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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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einer Bar. Jemand hat ihm das Kuvert in die
Hand gedrückt und fünf Dollar.«
    Billy I. hatte nach einem Brieföffner gegriffen und war dabei,
den Umschlag aufzuschlitzen.
    »Vorsichtig, damit keine Fingerabdrücke auf den Inhalt
kommen!« sagte Jim.
    Billy I. ließ den Brieföffner sinken. »Mach du den
Umschlag auf, Jim.«
    Der Inhalt des großen Umschlags, bestehend aus Fotos und
gefalteten Briefbögen, wurde auf den Tisch geschüttet. Es waren
Hochglanzabzüge in Schwarzweiß. Die Briefbögen waren mit
Schreibmaschine beschriftet. Die Entführer hatten aus irgendeinem
Grunde enge Zeilenabstände verwendet.
    Jim ergriff einen Kugelschreiber und zerteilte den Packen, der
vor uns lag. Sorgsam achtete er darauf, daß seine Finger weder mit den
Fotos noch mit den Briefbögen in Berührung kamen. »Ich werde das
nachher einzeln in durchsichtige Plastikhüllen stecken«, sagte er.
»Aber sehen wir's uns erst einmal an!«
    Es waren zwei Seiten mit komplizierten Anweisungen, was wir zu
welchem Zeitpunkt wo zu tun hatten, um Debbie wiederzubekommen. Auf den
Fotos waren die Treffpunkte abgebildet, jedes Foto trug
handschriftliche Vermerke in rotem Fettstift. »Hier vier Minuten
warten«, hieß es auf einem Foto. »Am Ende jeder Minute zweimal das
Fernlicht einschalten.« Insgesamt waren es elf Fotos. Alle waren
numeriert. Auf dem Foto Nummer elf war eine Straßenecke zu sehen. Die
Aufnahme schien irgendwo am Stadtrand gemacht worden zu sein. Freies
Land war zu sehen und einige Bäume im Hintergrund. Von der Straße
führte eine rote Linie, die mit einem Stift aufgemalt worden war, zu
den Bäumen. »Diesen Weg geht Mangan allein«, lautete der Begleittext.
»Zehn Minuten später schicken wir Deborah Mangan raus. Und versuchen
Sie keine Tricks. Wir warnen Sie!«
    Insgesamt war es ein ziemlich schwer durchschaubares Netzwerk
von Anweisungen, mit denen ich allmählich zu Treffpunkt Nummer elf
durchgelotst werden sollte.
    Billy betrachtete das Foto Nummer eins. Seine Hand krampfte
sich zusammen. »Man sollte die Burschen mit ihren eigenen Fotos
füttern, bis sie dran ersticken«, sagte er mit unterdrückter Wut.
»Weißt du, was hier draufsteht?« Er kippte das Foto, das er an den
Kanten hielt, in die Vertikale. »Mr. Mangan, herzlich willkommen in
Houston, der Stadt des Booms.«
    Frank Cunningham hatte sich über einen der beiden Briefbögen
gebeugt. »Hier steht, daß der Austausch diesen Donnerstag erfolgen
soll. Wir haben also nur noch drei Tage.« Er deutete auf mich. »Es wird
Zeit, daß er seine Zahnbürste einpackt.«
    Billy I. kommentierte den Beitrag mit einem unverständlichen
Fluch.
    Jim hatte eines der Fotos mit dem Kugelschreiber zur Seite
geschoben. »Ich hab' den Eindruck, das hat kein Amerikaner
geschrieben«, sagte er. »Schau mal her, Billy.« Er führte die Spitze
des Kugelschreibers an den handschriftlichen Vermerk, der auf das Foto
gekritzelt worden war. »Er hat für Fernlicht den Ausdruck ›Headlamps‹
gebraucht. Wenn er Amerikaner wäre, hätte er ›Headlights‹ gesagt.«
    »Vielleicht ein Europäer«, sagte Billy I.
    »Warum reden wir um den heißen Brei herum?« meinte Frank und
musterte mich, als steckte ich mit den Entführern unter einer Decke.
»Wenn's kein Amerikaner ist, dann ist es ein Engländer. Wie sagt man
auf den Bahamas, Mangan. Headlamps oder Headlights ?« Er konnte es nicht
lassen, auf mir herumzuhacken.
    »Auf den Bahamas sind beide Bezeichnungen gebräuchlich«, sagte
ich. »Aber der amerikanische Sprachgebrauch ist vorherrschend, weil die
meisten Touristen Amerikaner sind.«
    Billy I. stand auf. »Ich gehe jetzt ins Bett«, verkündete er.
»Wir treffen uns morgen früh Punkt zehn unten in meinem Büro. Jim, du
kümmerst dich darum, daß dieser Konferenzraum auf den Kopf gestellt
wird. Ich will wissen, ob es Wanzen hier gibt oder nicht.« Mit
federndem Schritt ging er zur Tür. Der nächtliche Dauerstreß schien ihn
in keiner Weise ermüdet zu haben. An der Tür angekommen, drehte er sich
um. »Wo wirst du schlafen, Tom? Hat Jack dir ein Hotelzimmer
reserviert?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wir fahren zu mir nach Hause«, sagte Billy und sah mich mit
zusammengekniffenen Augen an. »Früher gab man den Leuten eine letzte
Zigarette. Wir geben dir ein Bett.«

Dreizehntes
Kapitel
    D er Morgen kam. Es war Dienstag. Noch nicht
sehr hell, wie ich mit einem Blick nach draußen feststellte. Ich hatte
drei Stunden geschlafen und fühlte mich zerschlagen. Das Gefühl der
Zerschlagenheit

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