
sprechen, am liebsten schon gestern.«
    Es dauerte nicht lange, bis Dr. Bosworth
durch die Tür kam. Er sah niedergeschlagen aus. Seine Augen waren
rotunterlaufen. Er schwankte.
    »Setzen Sie sich«, bat ich ihn. »Und sagen Sie mir um Gottes
willen, was hier los ist!«
    »Die Analysen sind noch nicht fertig, aber ich bin ziemlich
sicher, daß es die Legionärskrankheit ist.«
    »Verdammter Mist!« Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn
und zerrte an meiner Krawatte, bis der Knoten sich löste. Es war heiß
und stickig, und ich wußte auch, warum. Die Klimaanlage war abgestellt
worden. Und das brachte mich wieder auf die Legionärskrankheit.
»Diesmal folgen die Erkrankungen schneller aufeinander«, bemerkte ich.
»Was hat das zu bedeuten?«
    »Ich schätze, wir haben es diesmal mit der Erscheinungsform
des Pontiac-Fiebers zu tun«, seufzte er. »Die Inkubationszeit ist
kürzer, und der Prozentsatz der Leute, die befallen werden, höher.«
    Ich erinnerte mich an die Zahl, die Dr. Bosworth mir bei
unserem ersten Gespräch genannt hatte.
    »Fünfundneunzig Prozent?«
    Er nickte düster.
    »Dann haben wir das Schönste noch vor uns«, stellte ich fest.
»Haben Sie gesehen, was in der Rezeption vor sich geht?«
    Er nickte. »Die Leute flüchten. Und ich weiß nicht, ob es gut
ist, daß wir sie gehen lassen. Was passiert, wenn sie bereits infiziert
sind und irgendwo unterwegs zusammenbrechen?«
    »Ich sehe nicht, wie wir sie an der Abreise hindern könnten«,
entgegnete ich. »Man kann kaum erwarten, daß sie freiwillig in einem
Hotel bleiben, das von einer Seuche befallen ist. Was meinen denn die
Beamten vom Gesundheitsministerium dazu?«
    »Wie üblich gar nichts. Die denken noch nach, was man machen
könnte.«
    »Wie konnte das geschehen?« sagte ich. »Sie wissen doch
selbst, daß wir alle nur denkbaren Vorsichtsmaßnahmen getroffen haben.«
    »Ich weiß es nicht.« Er zog ein Taschentuch hervor und wischte
sich den Schweiß vom Hals. »Aber wissen Sie, was mir ein Rätsel ist?«
Ich starrte ihn an. »Die niedrige Quote«, sagte er leise. »Anstatt
fünfundneunzig Prozent Kranke haben wir nur dreißig. Ich kann mir das
nicht erklären.«
    »Dann ist es vielleicht kein Pontiac-Fieber.«
    »Doch, die Symptome sind eindeutig. Es gibt noch weitere
Rätsel. Alle italienischen Gäste sind befallen. Aber nur fünfundsiebzig
Prozent von den Amerikanern. Und nur fünfundzwanzig Prozent der
Engländer.«
    Ungläubig sah ich ihn an. »Wollen Sie sagen, daß der Virus je
nach Nationalität zuschlägt? Das ist doch Irrsinn, das kann doch nicht
stimmen!«
    Dann fiel mir ein, was Fletcher gesagt hatte.
    »Auch die Bahamaner scheinen verschont zu bleiben«, sagte ich.
»Wir haben hundertachtzig Mann Personal und darunter nur vier Kranke.«
    »Vier? Wer ist der vierte?«
    »Jack Fletcher, ich habe ihn gerade ins Bett gesteckt. Ich
möchte, daß Sie gleich nachher nach ihm sehen. Wer sind die anderen
drei?«
    Er nannte die Namen.
    »Seltsam«, sagte ich, »die wohnen alle hier im Hotel.« Die
meisten Beschäftigten im ›Sea Gardens‹ gingen nach der Arbeit nach
Hause, sie wohnten in den umliegenden Ortschaften. Nur die älteren
Bediensteten und Fletcher hatten Wohnungen im Hoteltrakt.
    Meine Feststellung schien Dr. Bosworth auf eine Idee gebracht
zu haben. Trotz seiner Müdigkeit saß er plötzlich kerzengerade. Dann
fuhr seine Hand nach dem Telefon. Ich hörte, wie er Anweisung gab, eine
Krankenschwester an den Apparat zu holen. Pause. Endlich meldete sich
die Gesuchte. »Ich möchte, daß Sie sich mit einem Block bewaffnen«,
begann er. »Sie gehen zu jedem Patienten und stellen immer nur eine
einzige Frage. Nämlich: Ziehen Sie ein Vollbad vor oder die Dusche? Sie
machen zwei Spalten, Vollbad und Dusche. In der jeweiligen Spalte ein
Kreuz für jede

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