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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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Unsinn, den ich je gehört habe«, sagte er
angewidert. »In so eine schwimmende Gartenlaube kriegen mich keine zehn
Pferde. Ich bin ein Segler.« Er deutete auf Sam. »Er kennt mich ja.«
    Ich musterte Sam. Der zuckte die Achseln. »Ich sagte es dir
ja, Tom. Er hat nur einen kleinen Hilfsmotor, nicht größer als eine
Nähmaschine, und den braucht er nur jedes zweite Schaltjahr.«
    Was Kayles gesagt hatte, verwirrte mich. Vielleicht hatten wir
doch den Falschen geschnappt. Es war alles so verworren, daß ich mir
keinen rechten Reim darauf machen konnte. Dann fiel mir etwas ein.
    »Warum taufen Sie Ihr Boot so oft um?« fragte ich.
    Kayles war von der Frage überrascht. »Das stimmt nicht«, sagte
er nach kurzem Nachdenken.
    »Hören Sie doch mit dem Lügen auf, Kayles«, herrschte ich ihn
an. »Dieses Boot hat in kürzester Zeit viermal den Namen gewechselt.
Und ebenso oft haben Sie ihm einen neuen Anstrich verpaßt. Als Sie vor
über einem Jahr in Freeport lagen, war das Boot rot und trug den Namen
›Bahama Mama‹.«
    »Das muß ein anderes Boot gewesen sein.«
    »Sie lügen Kayles«, sagte Sam scharf. »Und ich kann's Ihnen
sogar nachweisen. Den amerikanischen Schäkel, den Sie am Mast haben,
den habe ich Ihnen verkauft.«
    Ich rief mir das Gespräch ins Gedächtnis zurück, das ich vor
einem Jahr mit Joe Cartwright und Sam in meinem Büro geführt hatte. Sam
hatte Kayles im Internationalen Basar getroffen, das stimmte. Aber
weder Sam noch Joe hatten zu diesem Zeitpunkt Kayles' Boot im Hafen
gesehen. Das verschwieg Sam jetzt, offensichtlich wollte er Kayles
bluffen.
    Kayles antwortete nicht auf die Beschuldigung, die Sam
ausgesprochen hatte. Ich trat auf ihn zu. »Wir wissen, daß Sie Kokain
schmuggeln, Kayles! Wenn Sie jetzt auspacken, dann könnte Ihnen das vor
Gericht helfen. Wenn ich Sie wäre, ich würde die Chance nutzen.«
    Kayles machte ein Gesicht, als ob ich ihn der Mitgliedschaft
bei der Heilsarmee beschuldigt hätte. »Kokain! Sie sind völlig
übergeschnappt! Ich schmuggle kein Kokain, ich weiß nicht einmal, wie
so etwas aussieht!«
    Entweder war er ein erstklassiger Schauspieler, oder er sagte
die Wahrheit. Ich versuchte mich in seine Lage zu versetzen. Er hatte
nur eine Chance, wenn er weiterlog. »Was tun Sie hier am Man-o'War
Cay?« fragte ich.
    »Ich sage jetzt überhaupt nichts mehr«, entgegnete er bissig.
»Sie glauben mir ja doch nichts.«
    »Das wär's dann wohl«, sagte ich und nahm das Knie hoch, mit
dem ich mich auf der Pritsche abgestützt hatte. Ich wandte mich zu Sam,
der mit der geballten Hand seine Bartstoppeln massierte. »Wie geht's
nun weiter, Sam?«
    »Wir segeln sein Boot nach Duncan Town und übergeben ihn dort
der Polizei«, schlug er vor. »Aber wir müssen bis morgen früh warten.«
    »Ihr Pflaumen habt wohl Angst, im Dunkeln zu segeln«, ließ
sich Kayles von der Pritsche vernehmen.
    Sam beachtete den Einwurf nicht. »Gehen wir an Deck, Tom«,
sagte er zu mir. »Ich möchte dir was zeigen.«
    Wir kletterten aus der Luke.
    »Was hast du Bayliss gesagt?« fragte ich.
    »Die Wahrheit. Er hatte übrigens von dem Verschwinden der
›Lucayan Girl‹ gehört. Ich denke, er wird weiter mitmachen.«
    Sam nahm die Taschenlampe, die Kayles hatte fallen lassen, und
richtete ihren Strahl auf das dunkle Wasser. In einer Entfernung von
etwa zweihundert Metern stieß der Strahl auf den schaukelnden
Fischerkahn, wo Bayliss wartete. Unser Lichtsignal wurde mit einem
schwachen Blinkzeichen beantwortet. »Da ist er.«
    »Warum segeln wir nicht sofort zurück, Sam?« fragte ich. »Ich
bin sicher, Kayles lügt.«
    »Weil's nicht geht«, sagte er, und es schien fast, als ob er
sich schämte. »Ich wollte ganz auf Sicher gehen. Für den Fall, daß es
Kayles gelingen würde, die Fesseln zu lösen, habe ich ein Stück
Fischernetz um seine Motorschraube gewunden. Ich wollte vermeiden, daß
er uns entkommt, verstehst du. Außerdem habe ich die Fallen
durchschnitten, damit er keine Segel setzen kann. Das Dumme ist, wir
können's jetzt auch nicht. Tut mir leid, Tom.«
    »Wie lange dauert es, wenn wir das reparieren?«
    »Die Fallen eine Stunde, und die Schraube noch mal eine
Stunde. Aber das geht erst bei Tageslicht.«
    »Wir könnten Kayles in das Fischerboot rüberbringen und sofort
losfahren.«
    »Ich glaube nicht, daß Bayliss da mitmacht«, wandte Sam ein.
»Bei den Fischern ist das ganz anders als bei Sportschiffern. Die
finden es verrückt, nachts aufs Wasser zu gehen.« Er deutete

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