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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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lassen
konnte. Ich bat sie, mit auf die Polizeistation zu kommen. Ich traf
Perigord im Vorraum seines Dienstgebäudes und benutzte die Gelegenheit,
die beiden miteinander bekannt zu machen. »Mr. Perigord, Miß
Cunningham. Die junge Dame und ihr Bruder waren bei mir zu Besuch, als
die ›Lucayan Girl‹ losfuhr.«
    Perigords Blick ruhte nachdenklich auf Debbie. »Kommen Sie
bitte in mein Büro«, sagte er dann. Es klang seltsam abrupt. »Sie auch,
Miß Cunningham.« Er ging voraus. In seinem Büro angekommen, wandte er
sich unvermittelt an Debbie und fragte: »Sind Sie mit Mr. Mangan gut
befreundet?«
    Sie war von der Frage völlig überrascht und warf mir einen
kurzen Blick zu. »Gewissermaßen ja«, sagte sie.
    »Der Cousin von Miß Cunningham und ich kennen uns seit vielen
Jahren«, fügte ich hinzu. »Wir sind zusammen auf die Universität
gegangen.«
    Einen Augenblick lang wirkte Perigord unentschlossen, ob er
Debbie wirklich noch bei dem Gespräch dabeihaben wollte. Dann machte er
eine einladende Geste in Richtung der Stühle. »Nehmen Sie bitte Platz.«
Er setzte sich uns gegenüber an den Schreibtisch. »Es ist vielleicht
ganz gut, wenn Miß Cunningham dabei ist«, sagte er. »Sie können jetzt
Beistand und Zuspruch brauchen, Mr. Mangan.«
    »Sie haben meine Frau gefunden«, sagte ich.
    Er sog in einem langen Atemzug die Luft ein. »Ein Fischer hat
am Strand von Cat Island die Leiche eines jungen Mädchens gefunden.«
    »Auf Cat Island?« sagte ich ungläubig. »Das ist doch
unmöglich! Das ist zweihundert Meilen südöstlich vom Kurs der ›Lucayan
Girl‹. Ich glaube nicht, daß es Sue ist.«
    »Es tut mir leid, Mr. Mangan, aber es gibt keinen Zweifel.«
    »Ich glaube es trotzdem nicht. Ich möchte die Leiche sehen.«
    »Davon rate ich ab.« Perigord schüttelte den Kopf. »Sie können
das Mädchen nicht mehr identifizieren.«
    »Wieso denn nicht?«
    Perigord räusperte sich. »Ich brauche Ihnen, der Sie auf den
Bahamas geboren sind, wohl nicht zu sagen, wie die Leiche eines
Menschen aussieht, wenn sie auch nur ein paar Stunden im offenen Meer
getrieben ist.«
    »Wenn ich sie nicht identifizieren kann,
wieso sind Sie dann so sicher, daß es Sue ist?«
Ich begann wütend zu werden. Perigord war dabei, ein Gebäude aus
Rätseln vor mir aufzubauen, und erwartete offenbar noch, daß ich das
alles normal fand. »Wie hätte die Leiche von Sue denn nach Cat Island
kommen können, erklären Sie mir das bitte einmal.«
    Perigord nahm eine Karte aus der Schreibtischschublade und
legte sie vor sich auf den Tisch. »Das ist die Fotokopie einer
Röntgenaufnahme«, sagte er. »Das Gebiß Ihrer Tochter Sue. Die Aufnahme
kommt von Dr. Miller, dem Zahnarzt Ihrer Familie. Sie stimmt in allen
Einzelheiten mit der Röntgenaufnahme überein, die vom Gebiß des toten
Mädchens gemacht wurde. Wir haben für den Vergleich noch einen anderen
Dentisten hinzugezogen, der Ihre Tochter nicht kannte. Er hat die
Übereinstimmung bestätigt.«
    Plötzlich fühlte ich mich schwindlig. Man muß es mir angesehen
haben, denn Debbie schaute mich besorgt an und legte mir ihre Hand auf
den Arm.
    »Ist Ihnen nicht gut, Tom?«
    »Es geht schon besser«, sagte ich und bewahrte mühsam meine
Fassung. Ich richtete den Blick auf Perigord. »Was ist mit Julie und
der Besatzung?«
    »Es tut mir leid.« Er räusperte sich. »Von Ihrer Frau und den
anderen fehlt nach wie vor jede Spur. Natürlich gehen die
Nachforschungen weiter.«
    »Wie erklären Sie sich, daß die Leiche auf Cat Island an Land
trieb? Sie wissen doch selbst, daß das praktisch unmöglich ist. Wenn
man während der Überfahrt nach Miami etwas ins Wasser wirft, dann
treibt es unweigerlich nach Nordosten, in der Richtung des Golfstroms.«
    »Es gibt keine Erklärung dafür. Zumindest keine Erklärung, die
Sie befriedigt, Mr. Mangan.« Er hob beschwichtigend die Hand, als er
sah, daß ich ihm ins Wort fallen wollte. »Es würde uns natürlich
ungemein weiterhelfen, wenn Sie irgendwelche Angaben über den
angeheuerten Mann machen könnten.«
    »Das kann ich nicht«, entgegnete ich. Ein schaler Geschmack
verbreitete sich in meinem Mund.
    »Wir haben in allen Jachthäfen auf den Bahamas Erkundigungen
eingezogen«, sagte Perigord. »Das Ergebnis war gleich Null. Das Problem
ist, daß es über die Leute, die sich in den Jachthäfen aufhalten, wenig
Daten gibt. Weder über die Besatzungen und die Gäste auf den Jachten
noch über die Gelegenheitsarbeiter an Land. Jedenfalls wird niemand
vermißt.

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