Bahama-Krise
alle wieder
munter.«
»Gott sei Dank!« entfuhr es mir. »Und jetzt beantworten Sie
mir bitte eines. Ich weiß bereits, wie wir den Erreger wieder aus der
Wasserversorgung herauskriegen. Die Frage ist, wie ist er überhaupt
hineingekommen?«
»Das werden wir herausfinden«, antwortete Dr. Bosworth. »Ich
brauche dazu einen der Instandhaltungsingenieure. Vielleicht sollten
wir auch jemanden von der Gesundheitsbehörde hinzuziehen.«
»Ich möchte dabeisein, wenn Sie das untersuchen«, sagte ich.
»Ich möchte wissen, wie das passiert ist, und ich möchte sicherstellen,
daß es nie wieder vorkommen kann.«
Noch am gleichen Abend begann die Suche. Den
ganzen Nachmittag über hatte ich Philips und dem übrigen Personal beim
Auschecken der gesunden Gäste geholfen. Wir hingen stundenlang am
Telefon, um den Transport und die Unterbringung in den anderen Hotels
sicherzustellen.
Als nächstes galt es, das Personal zu besänftigen. Nach der
Befragungsaktion war das Gerücht entstanden, das Trinkwasser sei
verseucht. Dr. Bosworth trat dem entgegen, indem er vor den Augen der
Hotelbediensteten ein Glas Leitungswasser trank. Auch ich kippte ein
Glas hinunter und hoffte inständig, daß sich mein Hotelarzt bei seinen
scharfsinnigen Schlüssen nicht geirrt hatte.
Das Team, das sich nun abends um acht zur Suche nach dem
Legionella-Erreger auf den Weg machte, bestand aus vier Personen. Dr.
Bosworth, der Instandhaltungsingenieur Bethel, Mr. Mackay von der
Gesundheitsbehörde und ich. Dr. Bosworth führte ein Dutzend
Reagenzgläser mit.
»Wo sollen wir anfangen?« fragte Bethel. »Von unten nach oben
oder von oben nach unten?«
»Ist egal«, befand der Hotelarzt. »Wir sind unten, also fangen
wir unten an.«
Wir begaben uns in die Kellerräume, wo sich die
Heißwasserboiler befanden. In einem Hotel wird viel heißes Wasser
verbraucht, die Boiler sind von entsprechender Größe. Aus den drei
Heißwassertanks führte eine Vielzahl von roten, blauen und grünen
Rohren zur Decke. Auf jedem Rohr war mit Pfeilen die Richtung
aufgemalt, in der das Wasser floß. Dr. Bosworth ließ sich vom Ingenieur
die Funktion der Anlage erklären. Ich benutzte die Zeit, um die Ecken
des Kellers zu inspizieren. Der Boden erwies sich als so sauber, daß
man davon essen konnte.
»Keinerlei Lecks«, hörte ich Bethel sagen. Ich ging zu den
beiden zurück.
»Wann ist die Anlage zum letztenmal generalüberholt worden?«
fragte ich.
»Im normalen Turnus, vor acht Monaten«, gab Bethel zur
Auskunft. »Diese Boiler sind wartungsarm, es kommt nur sehr selten zu
Störungen.«
»Wo kommt das Wasser für die Boiler her?«
»Aus dem öffentlichen Wassernetz.« Der Ingenieur deutete zu
Mackay. »Dazu kann Ihnen Mr. Mackay sicher mehr sagen.«
»Warum sind wir dann das einzige Hotel, dessen Gäste von der
Seuche befallen sind?« fragte ich.
»Was Sie da gesagt haben, stimmt nicht ganz, Mr. Bethel«,
wandte Mackay ein. »Das Wasser für die Boiler kommt doch nicht
unmittelbar aus dem öffentlichen Netz. Läuft es nicht erst durch Ihre
Vorratstanks auf dem Dach?«
»Das stimmt«, sagte Bethel. »Die Wassertanks stehen auf dem
Dach, damit das Wasser möglichst viel Druck hat, wenn es in die
Leitungen geht.«
»Dann könnte es auch verseucht worden sein, nachdem es
das öffentliche Netz verlassen hatte«, sagte ich. »Hier unten sehe ich
keine Stelle, wo jemand Zugang zu dem Wasser bekommen könnte. Es ist
ein geschlossenes System.«
»Fahren wir hinauf und sehen uns die Tanks einmal an«, schlug
Dr. Bosworth vor.
Wir nahmen den Dienstbotenaufzug, um aufs Dach zu gelangen.
»Die Tanks enthalten sechzigtausend Liter«, sagte Bethel, als wir vor
den mächtigen Behältnissen standen. »Jeder hat zehntausend Liter.«
Er deutete auf die Hauptleitungen, die an der Außenfassade des
Hotels emporstiegen und in den Tanks endeten. Ȇber den Verteiler dort
gelangt das Wasser in die einzelnen Behältnisse. Jeder Tank hat einen
Schwimmer. Sinkt der Wasserstand, so sinkt auch der Schwimmer. Über ein
Gestänge wird dann der Zufluß freigegeben. Der Schwimmer steigt, der
Zufluß schließt sich. Das gleiche System, wie man es auf Farmen findet,
nur größer.«
»Warum sind es sechs Tanks?« fragte ich. »Warum hat man nicht
einen einzigen großen Behälter gebaut?«
Bethel grinste. »Leichter zu reparieren. Wenn mal ein Tank
kaputt ist, wird die Verbindung unterbrochen. Man kann dann an diesem
Tank arbeiten, während die fünf anderen die Versorgung
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