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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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aufrechthalten.«
    Ich beschloß, den Mann für eine Gehaltserhöhung vorzusehen.
Nicht nur, daß Bethel im Keller auf Sauberkeit sah, wo es selten jemand
nachprüfte. Er hatte auch ein Talent, einem Laien wie mir dumme Fragen
zu beantworten.
    »Und die Tanks sind versiegelt?« fragte ich.
    »Selbstverständlich. Es gibt zwar eine Klappe, durch die man
einsteigen kann, wenn Reparaturen erforderlich sind. Aber diese Klappe
wird nach jeder Reparatur mit einem Plastiksiegel versehen.«
    »Sehen wir uns diese Siegel einmal an«, sagte Dr. Bosworth. Er
begann die Leiter zu erklimmen, die zu der Stahlrampe über den
Behältern führte.
    Wir folgten ihm. Oben angekommen, kletterte Bethel zu den
Tanks hinunter und ging in die Hocke. »Hier, das sind die Zugänge«,
sagte er. Er stand auf und turnte auf den mächtigen Behältern entlang.
»Die Siegel sind unversehrt. Außerdem habe ich die Tanks vor drei
Monaten streichen lassen, auch die Abdeckungen der Zugänge, die
Schrauben, alles. Sie können sehen, daß die Farbe unversehrt ist.«
    Ich schaute zu Mackay hinüber. »Wie ist der Erreger dann in
die Wasserversorgung gekommen? Vielleicht ist der Herd doch im
öffentlichen Netz.« Etwas auf dem flachen Dach blitzte in der
untergehenden Sonne. Es blendete mich, so daß ich mich abwandte.
    »Unmöglich!« widersprach Mackay. »Dann gäbe es doch auch
andere Gebäude mit entsprechenden Erkrankungen. Sehen Sie mal!« Er
entfaltete einen Plan, auf dem das öffentliche Wassernetz eingezeichnet
war. »Alle diese Gebäude werden von der gleichen Hauptleitung gespeist
wie dieses Hotel. Sogar der Flughafen ist daran angeschlossen.«
    »Auf dem Flughafen gibt es keine Duschen«, bemerkte Dr.
Bosworth.
    »Aber in den Privathäusern, die an diese Hauptleitung
angeschlossen sind. Ich bin sicher, daß der Herd nicht im öffentlichen
Netz zu suchen ist.«
    Bethel war auf den Behältnissen entlanggerobbt, bis er auf dem
letzten ankam. »Hier ist was!« rief er. Wieder blitzte irgend etwas in
der Abendsonne, als ich mich umwandte. »Dieser Tank hier ist geöffnet
worden!«
    Wir liefen auf der Stahlrampe entlang, bis wir über dem
letzten der sechs Behälter standen. »Die Farbe ist abgeplatzt!« sagte
Mackay und deutete auf die Fugen.
    »Das muß irgendwann in den letzten drei Monaten passiert
sein«, meinte Dr. Bosworth. »Sie sagten, die Behälter sind vor drei
Monaten frisch gestrichen worden.«
    »Später«, entgegnete Bethel. »Hier!« Er wies auf eine Stelle,
wo die Farbe vom Tank abgeschürft war. »Kein Rost! Die Sache ist also
erst vor ein paar Tagen passiert.«
    »Das könnte hinhauen«, sagte Dr. Bosworth.
    »Wer hat Zugang zu den Tanks?« fragte ich.
    »Nur Crossmann, mein Helfer, und ich«, sagte Bethel. »Was mich
angeht, ich weiß, daß ich's nicht war. Ob Crossmann an den Tanks war,
muß auf den Arbeitsberichten stehen.«
    »Die möchte ich sehen«, sagte ich, »und zwar sofort.«
    Bethel kam aus der Hocke hoch. »Die Berichte sind in meinem
Büro.«
    »Bringen Sie einen Schraubenschlüssel mit, wenn Sie
zurückkommen, Bethel«, sagte Dr. Bosworth. »Ich möchte ein paar Proben
entnehmen.«
    Ich ließ den Arzt und Mackay auf dem Dach zurück und folgte
Bethel. Während wir auf das Aufzughäuschen zugingen, stieß mein Fuß an
einen kleinen Gegenstand. Es gab ein Geräusch, als ob ein Stück Glas am
Boden entlangschabt, dann war ein heller Klang zu hören. Ich bückte
mich. Nach kurzem Suchen fand ich das Ding, das vorher die
Sonnenstrahlen reflektiert hatte.
    Es war ein kleiner Glaszylinder, der an einem Ende zerbrochen
war. Ein Rest Flüssigkeit war zu sehen. Das andere Ende lief in einem
gekrümmten Zipfel aus, der von einer Flamme geschwärzt war. Es war die
gleiche Art von Ampulle, wie ich sie auf Kayles Boot vorgefunden hatte,
als ich seine Bordapotheke inspizierte!
    Ich wandte mich um. »Dr. Bosworth, kommen Sie einmal!« rief
ich.
    Er kam die Leiter heruntergeklettert. »Was ist los?«
    Ich hielt ihm das zerbrochene Röhrchen entgegen. »Könnten Sie
daraus eine Probe entnehmen und zur Analyse geben?«
    »Gewiß«, sagte er. »Aber …«
    »Wie lange wird es dauern, bis das Ergebnis vorliegt?«
    »Nicht lange. Nach der Epidemie damals ist dem Krankenhaus
hier ein Speziallaboratorium angegliedert worden. Sagen wir, vier Tage.«
    »Solange kann ich nicht warten. Aber machen Sie die Analyse
trotzdem.«
    Ich lief zum Fahrstuhl.
    Fünf Minuten später war ich mit Walker im ›Royal Palm Hotel‹
auf Grand Bahama

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