Bahama-Krise
ist nicht im Hotel«, sagte ich.
»Wann hätte sie denn in Miami eintreffen sollen?« erkundigte
er sich.
»Vor dem Dunkelwerden, etwa um acht. Pete hat grundsätzlich
die Anweisung, vor dem Dunkelwerden den nächsten Hafen anzulaufen. Das
gilt natürlich besonders, wenn noch ein Kind an Bord ist. Es ist ein
schnelles Boot, und er dürfte eigentlich keine Schwierigkeiten haben,
die Strecke vor Dunkelheit hinter sich zu bringen.«
Billy schaute auf seine Uhr, dann sah er auf den dunklen
Abendhimmel hinaus. »Das Boot ist erst drei Stunden überfällig, Tom.
Kein Grund, sich Sorgen zu machen, denke ich. Es gibt eine ganze Reihe
von Gründen, warum man zu spät in den Hafen kommt. An der Maschine
könnte zum Beispiel etwas sein.«
»Auf einem Boot, das mit Pete als Skipper fährt, gibt es keine
Motorpanne«, sagte ich scharf. »Außerdem hat die ›Lucayan Girl‹ zwei
Motoren.«
»Aber mit einem Motor fährt sie langsamer als mit zwei.«
»Das kann aber nicht drei Stunden Verspätung ausmachen!« Ich
nahm den Hörer ab. »Ich werde den Bootsklub in Miami anrufen.« Zehn
Minuten später war es sicher. Die ›Lucayan Girl‹ war nicht in Miami
angekommen. »Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache«, sagte ich zu
Billy. »Ich werde die BASRA alarmieren. Und die sollen die
amerikanische Küstenwacht verständigen. Es ist besser, wenn nach dem
Boot gesucht wird, ehe was passiert. Ich fahre zur BASRA.«
»Bleibst du lange weg?«
»Nein. Eine Viertelstunde, vielleicht zwanzig Minuten. Das
Büro der BASRA ist ganz in der Nähe.«
»Ich bleibe am besten hier, falls Julie anruft.«
»Okay. Ich gehe noch nach Karen sehen, was ihr Fieber macht.«
Das Büro der Bahamas Air-Sea Rescue Association ist in dem
gleichen Gebäude untergebracht, wo auch der Taucherklub seinen
Vereinssitz hat. Im gleichen Haus befindet sich die ›Tide's Inn‹, eine
Kneipe, deren Erträge sich die beiden Vereine teilen. Die Kneipe war
voll von Urlaubsgästen. Nach Joe Kimble von der BASRA brauchte ich
nicht lange zu suchen. Ich traf ihn bei seiner Lieblingsbeschäftigung,
nämlich beim Flirt mit langbeinigen Touristinnen. Ich ging an seinen
Tisch. »Tut mir leid, daß ich störe, Joe, aber die ›Lucayan Girl‹ ist
überfällig.«
»Wo?«
»In Miami.«
»Überfällig seit wann?«
»Seit drei Stunden.« Unsere Blicke trafen sich. »Julie und Sue
sind an Bord.«
Er stand auf. »Tut mir leid, Mädchen«, sagte er zu seinen
beiden Begleiterinnen. »Der Dienst geht vor.«
Ich ging hinter ihm her. Schließlich standen wir im Büro der
BASRA. »Weißt du, was draußen für Wetter ist?« fragte ich ihn.
»In den Florida Straits? Windstille. In der Hinsicht dürfte es
keine Probleme geben.« Er nahm hinter seinem Schreibtisch Platz und hob
seinen Federhalter. »Wann ist das Boot ausgelaufen?«
»Punkt elf Uhr heute morgen.«
»Hast du schon mit dem Bootsklub in Miami telefoniert?«
Ich nickte und nannte ihm die Telefonnummer. Er schrieb sie
auf. »Am besten ist, du gehst jetzt nach Hause, Tom«, sagte er dann.
»Bleib in der Nähe vom Telefon, falls Julie anruft. Halt die Leitung
frei, damit sie in jedem Fall zu dir durchkommt. Was an
Telefongesprächen zu machen ist, erledige ich von hier aus. Vor allem
werde ich den Bootsklub in Miami anrufen und denen sagen, sie sollen
mich sofort verständigen, wenn die ›Lucayan Girl‹ einläuft.«
»Willst du keinen Funkspruch an die amerikanische Küstenwache
loslassen?«
»Das habe ich vor. Aber du weißt ja, daß die nachts wenig
unternehmen können.«
»Kann ich mal das Telefon benutzen?« Er nickte. Ich rief
meinen Chefpiloten in seiner Wohnung an und erklärte ihm die Situation.
»Vielleicht löst sich noch mitten in der Nacht alles in Wohlgefallen
auf«, sagte ich. »Wenn nicht, dann starten wir morgen früh beim ersten
Tageslicht eine Suchaktion mit den Flugzeugen. Wieviel Flieger sind
startbereit?«
»Nur zwei«, sagte Bowen. »Das dritte Flugzeug ist in Nassau,
und eines ist zur Inspektion. Der Motor ist zerlegt.«
»Laß den Flieger aus Nassau zurückkommen, und zwar so schnell
wie möglich. Und halte mit Joe Kimble bei der BASRA Verbindung. Er
koordiniert die ganze Aktion. Sie und der andere Pilot finden sich
morgen früh um fünf Uhr dreißig am Flugplatz, im Büro der Lucayan Beach
Air Services ein.« Ich legte auf. »Ich fahr dann nach Hause, Joe«,
sagte ich. »Ich möchte dasein, wenn Julie anruft.«
Joe Kimble nickte. »Wenn ich morgen früh mitfliegen soll, dann
muß ich
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