Bahama-Krise
Anfang gesagt, daß ich die Kontrolle
in der Hand behalten will, Billy. Wir könnten es doch folgendermaßen
machen. Du übernimmst den Vorsitz im Aufsichtsrat, und ich den Vorsitz
im Vorstand. Auf diese Weise haben die Cunninghams das Sagen, was die
Verwendung der Finanzen angeht. Die Geschäftsführung im einzelnen liegt
bei mir. Das ist die einzige Methode, wie die Sache Erfolg haben kann.
Ich möchte einen Fünfjahresvertrag als Vorstandsvorsitzender.« Sehr
begeistert sah Billy nicht aus, nachdem ich diese Bedingung auf den
Tisch gelegt hatte. Aber er nickte. »Billy I. wird vermutlich darauf
eingehen. Bei Jack bin ich mir nicht so sicher.« Er begann mit den
Fingerspitzen auf die Tischplatte zu trommeln. »Wenn du deine Holding
einbringst, meinst du damit nicht nur die Hotels«, vergewisserte er
sich.
»Nein«, versicherte ich ihm. »Alles, was zur Holding gehört.
Die Flugzeuge, die Leihwagenfirma, die Baufirma, die jetzt das Hotel
auf Eleuthera hochzieht – alles!«
»Bevor wir weitermachen, würde ich ganz gern wissen, wie du
dir die Expansion vorstellst. Was geschieht mit den vierzig Millionen,
die wir hier versenken?«
Ich legte ihm eine vorbereitete Mappe mit Plänen auf den
Tisch. »Hier sind ein paar Vorschläge. Sieh dir das einmal an.«
Er überflog die Pläne und stellte einige Fragen. Eine ganze
Weile lang diskutierten wir die Möglichkeiten, wie sich das Kapital am
besten vermehren ließ. »Es gefällt mir«, sagte Billy zum Schluß. »Du
hast dir wirklich Gedanken gemacht. Vor allem die Kapitalerhöhung bei
der Baufirma, das müßte wirklich eine gute Dividende bringen.« Er sah
auf seine Uhr. »Wo kann ich telefonieren? Ich brauche eine halbe
Stunde, um das abzuklären.« Ich stand auf und schob ihm das Telefon
über den Schreibtisch. »Viel Erfolg!« sagte ich. Dann verließ ich den
Raum.
Ich suchte Julie und fand sie im Zimmer von
Karen. Die Kleine weinte. »Ich will aber mit!«
»Worum geht es?« fragte ich.
»Karen will mit nach Miami«, sagte Julie. »Aber sie ist noch
krank. Sie hat Fieber.«
»Das ist ungerecht«, heulte Karen. »Sue darf mit, und ich
nicht!«
Ich legte ihr meine Hand auf die Stirn. Julie hatte recht, die
Kleine hatte noch Temperatur.
»Vielleicht ist es am besten, wenn ich die Reise nach Miami
abblase«, sagte Julie.
»Wir werden das noch gemeinsam überlegen«, schlug ich vor. »Wo
ist Sue?«
»Auf dem Boot. Sie hilft Pete beim Herrichten. Genauer gesagt,
sie steht ihm im Weg.«
Ich ließ die beiden im Zimmer zurück, Karens Weinen verfolgte
mich bis zum Swimming-pool. Debbie saß im Liegestuhl, ich setzte mich
zu ihr.
»Die arme Kleine«, bemerkte sie. »Sie hat sich so auf die
Fahrt mit der ›Lucayan Girl‹ gefreut. Hat sie denn hohes Fieber?«
»Nein. Sie wissen ja, Debbie, wie das bei Kindern ist. Das
Thermometer geht rauf und runter, ohne daß man viel dran machen kann.
Ich schätze, daß sie in ein paar Tagen wieder pudelwohl ist. Aber für
die Reise nach Miami ist es dann zu spät. Julie hat vor, die Sache ganz
fallenzulassen.«
»Mir ist was aufgefallen in den Tagen, wo ich hier zu Gast
war«, sagte Debbie. »Sie haben kein weibliches Personal hier. Was
halten Sie davon, wenn ich auf Karen aufpasse, während Julie mit Sue
nach Miami segelt?«
»Das ist fürchterlich nett von Ihnen«, sagte ich. »Aber wenn
es Karen nicht bald besser geht, werde ich sie ins ›Royal Palm Hotel‹
rüberbringen. Wir haben im Hotel eine nette junge Krankenschwester,
Karen kennt und mag sie. Die Kleine ist schon einmal dort in Pflege
gewesen, als Julie verreisen mußte.«
»Jedenfalls sollten Sie versuchen, Julie zu überreden, daß sie
die Reise macht«, sagte sie. »Ich glaube, Sue wäre bitter enttäuscht,
wenn die Tour nach Miami ins Wasser fällt.«
»Ich werde mein Bestes tun«, versprach ich. Dann sah ich
Julie, die ins Atrium gekommen war.
»Was macht die Kleine?«
»Sie schreit wie am Spieß.«
»Es ist besser, wenn du trotzdem fährst«, sagte ich. »Eine Heulsuse reicht. Um Karen brauchst du dir keine Sorgen zu
machen. Debbie hat angeboten, daß sie sich in deiner Abwesenheit um sie
kümmern kann. Wenn alle Stricke reißen und das Fieber andauert, gibt es
immer noch Kitty Symonette, die Krankenschwester im Hotel.«
»Das ist wirklich nett von Ihnen«, sagte Julie und faßte
Debbie am Arm. Dann machte sie ein paar Schritte zum Rand des
Swimming-pools. »Also gut«, sagte sie schließlich, »ich fahre.« Sie kam
zu den Liegestühlen zurück und
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