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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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der rechte, war so ausgelatscht, daß ich
ihn mehrere Male verlor. Ich überlegte, ob ich auf die Schuhe nicht
ganz verzichten sollte, um schneller voranzukommen. Aber ich verwarf
die Idee wieder. Meine Fußsohlen waren nicht ans Barfußlaufen gewöhnt.
    Stöhnend und fluchend quälte ich mich weiter. Meine Zuversicht
schwand, als mir klarwurde, daß ich keine bestimmte Richtung einhielt.
Die Sonne war nicht zu sehen, es gab keine Möglichkeit, meine
Fluchtroute zu bestimmen. Wenn ich Pech hatte, rannte ich meinen
Verfolgern geradewegs in die Arme, indem ich bei meinem Ausflug in den
Sumpf einen großen Kreis beschrieb. Was jetzt mein Leben hätte retten
können, war ein Haus. Ein Haus mit Telefonverbindung. Dort konnte ich
erfahren, wo ich eigentlich war, und ich konnte Billy Cunningham
verständigen. Billy würde einen Schwarm von Hubschraubern zu mir
beordern, und die Polizei würde sich in Marsch setzen, um das Nest der
Entführer auszuheben. Noch bevor die Ordnungsmacht dorthin gelangte,
würden die Cunninghams mit Robinson und seinen Gehilfen aufräumen. Ich
stellte mir vor, daß Robinson bei dieser Säuberungsaktion einer
schnellen Kugel zum Opfer fallen würde. Er würde nach seiner Waffe
greifen und nach texanischer Sitte umgeblasen werden, bevor er die Hand
am Halfter hatte.
    Ungut bei meinem Wunschtraum blieb die Tatsache, daß das
ersehnte Haus mit Telefon nicht auftauchen wollte. Es gab in diesem
Morast überhaupt kein Haus. Und es gab keine Straßen, die zu Häusern
führen konnten. Es gab nicht einmal Wege oder Trampelpfade. Keine
Telegrafenmasten und keine Lichtmasten, die zu menschlichen
Ansiedlungen führten. Nichts. Nur Sumpf, Büsche und Bäume. Nachdem ich
eine halbe Stunde lang gelaufen war, blieb ich stehen. Ich konnte nicht
mehr. Wie ich schätzte, hatte ich ungefähr fünf Kilometer hinter mich
gebracht. Wenn man rechnete, daß ich nicht ganz geradeaus gelaufen war,
dann war ich vielleicht drei Kilometer von dem Haus entfernt, in dem
ich gefangen gewesen war. Ich untersuchte die Flinte und fand ein
ledernes Reservemagazin mit Patronen. Ich lud beide Läufe und sicherte.
    Dann vernahm ich die Rufe. Ich hastete in den nächsten Bach
und watete das schlammige Bett entlang, in der Hoffnung, auf diese
Weise den Spürhunden die Witterung zu erschweren. Als der Bach eine
scharfe Biegung machte und in die Richtung zurückführte, aus der die
Rufe gekommen waren, erklomm ich die Böschung. Die Sonne war am
milchigen Himmel erschienen. Ich wandte mich nach Süden.
    Nachdem ich ein größeres Wiesenstück mit Buschwerk und kleinen
Hügeln überquert hatte, gelangte ich an einen Wasserlauf.
Schnellfließendes Wasser mit Strudeln. Zu tief, um hindurchzuwaten, zu
breit, um hinüberzuschwimmen. Wenn ich erst einmal in den Fluten
ruderte, war ich für meine Verfolger ein leichtes Ziel. Sie würden mich
abknallen wie eine Ente. Ich rannte an der Böschung des Flusses
entlang. Als ich auf dichtes Buschwerk stieß, bog ich in eine offene
Wiese ab.
    Ich hatte keine Wahl. So rannte ich geradeaus. Ich hörte den
Ruf. Ein Schuß folgte. Dann sah ich die beiden Männer, die durch das
hüfthohe Gras auf mich zuliefen. Sie kamen von zwei Seiten. Ich blieb
stehen, hob die Schrotflinte und zielte sorgfältig auf einen der
beiden. Während der Schuß losging, tauchte er weg. Rufe waren zu hören.
Es blieb unklar, ob ich getroffen hatte.
    Wieder lief ich los. Es gelang mir, das Waldstück zu
erreichen, das die Wiese begrenzte. Ich blieb stehen und sah zurück.
Die beiden Männer waren mir gefolgt, auf dem hinteren Teil der Wiese
erschien ein weiteres Dutzend. Ich lud nach und gab einen Schuß ab.
Wieder gingen meine beiden Verfolger in Deckung. Die Männer im hinteren
Teil der Wiese, die außerhalb meiner Schußweite waren, begannen
auszuschwärmen, um mich in die Zange zu nehmen.
    Ich rannte, bis das Stechen in meinen Lungen unerträglich
wurde, glitt über Feldsteine und Baumwurzeln. Meine Füße schmerzten.
Mit einer raschen Bewegung entfernte ich die Dornen, die sich in der
Sohle festgetreten hatten. Ich wußte, daß meine Flucht ihrem Ende
zuging. Ich ließ jetzt eine blutige Spur hinter mir, die leicht zu
verfolgen war. Mühsam erklomm ich eine Anhöhe. Bevor ich ganz oben war,
brach ich zusammen. Ich rollte mich unter das Buschwerk, das sich um
den Stamm eines Baums rankte.
    Die Stunde der Wahrheit war gekommen. Wenn ich Glück hatte,
würde es mit einem einzigen Schuß vorüber sein. Warum ihnen die
Genugtuung

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