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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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Antwort. Ja, so wie ich's sage. Nein, das ist kein
Scherz. Eine zweite Schwester soll mit Ihnen gehen und Ihnen helfen.
Ich brauche die Liste so schnell wie möglich!«
    Er ließ den Hörer auf die Gabel sinken.
    »Was soll das?« fragte ich ihn.
    »Die einzelnen Nationalitäten haben so ihre Angewohnheiten«,
antwortete er.
    »Einige werden gern krank, die anderen weniger gern?«
    »Nein. Ich werd's Ihnen erklären. Wissen Sie, warum die Russen
keine Stöpsel in ihren Waschbecken haben?«
    »Weil die regelmäßig im Fünfjahresplan vergessen werden.«
    »Falsch. Sie mögen ihre Hände nicht in schmutzigem Wasser
waschen, also verzichten sie auf den Stöpsel und lassen das Wasser über
die Hände rinnen.«
    Einen Augenblick lang hatte ich den Eindruck, daß Dr. Bosworth
ebenfalls ein Opfer der Legionärskrankheit geworden war. Das Opfer
einer besonders schweren Form, die in rasender Geschwindigkeit die
Gehirnzellen auflöst.
    »Was haben die Russen mit unseren kranken Gästen zu tun?«
sagte ich.
    Er hob beschwichtigend die Hände. »Ich habe mich einmal mit
einem italienischen Kollegen über Fragen der Hygiene unterhalten. Er
meinte, die Engländer seien eine ziemlich schmutzige Sorte Mäuse. Die
badeten in ihrem eigenen Dreck. Die Italiener hingegen, so sagte er
mir, duschen. Und nun passen Sie auf: Alle italienischen Gäste, die
ganze Reisegruppe in unserem Hotel, sind erkrankt.«
    »Aber nur fünfundsiebzig Prozent der Amerikaner und nur
fünfundzwanzig Prozent der Engländer.«
    »Während im ›Parkway Hotel‹ fünfundneunzig Prozent der Gäste
erkrankten. Was bedeutet, daß die Erreger bei uns nicht in der
Klimaanlage sitzen, sondern in der Wasserversorgung.«
    »Das wäre eine Katastrophe«, sagte ich. Wenn es zutraf, daß
die Wasserversorgung verseucht war, bedeutete das die Schließung des
Hotels.
    »Ich glaube nicht an diese These«, widersprach ich. »Sie
enthält einen Denkfehler. Ob Amerikaner oder Engländer oder Italiener,
alle trinken Wasser, in der einen oder anderen Form. Wenn der Erreger
im Wasser sitzt, dann gäbe es nicht diese Prozentunterschiede bei den
einzelnen Nationalitäten.«
    »Sie können einen ganzen Liter mit Wasser voll von Legionella
trinken, ohne daß Sie erkranken!« sagte er. »Über Magen und Darm kann
der Erreger nicht angreifen. Die Infektion ist nur über die Lunge
möglich. Im ›Parkway Hotel‹ wurde der Erreger von der Klimaanlage in
die Lungen der Gäste befördert. Das gleiche geschieht, wenn man eine
Dusche nimmt. Das Wasser wird beim Auftreffen der feinen Strahlen auf
den Körper zerstäubt und in feinen Tropfen eingeatmet.«
    »Da könnte was dran sein. Jack Fletcher zum Beispiel nimmt
Duschbäder. Ich habe ihn einmal daheim besucht, und seine Frau sagte
mir, er ist gerade im Bad, er nimmt eine Dusche.«
    Ich blies die Backen auf und sah Dr. Bosworth an. »Was fangen
wir mit den Gästen da draußen an? Soll ich rausgehen und denen sagen,
sie können ruhig hierbleiben? Solange sie nicht duschen, passiert ihnen
nichts? Die husten mir was!«
    »Das wäre keine Lösung«, gab er zu. Er starrte mich an. »Man
wird das Hotel schließen müssen.«
    »Wie bitte?«
    »Wenn sich meine Theorie als richtig erweist, müssen wir
zumachen. Die ganze Wasserversorgung muß dann gründlich mit Hypochlorit
gereinigt werden.«
    Eine Dreiviertelstunde später hatten wir die Antwort auf
unsere Frage. Alle Erkrankten hatten Duschbäder genommen. Auch einige
ältere Patienten, die Dr. Bosworth ins ›Princess Margaret Hospital‹
hatte überführen lassen.
    »Das wär's«, sagte er. »Der Erreger sitzt in der
Wasserversorgung.«
    »Dann bleibt uns nur eine Lösung: Wir schließen. Und zwar,
bevor uns das Gesundheitsministerium dazu zwingt. Wir siedeln die
gesunden Gäste in andere Hotels unseres Konsortiums um, dann ist der
Schaden nicht so hoch.« Ich dachte an Jack Cunningham, der eines Tages
die Bilanz dieser Umsiedlungsaktion mit dem spitzen Bleistift in der
Hand durchsehen würde. Die Kosten würden immerhin noch hoch genug sein,
um ihn dem zweiten Herzinfarkt näherzubringen.
    »Und was machen wir mit den Kranken?« fragte er.
    »Die bleiben im Hotel und werden hier gesundgepflegt«, sagte
ich. Ich zögerte mit der Frage, die mir auf der Zunge lag. »Wie viele,
glauben Sie, werden sterben?«
    »Keiner«, sagte Dr. Bosworth. »Es sind keine Fälle bekannt, wo
jemand an Pontiac-Fieber gestorben ist. Die Infektion schwindet nach
drei oder vier Tagen. In spätestens einer Woche sind

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