Bahama-Krise
mir
überhaupt nicht! Ich bin ein armes reiches Mädchen. Ein Mauerblümchen,
das den Rest seines Lebens im Mißtrauen gegen die Männer verbringen
wird. Wenn immer ein Mann mich ansieht, werde ich denken: Der will
nicht dich, sondern dein Geld. Das ist doch kein Leben.«
»Alle Reichen haben das Problem, und es läßt sich bewältigen.«
»Ach ja?« sagte sie trocken. »Deshalb lassen sich die Reichen
auch wohl dauernd scheiden, weil sie das Problem so gut bewältigen.«
Was sie sagte, klang bitter. Es war offensichtlich, daß sie
aus der Enttäuschung mit ihrem Freund tiefverletzt hervorgegangen war.
Sie war nach Grand Bahama gekommen, wo sie Julie und mich antraf, ein
Paar, das in harmonischer Partnerschaft zusammenlebte. Der Anblick des
fremden Glücks mußte sie nicht gerade mit ihrem Schicksal versöhnt
haben.
»Ich erzähle hier von meinen Problemen«, sagte sie in meine
Gedanken hinein, »dabei haben Sie selbst genügend Sorgen. Aber eine
Frage habe ich trotzdem. Wie sind Sie eigentlich darüber
hinweggekommen? Ich weiß nur, daß Sie vor ein paar Tagen abends noch
mit Ihrem Schwiegervater zusammengesessen haben. Am nächsten Tag waren
Sie wie umgewandelt.«
»Das stimmt«, sagte ich. »Er hat mir seelisch in die Rippen
geboxt, und es hat geholfen.«
»Was würden Sie tun, Tom, wenn Sie in meiner Lage wären?«
fragte sie. »Ich habe Ihnen vielleicht nicht genügend über mich
erzählt, als daß Sie sich in meine Lage versetzen könnten. Aber das
Wichtigste wissen Sie. Ich hätte gern Ihren Rat. Sie müssen wissen,
Billy hält große Stücke auf Sie. Und wenn Billy sagt, man kann Ihnen
vertrauen, dann muß schon etwas dran sein.«
Ich zog die Sonnenblende herunter und dachte nach. »Wenn ich
Sie wäre, dann würde ich den Plan nicht weiter verfolgen, der Ihnen
vorschwebt.«
»Nämlich?«
»Auf das Geld zu verzichten, das Ihnen gehört. Damit lösen Sie
das Problem nicht wirklich. Man kann mit Geld viele nützliche Dinge
tun. Und damit meine ich nicht, daß Sie es in einen Sack schaufeln und
nach Kalkutta schicken.«
»Sie können Gedanken lesen«, sagte sie. Ihr Lachen klang
heiser und beschämt.
»Wenn Sie etwas Gutes tun wollen, dann tun Sie's in Ihrer
unmittelbaren Umgebung, in Texas. Es gibt doch genug arme Schwarze
dort, oder?«
Debbie nickte. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Ich denke an die Kinder dieser schwarzen Familien«, sagte
ich. »Man könnte ein Ferienprogramm machen, damit diese Kinder auf den
Bahamas Urlaub machen könnten. Sie, Debbie, könnten das organisieren
und auch die Gelder besorgen, um so etwas in die Wege zu leiten. Wenn
Sie die Kinder außerhalb der Saison herschicken, könnte ich sie in
meinen Hotels zum Sondertarif unterbringen. Zum Beispiel auf Abaco oder
auf Eleuthera, das sind Inseln, die noch nicht so zugebaut sind. Die
Kinder würden zwischen den Schwarzen hier kaum auffallen. Ganz
abgesehen davon, daß es auf den Bahamas sowieso keine Rassenschranken
gibt.«
»Eine gute Idee«, sagte Debbie. »Und man könnte natürlich auch
weiße Kinder herschicken, es gibt in den Slums bei uns ja auch Weiße.«
»Sicher. Es wäre vielleicht sogar ganz gut, wenn man schwarz
und weiß mischt.«
Es war offenkundig, daß Debbie für das Projekt entflammt war.
»Es genügt aber nicht, daß Sie die Kinder herschicken,
Debbie«, gab ich zu bedenken. »Sie müssen sich persönlich um solch ein
Ferienprogramm kümmern, wenn die Sache Hand und Fuß haben soll. Dazu
gehört, daß Sie bei Hin- und Rückreise mitfliegen. Sie müssen
dabeisein, wenn die Kinder Urlaub machen. Möglicherweise würden Sie
sich ein paar Helfer und Helferinnen besorgen müssen. Es gibt da eine
Menge von Fragen, die zu bedenken wären.«
»Ich werde darüber nachdenken.«
Meine Aufmerksamkeit wurde von Bill Pinder, dem Piloten, in
Anspruch genommen. Er machte mir ein Handzeichen, ich beugte mich zu
ihm vor. Dann ergriff ich den Zettel, den er mir entgegenhielt. Es war
ein Funkspruch, der vom Kontrollturm in Freeport kam. Der Inhalt
besagte, daß Perigord mich dringend auf der Polizeistation zu sprechen
wünschte.
Ich nahm Debbie mit zur Polizeistation, die
sich an der Ecke von Pioneer's Way und East Mall befindet. Natürlich
hätte ich sie auch schnell ins Hotel fahren können. Aber ich war so
gespannt auf die Dinge, die mir Perigord mitzuteilen hatte, daß ich
mich entschloß, ihn gleich auf der Rückfahrt vom Flugplatz aufzusuchen.
Es war stickig heiß, so daß ich Debbie schlecht im Wagen warten
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