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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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mißbilligend mit der Zunge.
    »Das war Petes Sache«, fuhr ich fort. »Er war für die ›Lucayan
Girl‹ allein verantwortlich. Es gab ein Bankkonto, von dem die Kosten
für den Unterhalt der ›Lucayan Girl‹ bezahlt wurden. Pete hatte
Vollmacht, einmal im Monat legte er mir die Abrechnung vor. Die
Bezahlung der Mannschaft nahm er also in eigener Regie vor. Ich weiß
nicht, ob er vorhatte, den Mann in bar oder mit Scheck zu bezahlen.«
    »Sie müssen zu Pete Albury ziemliches Vertrauen gehabt haben«,
sagte Perigord.
    »So ist es.«
    »Nun gut. Wie sah der angeheuerte Mann aus?«
    »Das weiß ich nicht, ich habe ihn nicht zu sehen bekommen.«
    Perigord begnügte sich diesmal nicht damit, seinen Tadel mit
einem Zungenschnalzen anzudeuten. Er hob die Stimme. »Wollen Sie damit
sagen, daß Sie für die Überfahrt der ›Lucayan Girl‹ einen Mann
angeheuert haben, ohne ihn sich anzusehen?«
    »Ich wiederhole, daß nicht ich den Mann
angeheuert habe, sondern Pete. Ich hatte volles Vertrauen in Pete, daß
er den richtigen Mann für diesen Zweck auswählen würde. Sehen Sie, das
ist so. Ich leite ein Unternehmen. Es gibt eine ganze Reihe Leute, die
für mich arbeiten, obwohl ich sie noch nie gesehen habe. Ich mache die
Einstellungen nicht selbst, und ich kenne zum Teil nicht einmal die
Namen. Man nennt das Delegation von Verantwortung.«
    »Sie haben also Ihre Geschäftsprinzipien ins Privatleben
übernommen«, stellte er fest.
    »Es gab keinen Grund, Pete in irgendeiner Weise zu mißtrauen«,
sagte ich stur.
    »Wieso sind Sie sicher, daß dieser … Fremde überhaupt
an Bord war, als das Boot ablegte? Sie sagen doch selbst, Sie haben ihn
nicht zu sehen bekommen?«
    »Ich fragte Pete, wo der Mann wäre. Er sagte, er wäre unten,
im Maschinenraum.«
    »Sie wissen also nicht aus eigener Kenntnis, ob der Fremde
wirklich an Bord war?«
    »Nein.«
    Perigord zögerte einen Augenblick, bevor er fortfuhr. »Gibt es
irgendeine Person, die den angeheuerten Bootsmann gesehen hat? Irgend
jemanden, der aus eigener Kenntnis bestätigen kann, daß er überhaupt an
Bord war?«
    Ich dachte nach. Vor meinem geistigen Auge erstand die Szene
des Abschieds von Julie. Ich war allein gewesen, als sie an Bord ging.
Billy war erst später zur Anlegestelle heruntergekommen. Er konnte den
angeheuerten Mann ebensowenig gesehen haben wie ich. Ich schüttelte den
Kopf.
    »Nein, ich glaube nicht.«
    Inspektor Hepburn kam von seinem Pirschgang zurück, Perigord
betrachtete ihn interessiert, als er ins Zimmer trat. »Ich fasse
zusammen«, sagte er. »Es gibt einen angeheuerten Bootsmann, der
vermutlich ums Leben gekommen ist. Niemand kennt den Namen des Mannes,
es gibt auch keine Beschreibung, wie er aussieht. Wir wissen nicht
einmal, ob es ein Weißer oder ein Schwarzer war. Wenn man es genau
nimmt, Mr. Mangan, könnte die Person sogar eine Frau gewesen sein.
Niemand weiß es.«
    »Nein«, sagte ich mit Bestimmtheit. »Es war ein Mann. Ich habe
Pete gefragt, wo er ist. Und Pete sagte: er ist unten.«
    »Das ist immerhin etwas«, räumte Perigord ein. »Wo wohnte Pete
Albury?«
    »Auf meinem Grundstück«, sagte ich. »Es gibt einen
Bootsschuppen in der Nähe der Anlegestelle, darüber ist eine kleine
Wohnung. Pete zog dort ein, als seine Frau letztes Jahr starb.«
    »Es könnte sein, daß wir in Alburys Wohnung irgendwelche
Hinweise finden, die uns weiterhelfen. Kann sich Inspektor Hepburn die
Wohnung einmal ansehen?«
    »Natürlich.« Ich nahm den Schlüssel vom Schlüsselbrett und
händigte ihn Inspektor Hepburn aus. Dann klingelte ich nach dem
Hausdiener, der mit verdächtiger Schnelle erschien.
    »Zeigen Sie dem Inspektor bitte die Wohnung von Pete«, wies
ich ihn an.
    Die beiden gingen hinaus, und ich wandte mich zu Perigord. »Es
gibt etwas, das Ihnen bei der Aufklärung der Sache vielleicht nützlich
sein kann«, sagte ich. Dann ging ich zum Wandsafe und nahm ein kleines
Büchlein heraus. »Hier sind die Seriennummern der Bootsmotoren notiert.
Auch die Seriennummern des Radargeräts, des Funkgeräts, des
Schwimmkompasses und der übrigen Ausrüstung, soweit es sich um Dinge
von einigem Wert handelte. Sogar die Seriennummer der Ferngläser und
der Fotoapparate, die sich an Bord der ›Lucayan Girl‹ befinden, stehen
im Buch.«
    »Ja, das könnte nützlich sein«, sagte Perigord. Er nahm das
Buch aus meiner Hand und blätterte es oberflächlich durch. »Wie ich
sehe, sind auch die Nummern der Versicherungspolice und der
Bootsdokumente notiert.

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