Bahama-Krise
mit
langsamen Schwimmstößen näher kam.
»Was ist mit Bayliss?«
»Ich weiß es nicht«, sagte Sam. »Vielleicht ist er mit Kayles
im Boot.«
»Vorsichtig!« flüsterte ich. »Vielleicht ist Bayliss
losgefahren, weil er's mit der Angst zu tun gekriegt hat, und Kayles
ist noch an Bord seines Bootes.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Sam. »Ich bin am Kiel, im toten
Winkel, wieder aufgetaucht und habe gehört, wie Kayles gottjämmerlich
geflucht hat. Er hat versucht, den Motor zu starten, aber das ging
nicht, weil ich das Netz um die Schraube gewickelt hatte. Dann hat er
versucht, Segel zu setzen, und das ging natürlich auch in die Hose,
weil die Fallen durchtrennt sind. Ich bin ziemlich sicher, daß er mit
Bayliss getürmt ist.«
»Wir wissen's nicht«, sagte ich.
Wir machten einen einfachen Plan, um uns Gewißheit zu
verschaffen. Wir tauchten im gleichen Moment zu beiden Seiten des
Bootes auf. Wie sich herausstellte, war Kayles nicht mehr an Bord.
»Ob er Bayliss mitgenommen hat?« sagte ich.
»Wir müssen ihn suchen«, meinte Sam.
Und das taten wir. Aber soviel wir auch riefen, von Bayliss
gab es keine Spur.
»Es ist meine Schuld, Tom«, sagte Sam schließlich. »Ich hab's
vermasselt. Ich hab' das Messer liegenlassen.«
»Vergiß es«, sagte ich. »Welche Richtung, glaubst du, ist
Kayles gefahren?«
»An seiner Stelle würde ich Kurs nach Norden nehmen. Er hat
Treibstoff für fünfzig Meilen. In nördlicher Richtung gibt es jede
Menge Cays, wo er sich verstecken kann.« Er holte tief Luft. »Was
machen wir jetzt?«
Darüber hatte ich die ganze Zeit nachgedacht. »Wir warten bis
Sonnenaufgang«, sagte ich. »Dann machen wir das Boot fertig zum
Auslaufen und suchen nach Bayliss. Dann fahren wir auf dem schnellsten
Wege nach Duncan Town und benachrichtigen die Polizei. Bill Pinder
startet mit dem Flugzeug und macht sich auf die Suche nach Kayles.«
Wir verbrachten eine unruhige Nacht, und auch der Morgen war
kein Honigschlecken. Während Sam einen Fall nach dem anderen wieder
zusammenflickte, tauchte ich unter das Boot, um die Schraube von dem
verhedderten Netz zu befreien. Ich fand Bayliss, zwischen Motorschaft
und Kiel gezwängt. Er hatte einen Kopfdurchschuß.
Sam Ford schwieg, als ich die Leiche an Deck hievte. Es gab
nichts zu sagen.
Neuntes
Kapitel
K ommissar Perigord war fuchsteufelswild, als
ich ihm von meiner glücklosen Jagd berichtete. »Sie hatten Kayles, und
dann haben Sie ihn wieder laufenlassen! Nicht zu glauben!«
»Wir konnten nichts daran ändern, daß er entwischte«, sagte
ich. »Er war bewaffnet, wir nicht.«
»Ich habe Sie gewarnt, etwas auf eigene Faust zu unternehmen,
Mr. Mangan! Das kommt dabei heraus, wenn Laien Räuber und Gendarm
spielen. Weshalb, um alles in der Welt, haben Sie mir denn nicht
gesagt, daß Sie wußten, wo Kayles sich verborgen hielt?«
»Das wußte ich ja gar nicht«, widersprach ich schwach. »Ich
hatte nur erfahren, wo sein Boot lag, und auch das war nicht einmal
sicher. Ich bin zu den Jumentos-Inseln geflogen, um mir Gewißheit zu
verschaffen.«
»Sie sind zu den Jumentos-Inseln geflogen, weil Sie sich mit
Gary Cooper verwechseln«, sagte er. »Mr. Mangan, ich habe Ihnen
ausdrücklich gesagt, daß Sie die Aufklärung des Falles der Polizei
überlassen müssen. Sie sind verantwortlich für den Tod eines
Unschuldigen, den Sie für Ihre Jagd auf Kayles angeheuert haben.
Bayliss hinterläßt eine Frau und vier Kinder. Was sagen Sie dazu?«
Ich fühlte mich miserabel.
»Ich werde der Familie unter die Arme greifen«, murmelte ich.
»Wie nett von Ihnen. Dabei wissen Sie doch, wie es einem
zumute ist, wenn man einen Angehörigen verliert. Meinen Sie, Sie
könnten mit ein paar Dollars alles wieder hinbügeln?«
Ich spürte, wie er mich mehr und mehr in die Zange bekam. Und
ich sah keine Möglichkeit, mich dagegen zu wehren.
»Was kann ich denn tun, außer zu sagen, daß es mir leid tut?«
»Von Ihrem Beileid wird Bayliss nicht wieder lebendig, und von
Ihrem Geld auch nicht. Sie haben einen Unbeteiligten ins Grab gebracht
und zugleich ein höllisches Durcheinander angerichtet. Mir haben Sie
einen bewaffneten Killer beschert, der jetzt weiß, daß er verfolgt
wird. Wo auch immer wir ihn aufspüren, er wird sich wehren wie ein
verwundetes Tier. Und auf diesen Mann muß ich meine Leute jetzt
ansetzen. Was ist eigentlich, wenn von denen jemand dabei draufgeht?
Haben Sie für diesen Fall auch schon einen Umschlag mit Dollarnoten
bereit?«
»Es reicht
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