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Bahama-Krise

Bahama-Krise

Titel: Bahama-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Desmond Bagley
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geben? Ich tastete nach der Flinte neben mir. Dann spürte
ich den Stiefel, der mein Handgelenk auf den Boden nagelte. Ich wälzte
mich herum und starrte hinauf. Über mir stand ein großgewachsener Mann,
er hielt ein Gewehr in der Armbeuge.
    »Mach's kurz«, sagte ich.
    Er betrachtete mich verständnislos. »Warum haben Sie's so
eilig?« fragte er schließlich.
    Ein dunkelhaariges Mädchen war neben ihn getreten. Sie trug
enge Jeans. Die Zipfel ihrer Bluse waren unter ihrem Busen
zusammengeknüpft. Das konnten nicht Robinsons Leute sein, schoß es mir
durch den Kopf. Dann hörte ich die Rufe, die aus dem Wiesenstück
herüberschallten.
    »Sie werden mich töten!« keuchte ich.
    »Wen meinen Sie?« sagte er mit mildem Interesse.
    »Ich weiß nicht, wie die alle heißen. Einer heißt Leroy. Sie
haben meine Frau gefoltert.«
    Die Rufe kamen näher, und der Mann, der über mir stand,
bemerkte meine Angst.
    Er schien ratlos. »Wo war das?« fragte er schließlich. »Wo hat
man Ihre Frau gefoltert?«
    Ich hob meinen freien Arm und wies in die Richtung. Er wandte
sich zu dem Mädchen. »Vielleicht meint er die Ainslees«, sagte er.
    Sie blickte auf die Ebene hinunter. »Es sind die Ainslees«,
sagte sie. »Ich kann Trace erkennen.«
    Der Mann über mir gab mein Handgelenk frei. Er bückte sich und
nahm meine Flinte auf.
    »Haben Sie Munition?«
    Ich deutete auf das Magazin. »Noch sechs Schuß, außer den
beiden im Lauf.«
    »Das genügt. Können Sie auf den Baum klettern?« Er betrachtete
meine blutigen Füße.
    »Ich kann's versuchen.«
    »Versuchen genügt nicht, Sie müssen's auch schaffen.« Er gab
dem Mädchen meine Doppelflinte und das Magazin. »Du gehst hinter den
Felsen, bis ich rufe!« wies er sie an.
    »Okay, Vater.«
    Er half mir den Baum zu erklimmen. Für einen alten Mann war er
erstaunlich stark. »Bleiben Sie im Geäst, zur Böschung hin«, sagte er.
»Verstecken Sie sich in den Blättern, so gut es geht.«
    Ich tat wie geheißen. Das Wiesenstück konnte ich unter dem
Blattwerk hervor nicht mehr erkennen. Aber die Zweige unter mir gaben
den Blick auf den alten Mann frei. Ich sah, wie er aus dem Schatten des
Baums heraustrat und auf das Wiesenstück hinunterblickte. Dann war das
Schnaufen eines Mannes zu hören.
    »Stehenbleiben, Trace!«
    »Mach doch keinen Unsinn, Dade.«
    »Wie ich gesagt habe. Stehenbleiben, oder ich schieße!« Der
Lauf des Gewehrs war auf meinen Verfolger gerichtet.
    »He, Leroy!« schrie der Fremde. »Komm her, der alte Dade ist
hier.« Das Rascheln von Gras war zu hören. Dann kam die Stimme von
Leroy. »Tag, Dade.«
    »Was jagt ihr beide eigentlich, Leroy?« sagte Dade.
»Stachelschweine können's kaum sein, ihr habt keine Hunde dabei. Und
für Rotwild macht ihr reichlich viel Krach.«
    »Wir sind hinter einem verdammten Hurensohn her. Haben eine
kleine Rechnung zu begleichen.«
    »Egal, hinter wem ihr her seid«, sagte Dade. »Ich habe euch
gesagt, daß ich euch auf meinem Land nicht mehr sehen will! Ich habe
euch gesagt, daß ich euch den Arsch aufreiße, wenn ihr noch einmal
einen Fuß auf meinen Grund und Boden setzt.«
    »Du verstehst das nicht«, sagte Leroy. »Der Mann, hinter dem
wir her sind, hat Earl umgelegt. Und dann hat er Tukey aufgeschlitzt.
Tukey macht's nicht mehr lange, Belle ist bei ihm.«
    »Wenn Belle sich um ihn kümmert, ist er so gut wie tot«, sagte
Dade trocken. »Und ihr haut jetzt ab!«
    Leroy schaute sich suchend um. »Glaubst du, du kannst es mit
uns beiden aufnehmen?«
    »Ich bin nicht allein«, sagte Dade. »Ich habe sechs Leute mit,
die nur darauf warten, euch abzuknallen.«
    Leroy grinste. »Das beweis uns mal.«
    Dade nahm einen Apfel aus der Tasche. »Paß auf, Leroy!« Er
warf den Apfel in die Luft. »Schieß!«
    Hinter dem Felsen, wo sich das Mädchen verbarg, erscholl ein
Schuß. Der Apfel zerbarst in der Luft.
    »Jetzt stell dir vor, du wärst der Apfel gewesen«, sagte Dade
ruhig. »Und dabei wäre dein Kopf sogar ein viel besseres Ziel.« Seine
Stimme wurde scharf. »Ich sag's nicht noch ein drittes Mal! Runter von
meinem Land! Dort geht's hinaus.« Seine Hand wies auf die Baumgruppe am
anderen Ende der Wiese.
    Leroy starrte verunsichert auf die Mündung des Gewehrs, das
auf sein Herz zielte. Er lachte gezwungen. »Schon gut, Dade. Aber eines
sag ich dir, du hörst noch von uns!«
    Der alte Mann zuckte die Schultern. »Du darfst dich wieder
vorstellen, wenn dir nicht mehr die Scheiße aus den Hosen kommt.« Er
trat auf ihn zu und spuckte

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