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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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durch die ganze Welt,
das ist ja das Problem.«
    »Was hast du mit dem Brand im ›Fun Palace‹ zu tun? Und warum
mußt du deshalb nach Nassau fliegen?«
    Ich betrachtete Debbie, die aufgebracht vor mir stand. Noch
nie hatte ich sie so verärgert erlebt, so vergrämt und so streitlustig
zugleich. Andererseits, hatte sie nicht recht, wenn sie mir vorwarf,
daß ich zuwenig zu Hause war?
    »Ich bin verantwortlich für das Theta-Konsortium«, sagte ich
und zwang mich zur Ruhe. »Und die Geschäfte gehen schlecht, weil hier
in der letzten Zeit eine Katastrophe nach der anderen passiert. Ich
fliege nach Nassau, weil ich versuchen will, den Schaden so niedrig wie
möglich zu halten. Ich denke, daß der Minister eine Sondersteuer von
den Hotels erheben wird, um damit eine Anzeigenkampagne für die Bahamas
zu finanzieren. Und das wäre nicht einmal eine schlechte Idee.«
    »Ich verstehe.«
    »Es tut mir wirklich leid, Debbie«, sagte ich versöhnlich. »Du
hast recht, ich habe dich in der letzten Zeit sehr vernachlässigt. Wenn
ich aus Nassau zurückkomme, sollten wir einen längeren Urlaub machen.
Laß uns nach Europa fliegen, nach London und Paris. Wir haben noch nie
zusammen Urlaub gemacht, jedenfalls nicht das, was man unter einem
richtigen Urlaub versteht.«
    »Wir haben Flitterwochen gemacht, aber mir kommt es vor, als
wäre das schon hundert Jahre her«, sagte sie vorwurfsvoll. »Ich glaube
dir einfach nicht, daß es wirklich zu dieser Europareise kommt. Es wird
genauso gehen wie bei unserem geplatzten Wochenende. Es wird immer
etwas geben, das dir wichtiger ist als ich.«
    »Nein, Debbie«, beteuerte ich. »Ich weiß, daß ich hier nicht
unentbehrlich bin. Wir werden Ferien machen, ich verspreche es dir. Die
Pechsträhne, mit der ich derzeit zu kämpfen habe, kann nicht ewig
dauern.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein, Tom. Ich möchte erst über alles nachdenken. Ich fliege
nach Houston.«
    »Worüber denn nachdenken, um Gottes willen?«
    »Über dich und mich.«
    »Zwischen dir und mir ist alles in Ordnung, ich habe einfach
etwas zuviel Arbeit. Kannst du das Nachdenken nicht hier hinter dich
bringen?«
    »Ich möchte nach Houston«, sagte sie, »zurück zu meiner
Familie.«
    Ich holte tief Atem. »Tu, was du nicht lassen kannst, Debbie.«
    »Das werde ich auch!« sagte sie. Dann verließ sie mit raschem
Schritt den Raum.
    Ich goß mir noch ein Glas ein, wieder voll bis zum Rand. Dann
dachte ich über den Wortwechsel nach, der soeben stattgefunden hatte.
Ich hatte Debbie gesagt, daß Kayles auf mich geschossen hatte. Sie
hatte sich nicht einmal erkundigt, ob ich verletzt worden war. Was war
noch übrig von jenem Zutrauen, jener Zärtlichkeit, die Debbie und mich
zusammengeführt hatten? Wieviel war diese Ehe überhaupt noch wert?
    Am nächsten Morgen ließ ich mich von Bobby
Bowen in einer unserer Maschinen nach Nassau fliegen. Der Tag verging
mit zähen Gesprächen im Ministerium für Tourismus, auch eine Abordnung
der anderen Hoteliers war zugegen. Alle waren sich darüber einig, daß
etwas unternommen werden mußte. Unklarheit bestand nur darüber, wer es
bezahlen sollte. Die Sache ging so aus, wie ich es bei meinem Gespräch
mit Debbie vorausgesagt hatte. Der Minister beschloß eine Sonderabgabe,
die von den Hotels aufzubringen war. Was bei dieser Sondersteuer
zusammenkam, würde von der Regierung mit einer gleich hohen Summe
aufgestockt werden. Dann konnte die Anzeigenkampagne starten.
    Es war sieben Uhr abends, als ich wieder nach Hause kam.
Debbie war fort. Sie hatte einen Brief für mich hinterlassen.
    »Lieber Tom,
    wenn ich Dir gestern gesagt habe,
daß ich über Dich und mich nachdenken muß, dann war das die Wahrheit.
Ich werde in Houston bleiben, bis unser Kind zur Welt kommt. Bis dahin
möchte ich Dich nicht hier sehen. Wenn Du nach der Geburt nach Houston
kommen willst, ich habe nichts dagegen.
    Ich habe Karen nicht mitgenommen. Houston ist für sie
Ausland, sie hat hier keine Freunde, und vor allem muß sie auch weiter
ihre Schule besuchen. Sie ist ja außerdem Deine Tochter, nicht meine.
    Ich weiß noch nicht, was aus unserer Ehe werden wird.
Du kannst sicher sein, daß ich mir die Entscheidung nicht leichtmachen
werde. Ich möchte Dich bitten, das gleiche zu tun. Es ist seltsam,
immer noch spüre ich, daß ich Dich liebe.
    Deine Debbie.«
    Ich las den Brief fünfmal, bevor ich ihn
zusammenfaltete und in meine Brieftasche steckte. Dann ging ich zum
Schreibtisch und schrieb einen Antwortbrief. Ich

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