Bahama-Krise
gigantischen
Konsortium für dich das Richtige ist«, sagte sie. »Du triffst deine
Entscheidung gern selbständig.«
In gewisser Weise hatte sie recht. »Es stimmt«, sagte ich,
»ich möchte gerne das Heft in der Hand behalten. Das wird eben die
Kunst sein an dieser Operation, von den Cunninghams vierzig Millionen
Dollar abzusahnen, ohne sich dabei den Magen zu verderben. Ich habe so
meine Vorstellungen, wie sich das bewerkstelligen ließe. Die Chancen,
daß es klappt, sind nicht schlecht.«
Sie lachte und fiel mir um den Hals. »Ich wußte immer, daß ich
ein Finanzgenie geheiratet habe. Wenn du das fertigbringst, dann hast
du wirklich den Oscar der Wall Street verdient.«
Bevor ich in konkrete Verhandlungen
einstieg, mußte ich mich mit meinen Schwestern Peggy und Grace
abstimmen. Sie waren Anteilseigner in der West End Securities
Corporation. Zu Entscheidungen, wie sie jetzt bevorstanden, brauchte
ich ihre Zustimmung. Peggy hatte ihr Haus auf Abaco, sie wohnte dort
mit ihren beiden Kindern, einem Sohn und einer Tochter, und ihrem Mann.
Bob Fisher, so hieß er, war Manager unseres ›Abaco Sands Hotels‹.
Grace, die andere Schwester, war mit einem Amerikaner namens Peters
verheiratet. Das Ehepaar hatte drei Söhne und lebte in Orlando,
Florida. Wie es schien, waren nur die männlichen Abkömmlinge des
Mangan-Clans mit Töchtern gesegnet. Ich entschloß mich, beide
Schwestern aufzusuchen, um ihre Zustimmung zu meinen Plänen einzuholen.
Als Billy von seinem Rundflug zurückkehrte, hatte ich die nötigen
Unterschriften in der Tasche.
Acht Tage war Billy Cunningham unterwegs gewesen. Wie ein
Wirbelwind hatte er Insel um Insel heimgesucht. Er kam mit soviel
Fakten und Daten zurück, daß ich wirklich beeindruckt war. Aber das war
typisch Billy. Er war schon auf der Universität ein Junge mit
beneidenswert schneller Auffassungsgabe gewesen.
»Was du gesagt hast, hat Hand und Fuß«, begrüßte er mich,
während die Propeller des Flugzeugs noch liefen. »Die Bahamas haben
Zukunft, und zwar mehr, als ich dachte. Du hast mir übrigens nichts
gesagt von dem Gesetz zur Förderung der Hotellerie, das Pindling
durchgebracht hat. Warum nicht?«
Ich lachte. »Ich wußte, daß du selbst drauf stoßen würdest.«
Er lächelte, dann wurde sein Gesicht plötzlich ernst. »Alles
in allem sind die Bahamas eine einzige große Goldmine. Eine Mine, die
man im Tagebau ausbeuten kann.« Er hielt seine linke Hand abgespreizt
und begann an den Fingern abzuzählen. »Kein Zoll auf Baumaterialien,
Baumaschinen oder Ausstattung für Hotels, keine Vermögenssteuer in den
ersten zehn Jahren, keine Einkommensteuer in den ersten zwanzig Jahren.
Und das gilt nicht nur für neuerrichtete Hotels, sondern auch für
Jachthäfen, Golfplätze, Country Clubs, eigentlich für alles, was man
für Touristen bauen kann. Es ist unglaublich!«
»Aber wahr. Das Gesetz zeigt ja auch schon die ersten Erfolge.
Nächstes Jahr werden die Bahamas zwei Millionen Besucher haben.«
Er stieß die Luft durch die Nase und legte mir die Hand auf
die Schulter. »Ich habe die Sache von allen Seiten durchleuchtet, Tom.
Und ich habe auch mit Butler im Ministerium für Tourismus drüber
gesprochen. Er sagte mir, daß achtzig Prozent der Wirtschaft hier vom
Tourismus abhängen. Zwei Drittel der Beschäftigten arbeiten in Hotels
und Gaststätten. Verdammt viele Eier in einem einzigen Korb. Was
geschieht, wenn es Krieg gibt?«
Etwas in mir warnte mich, über diesen Einwand nicht allzu
optimistisch hinwegzugehen.
»Dann ist alles zu Ende«, sagte ich. »Im dritten Weltkrieg
bleibt kein Ei heil, auch nicht auf den Bahamas.«
»Da könntest du recht haben.«
»Bist du trotzdem noch an der Sache interessiert?«
»Ich werde heute mit Billy I. und Jack telefonieren. Ich sage
dir morgen, was wir beschlossen haben.«
Ich grinste. »Ich verspreche dir, daß ich für die Dauer deines
Gesprächs die Telefonzentrale des Hotels nicht betreten werde. Wenn was
tickt, mein Tonbandgerät ist es nicht. Übrigens komme ich morgen nicht
ins Büro. Julie fährt nach Miami, und ich möchte zu Hause sein, wenn
das Boot ausläuft. Warum kommst du nicht morgen zu uns und bringst
Debbie mit?«
»Ist gemacht.«
Es war zehn Uhr vormittags, als Billy und
Debbie ankamen. Debbie begab sich gleich zu meinen Töchtern am
Swimming-pool. Ich bat Billy in die Bibliothek und bat Julie, an
unserer Unterredung teilzunehmen.
»Ich denke, wir machen das Geschäft«, stellte er fest, noch
ehe er sich
Weitere Kostenlose Bücher