Bahama-Krise
paar Sachen
sagen, die wir noch nicht wissen«, schaltete ich mich ein.
»Damit habe ich überhaupt nichts am Hut!« Kayles starrte mich
an. »Wer sind Sie?« Ich schwieg und hielt seinem Blick stand. »Kennen
Sie jemand mit dem Namen Albury?« sagte Sam beiläufig. »Pete Albury?«
Kayles fuhr sich mit der Zunge über die aufgeworfenen Lippen.
»Verdammte Scheiße! Wer sind Sie?«
»Sie kennen Sam doch, warum fragen Sie dann?« sagte ich. »Und
meinen Namen kennen Sie auch. Ich bin Tom Mangan. Sie haben mit
Sicherheit schon von mir gehört. Mein Name ist auf den Bahamas nicht
gerade unbekannt.«
Kayles fuhr zusammen, aber dann schüttelte er den Kopf.
»Keine Ahnung, wer Sie sind.«
»Keine Ausflüchte, Kayles! Sie kennen nicht nur mich, Sie
kennen sogar meine Familie. Meine Frau und meine Tochter zum Beispiel.«
»Sie sind verrückt.«
»Also gut, Kayles«, sagte ich. »Reden wir Klartext! Pete
Albury hat Sie vor einem Jahr angeheuert als zweiter Bootsmann für die
›Lucayan Girl‹. Und zwar für die Fahrt von Freeport nach Miami hinüber.
An Bord waren meine Frau und meine Tochter. Das Boot ist nie in Miami
angekommen, nur die Leiche meiner Tochter wurde angeschwemmt. Wie kommt
es, daß Sie noch am Leben sind, Kayles?«
»Ich weiß wirklich nicht, wovon Sie sprechen. Ich kenne weder
Sie noch Ihre Frau oder Ihre Tochter. Ich kenne auch keinen Albury.« Er
machte eine Kopfbewegung in Richtung auf Sam. »Den da kenne ich, ich
hab' mal mit meinem Boot in seinem Hafen gelegen. Sie täuschen sich!
Ich bin nicht der Mann, den Sie suchen.«
»Kann sein«, bemerkte Sam. Er schaute mich an. »Aber das läßt
sich ja leicht herausfinden.« Er wandte sich zu Kayles. »Wo ist Ihr
Logbuch?«
Kayles zögerte mit der Antwort. »Unter der Matratze«, sagte er
schließlich.
Sam ergriff Kayles' Messer, das er auf den Kartentisch gelegt
hatte. »Keine Tricks, sonst sind Sie ein toter Mann.« Er trat auf
Kayles zu und rollte den Gefesselten zur Seite, so daß ich an die
Matratze konnte. »Schau nach, Tom!«
Ich hob die Matratze hoch und tastete im Halbdunkel umher, bis
ich die Kanten eines Buches spürte. Ich zog es heraus. »Okay, Sam, ich
hab's.« Sam wälzte Kayles wieder auf die Pritsche zurück, so daß er auf
dem Rücken zu liegen kam.
Ich durchblätterte die Seiten des Logbuchs. »Es ist ganz
einfach, Kayles. Alles, was ich suche, ist der Nachweis, wo Sie an
einem ganz bestimmten Tag waren.« Ich reichte das Buch zu Sam hinüber.
»Aber ich finde den Tag nicht. Wo ist Ihr Logbuch vom letzten Jahr?«
»Ich bewahre keine alten Logbücher auf«, murmelte Kayles.
»Immer nur das Buch vom laufenden Jahr.«
»Sie müssen schon besser lügen, damit wir's glauben.«
»Sie sind ein komischer Vogel«, sagte Sam. »Die meisten
Skipper bewahren ihre Logbücher auf, als Souvenir, und um damit
anzugeben.«
»Ich hab's nicht nötig, mit meinen Logbüchern anzugeben«,
fauchte Kayles.
»Sie sind in einer unangenehmen Situation«, sagte ich. »Wenn
Sie mir nicht schlüssig nachweisen können, wo Sie an einem ganz
bestimmten Tag im vergangenen Jahr waren, werde ich Sie an die Polizei
in Grand Bahama ausliefern. Da können Sie dann weiterlügen.«
»Ich hab' mit der ganzen Sache nichts zu tun!« stöhnte er.
»Ich schwöre Ihnen, daß ich Ihre Frau und Ihre Tochter noch nie in
meinem Leben gesehen habe.«
»Beweisen Sie das!«
»Wie soll ich das denn beweisen? Ich weiß ja nicht mal, wann
Ihr gottverdammtes Boot ausgelaufen ist.«
»Wo waren Sie Weihnachten vor einem Jahr?«
»Da muß ich erst einmal nachdenken.« Kayles' Stirn sank in
Falten. »Warten Sie – ja, da war ich drüben in den Gewässern
vor Florida.«
»Das waren Sie nicht«, stellte Sam fest.
»Sie waren in Freeport auf den Bahamas. Ich habe Sie im Internationalen
Basar getroffen. Und Sie haben mir bei diesem Treffen gesagt, Sie
hätten vor, nach Miami auszulaufen. Erinnern Sie sich jetzt?«
»Nein. Das ist schon so lange her. Glauben Sie, ich könnte
mich an alle Häfen erinnern, wo ich mal gewesen bin? Aber wo Sie es
sagen – das kann schon stimmen. Miami, sagten Sie? Ja, ich bin
nach Miami gefahren, und von da runter nach Key West.«
»Nach Miami, das stimmt!« sagte ich. »Und zwar auf der
›Lucayan Girl‹.«
»Mit diesem Boot hier bin ich nach Miami gesegelt«, beharrte
Kayles. Er warf sich herum und fixierte mich. »Was soll das denn für
ein Boot sein, die ›Lucayan Girl‹?«
»Zweiundfünfzig Fuß, Typ Hatteras.«
»Der größte
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